Im ehemaligen Hafenviertel im Norden von Bordeaux entsteht ein Neubau nach dem anderen. Die Gegend um das so genannte Bassins à flot wird momentan entwickelt und lohnt immer mal wieder einen kritischen Blick. Kürzlich wurde ein Studentenwohnheim von GARDERA-D fertiggestellt, jetzt geht es um den zum Teil sozialen Wohnungsbau Tam Tam von Beckmann N’Thépé Architects aus Paris.
Für 7,3 Millionen Euro (ohne Steuer) entstanden auf einem ehemals industriell genutzten Areal im Bereich des alten Hafens 95 Sozial- und 18 Eigentumswohnungen. Sie wurden auf zwei Baukörper verteilt, dazwischen verläuft ein Fußweg. Was auffällt, ist der hohe Anteil an relativ kleinen Wohnungen – familienorientiert ist das Projekt demnach nur bedingt.
Dass es den Architekten bei ihrem Entwurf um einen Nachklang des industriellen Erbes des Ortes ging, zeigt die fabrikartige Erscheinung. Ein hoch aufragender Baukörper, diverse Einschnitte, außen liegende Treppen, Vor- und Rücksprünge – und das Ganze mit Wellblech verkleidet. Die Form scheint eher der funktionalen Dramaturgie industrieller Produktionsabläufe geschuldet als den Notwendigkeiten des sozialen Wohnungsbaus. Doch ein Blick auf die relativ konventionellen Grundrisse macht klar, dass die Wohnungseinheiten mit viel Geschick zugunsten einer aufregenden Architektur organisiert wurden.
Mit farbigen Markisen erzielten die Architekten hier genau den Effekt, der einen solchen Bau aus Blech und Sichtbeton aufpeppt. Diese Nonchalance zeichnet Projekte wie Tam Tam aus: Die Grundrisse hat man in dieser Form schon unendlich oft gesehen, doch die äußere Form wagt eine Inszenierung und zeigt Mut zur großen Geste. (gh)
Fotos: Olivier Amsellem
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