Das ehemalige Stahlwerk Belval in Esch-sur-Alzette in Luxemburg zählt zu den größten Konversionsprojekten in Europa. In der einstigen Industrieanlage wird heute Wissen vermittelt, geforscht, entwickelt und gewohnt. Zwischen den Hochöfen haben sich zahlreiche Unternehmen sowie einige Fakultäten der 2003 gegründeten Universität Luxemburg angesiedelt, viele der leeren Hallen wurden bereits umgebaut und um neue Gebäude ergänzt. Diverse Eingriffe in den öffentlichen Raum sollen darüber hinaus dessen Aufenthaltsqualitäten verbessern und die alten Strukturen mit den neuen Nutzungen in Bezug setzen.
Eine dieser Interventionen wurde von der Pariser Architektin Inessa Hansch für den Uni-Campus entworfen: Sie hat die Typologie des Belvederes zeitgenössisch interpretiert und in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Bollinger + Grohmann (Tragwerk) und Goblet Lavandier & Associés éclairagistes (Beleuchtung) für drei Standorte begehbare Metallsstrukturen entwickelt. An strategischen Punkten in Randbereichen des Campus platziert, sollen sie diesen nicht nur rahmen, sondern als räumliche Vermittler dienen.
Die Belvederes sind schlicht im Aufbau, doch vielseitig im Gebrauch. Sie bestehen aus weiß lackierten Vierkantstäben, die zu 3,6 mal 3,6 mal 3 Meter großen Kuben verbunden wurden. Damit knüpfen sie formal direkt an die markanten Pfeilerelemente der benachbarten Hochofenanlage an. Die einzelnen Würfelmodule lassen sich je nach Nutzungsvorhaben verschieden anordnen und mit eingelegten Betonböden, Stufen, einsetzbaren Wand- und Gitterelementen sowie Sitzgelegenheiten ergänzen. So erweitern sie den öffentlichen Raum in die Vertikale und werden zu Aussichtsplattformen, Brücken, öffentlichen Treffpunkten, Informationsträgern oder nischenartigen Pausen- und Rückzugsorten.
Geplant sind drei unterschiedliche Figuren, von denen zwei bereits realisiert wurden: eine als Linie mit einer Bruttogrundfläche von 319 Quadratmetern und eine in U-Form mit 466 Quadratmetern. Letztere – die Structure A – rahmt einen kleinen Garten und grenzt unmittelbar an eine von mehreren Wasserflächen, die auf dem Gelände angelegt wurden. Sie erreicht mit ihren vier Ebenen eine Höhe von zwölf Metern und ermöglicht neue Perspektiven auf die umgebende Industriekulisse. Im „Erdgeschoss“ ist ein kleines Restaurant vorgesehen, und auch eine Leinwand ließe sich installieren, sodass aus dem Baukörper mit wenigen Handgriffen ein Freiluftkino werden kann. (da)
Fotos: Maxime Delvaux
Zum Thema:
Mehr zur Transformation von Belval in ein neues Stadtquartier in der Baunetzwoche #499.
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
latimer | 02.02.2019 16:20 UhrSchöne Aussicht?
Schickes Teilchen. Aber warum muss ich neben der fantastischen Struktur der Hochofenanlage eine begehbare Skulptur basteln?
Es ist bedauerlich, dass man nicht einfach den spektakulären Industriebau entsprechend nutzen und weiterbauen wollte (Beispiel: Landschaftspark Duisburg Nord). Jetzt wirkt das Neue etwas schwach neben der Kraft, die der imposante Ingenieursbau trotz aller Entnahme von Bauteilen noch hat.