Ein Arrangement aus hellgelben Backsteinwänden markiert den Eingang des „Buda Art Centre“ im belgischen Kortrijk – dagegen sehen die daneben stehenden Altbauten fast etwas düster aus. Gerade ist mitten in der kleinen Kunstmetropole der Provinz Westflandern nach zwei Jahren Bauzeit ein neues Projekt der belgischen Architekten 51N4E fertig gestellt und eingeweiht worden. Die umgebaute und erweiterte Textilfabrik, die ehemalige „Budafabriek“, ist – wie sollte es anders sein – jetzt ein Ort für die Kunst: Helle, große, schicke Studios und Ausstellungsräume stehen nun den „artists in residence“ als neues Zuhause zur Verfügung und bilden ein neues Epizentrum für die belgische Kunstszene; zur Eröffnung war unter anderem Chris Dercon anwesend.
Das Architektentrio Johan Anrys, Freek Persyn und Peter Swinnen hat den Erweiterungsbau – ein relatives großes Volumen mitten in der kleinteiligen Bebauung der Altstadt – durch zwei wesentliche Eingriffe städtebaulich angepasst: Über eine großzügige hofähnliche Ausparung in der Gebäudemitte, die als Loch den Baukörper quasi hohl erscheinen lässt, kann mehr als genügend Tageslicht tief in die Grundrisse geleitet werden. Der fünfeckige Innenhof erschließt über eine öffentliche Treppe eine Reihe von Räumen auf allen vier Etagen, darunter ein Kunstlabor, ein Raum für Musikveranstaltungen und eine Dachterrasse. Der Hauptteil dieses Gebäudevolumens besteht aus den umgenutzten und sanierten Bestandsbauten der ehemaligen Textilfabrik – die Architekten sehen diesen als wichtige Ressource für ein Kulturgebäude dieser Größe mit geringem Budget.
Der zweite Eingriff besteht aus dem zu Beginn genannten, offenen Pavillon am Straßeneingang. Der gelbe Stein ist einer direkte Referenz zu dem verbauten Originalsteinen. Für die Architekten beschreiben den Pavillon mit seiner neuen, alten Fassade „die Spitze des Eisbergs“.
Unter Bezugnahme auf die Vergangenheit bleibt die alte Tabakfabrik als Kunst- und Atelierzentrum ein Ort der Produktion – mit ansprechenden Materialien und Details. Während der gesamte Gebäudekomplex hauptsächlich ein introvertiertes Volumenspiel darstellt, steht die Dachterrasse im direkten Dialog mit der Stadt Kortrijk. Für 51N4E ist das „Buda Art Centre“ ein Werkzeug, um zu sehen, und kein architektonisches Objekt zum Betrachten. Es vermeidet ein Bild und schafft ein neues Umfeld für die Stadt. Dies wird einer der Gründe für die Architekten gewesen sein, keinen klassischen Architekturfotografen, sondern den belgischen Fotokünstler Filip Dujardin mit der Dokumentation zu beauftragen – eben von Anfang bis Ende ein typisches 51N4E-Projekt.
Fotos: Filip Dujardin
www.buda-eiland.be
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