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04.10.2018
Buchtipp: Metropolenmacher
Berlin und seine Bauherren. Als die Hauptstadt Weltstadt wurde
Jetzt geht es einmal nicht um die Baumeister – jetzt soll von den Bauherren und ihrem Beitrag zu Architektur und Städtebau die Rede sein! „Berlin und seine Bauherren. Als die Hauptstadt Weltstadt wurde“ bricht eine Lanze für Männer von „entschlossenem Unternehmergeist“, die gute Architektur überhaupt erst möglich machten. Und die – der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem 19. Jahrhundert – ganz entscheidend am heutigen Stadtbild Berlins Anteil hatten. Tatsächlich ist der Ruf von Bauherren ambivalent. Dem Bild der „kultivierten Bauherrenpersönlichkeit“ steht die Kritik am schönen Schein repräsentativer Fassaden entgegen. Gegen Bodenspekulanten, die über Nacht reich wurden, regte sich auch schon um 1900 empörter Protest.
Die Architekturhistoriker Wolfgang Schäche und David Pessier widmen sich, zusammen mit ihrem Co-Autor, dem Berliner Immobilienentwickler Daniel Ralf Schmitz, sechs repräsentativ ausgewählten Bauherren wohlwollend. Die Auswahl der Protagonisten und ihrer Bauprojekte wird dem Anspruch der Autoren, den Beitrag von Bauherren an der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung Berlins zu verdeutlichen, durchaus gerecht. Und sie bietet eine hochinteressante Perspektive auf die Berliner Stadtbaugeschichte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik.
Den Anfang macht Carl August Heinrich Sommer (1801–73). Er kaufte im Jahr 1842 Grundstücke am Pariser Platz und beauftragte den unter Friedrich Wilhelm IV. zum Architekten des Königs ernannten Friedrich August Stüler (1800–65) mit deren klassizistischer Bebauung. Auf die Stadtentwicklung wirkte der Baupionier Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde (1822–96) ein. Er gab dem heutigen Ortsteil Lichterfelde seinen Namen und prägte das stadträumliche Gefüge von Wilmersdorf und Friedenau. Auf elitäres Wohnen zielte der Kaufmann Carl Heinrich Wilhelm Conrad (1822–99) mit der Villenkolonie Alsen am Wannsee. Und auch dem Kölner Wilhelm Walther (1857–1917) verdanken die Berliner zahlreiche Villen und Landhausbauten, vorwiegend im Stadtteil Grunewald.
Um Wohnungsbau im großen Maßstab hat sich Georg Haberland (1861–1933) verdient gemacht. Als „Pionier des westlichen Berlins“ lobte ihn die Presse für städtebauliche Großprojekte wie die Gartenstadt am Rüdesheimer Platz, das Bayerische Viertel in Schöneberg oder die Siedlung Tempelhofer Feld. Für andere wiederum war er der „König der Berliner Bauspekulanten“.
Als berlinernden Selfmade-Man mit rosa Nelke im Revers beschreiben die Autoren schließlich Heinrich Mendelssohn (1881–1959). Der jüdische Bauunternehmer, der in den 1930er-Jahren vor den Nazis nach Großbritannien flieht und 1946 zurückkehrt, ist der letzte in der chronologischen Kapitelfolge des Buches. Mit dem Europa-Haus am Anhalter Bahnhof, dem Haus am Zoo, dem Kino Capitol oder dem Amerikahaus am heutigen Theodor-Heuss-Platz prägte er die Architektur der Stadt in den 1920er-Jahren und arbeitete unter anderem mit Architekten wie Hans Poelzig und Walter Gropius zusammen.
Dank der Gliederung in gut lesbare Kapitel mit sprechenden Titeln ist das Buch niedrigschwellig, auch wenn der großformatige Band mit seinem grau-grünen Leineneinband samt Schutzumschlag eher wuchtig wirkt. Den Zugang erleichtert auch die reiche Bebilderung des Buches. Fotografien, Postkarten, Zeichnungen, Stadt-, Lage- und Bebauungspläne zeigen Projekte aus einer entscheidenden Phase der Stadtbaugeschichte, die das Bild Berlins bis heute prägt.
Text: Philipp Bürger
Berlin und seine Bauherren. Als die Hauptstadt Weltstadt wurde
Wolfgang Schäche, Daniel Ralf Schmitz, David Pessier
jovis Verlag, Berlin 2017
224 Seiten
ISBN 978-3-86859-486-7,
48 Euro
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In Anlehnung an die bekannte Reihe „Berlin und seine Bauten“ wirft das Buch einen gezielten Blick auf sechs Bauherren, die entscheidenden Einfluss auf das heutige Stadtbild Berlins hatten.
„Plan vom zukünftigen Berlin nach den Entwürfen von Carstenn-Lichterfelde“, 1892
Bayerisches Viertel, Ansichten der im „Nürnberger Stil“ gestalteten Eckhäuser Haberlandstraße 4 und 10
„Europahaus“, Nachtaufnahme mit Lichtreklame, Aufnahme 1931
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