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10.08.1999
Wahnsinnige Schönheit
Berlin diskutiert über eine Gedenkstätte für die Opfer des NS-Euthanasie-Programms
Der Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen hat ein „Museum der Wahnsinnigen Schönheit” in einem „Haus des Eigensinns” vorgeschlagen. Das Museum soll am authentischen Ort entstehen - auf dem Grundstück der Villa in der Berliner Tiergartenstraße 4, von der aus die „Aktion T4” operierte. Im Rahmen der Diskussion um das Mahnmal für die ermodeten Juden Europas und die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma fällt wieder Licht auf die brutale Ermordung fast 200.000 als „lebensunwert” bezeichneter psychisch Kranker zwischen 1939 und 1945.
Die Berliner Architekten Andreas Hierholzer und Max von Rudzinski hatten bereits 1997 Pläne für ein Gebäude auf dem oben genannten Grundstück am Berliner Kulturforum vorgelegt. Die Stiftung „Haus des Eigensinns” hatte die Architekten mit dem symbolischen Bau beauftragt, damals noch als Diskussionsanstoß gedacht. Am 22. Juni 1999 überreichte die Stiftung dem Berliner Senat ein Schreiben mit der Bitte, das Grundstück neben der Philharmonie kostenlos zur Verfügung zu stellen. Würde Finanzsenatorin Fugmann-Heesing das Gelände freigeben, könnte es zu einer Realisierung des Projekts kommen.
Da man unter den Gehwegplatten noch Reste der Fundamente des Altbaus vermutet, sollte der geplante Mahnmal- / Museumsbau nur auf den Boden aufgestützt werden, um die Originalsubstanz nicht zu gefährden. Geplant ist ein filigraner, kreisrunder Stahlring aus zwölf Pylonen, von denen das gesamte Gebäude abgehängt wird. Die Außenhautverkleidung aus Metall zeigt, daß sich der Bau nicht über die Kommunikation mit der Außenwelt definieren will. Die Innenseite des Rings ist verglast und gewährleistet so die Belichtung der Räume. Auf ca. 1.000 Quadratmeter verteilt, sind die Dokumentation der „Aktion T4” und in einer eingehängten Galerie die Präsentation der „Sammlung Prinzhorn” mit Bildern psychisch kranker Künstler geplant.
Zur Finanzierung stehen 1,7 Millionen Mark von der Stiftung zur Verfügung, weitere 1,7 Millionen soll der Bund zum Bau beitragen. Bisher gibt es ausschließlich eine in den Boden eingelassene Gedenkplatte vor dem im Krieg zerstörten und danach abgetragenen Haus, in dem die „Aktion T4” ihren Stützpunkt hatte.
Ein weiteres Modellfoto ist als Zoom-Bild hiinterlegt (Quelle: Stiftung „Haus des Eigensinns”).
Eine eigene Website informiert über die Hintergründe der Stiftung und die bisherigen Planungen zum „Haus des Eigensinns“
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