Schon vor ihrem Umbau wirkte die ehemalige Klöppelei in der Vorarlberger Gemeinde Wolfurt massiv, erst recht im Kontrast zur grünen Wiese direkt daneben. Nach jahrelangem Leerstand haben Baumschlager Hutter Partners aus dem benachbarten Dornbirn das Fabrikgebäude mit seiner grobkörnigen Betonfassade und einem weiten, ziegelgedeckten Satteldach bis 2023 saniert und revitalisiert. Nunmehr für Wohnungen umgebaut, zeigt sich das Haus durch sechs neue, doppelgeschossige Gauben mehr als mächtig.
Die Architekt*innen waren vom Bestandsbau, den Max Mathis 1949 errichtet hatte, sichtlich begeistert. So erhielten sie nicht nur die innere Tragstruktur aus Beton, wobei sie die Wände lediglich verputzen und die Decken weiß streichen ließen. Da es selbstverständlich eine neue Dämmung brauchte, entwarfen die Architekt*innen auch eine Fassade, die sich stark an das Original hält. Der verwendete Sichtbeton ist abermals brettergeschalt, und die Fenster entsprechen in Position, Dimension und Sprossenteilung ihren Vorgängern.
Die Freude am Sichtbeton war damit allerdings noch nicht aufgebraucht. Neben den Bestand setzten die Architekt*innen einen zusätzlichen Wohnungsneubau, der ebenso mit brettergeschalter Fassade aufwartet. Obwohl er eine annähernd gleiche Grundfläche einnimmt und auch vier Geschosse umfasst, wirkt er durch das Flachdach etwas zurückhaltender als sein Vorbild.
Um den neuen statischen Anforderungen im Bestand gerecht zu werden, musste das Gebäude unterfangen und um weitere Fundamente ergänzt werden, so das Büro. Das ursprüngliche Treppenhaus an der nordöstlichen Stirnseite blieb erhalten. Von dort aus sind die Wohnungen per Mittelgang erschlossen. Für die Dachgeschosseinheiten kam eine Massivholzkonstruktion zum Einsatz.
Insgesamt bietet das Ensemble auf gut 7.600 Quadratmetern Bruttogrundfläche (inklusive Untergeschoss) 35 Eigentumswohnungen. Laut der ebenfalls in Dornbirn ansässigen Bauherrin raumvier projektentwicklung reicht das Angebot von 40 Quadratmeter großen Einheiten bis zu einer Fünf-Zimmer-Wohnung mit knapp 150 Quadratmetern, die gleich zwei der mächtigen Gauben beinhaltet. Die Baukosten belaufen sich auf circa zehn Millionen Euro. (mh)
Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel
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peter | 10.04.2025 21:37 Uhrnaja
ein bild vom zustand vorher wäre schön gewesen. nur von den aktuellen fotos her überzeugt mich das projekt nicht wirklich - zuviel jetztzeit-design, der altbau zu tode überformt. es fehlt an spuren der vergangenheit.
man hätte wenigstens den alten beton innen roh lassen und damit alte und neue bauteile erlebbar machen können. außen verballert man für eine fragwürdige sichtbetonfassade tonnenweise c02 als reinen witterungsschutz (!), innen schämt man sich offenbar gleichzeitig für den vorhandenen sichtbeton und streicht ihn weiß an.
über die sensibilität der dachgauben und all der aalglatten 2010er boomer-details inkl. verdeckter dachrinnen schweigen wir mal lieber. das haus ist nicht lässig, sondern hat einen (design)stock im ...äh... unterm kittel.
und ja, ich habe selbst lange solche details gezeichnet, aber finde, es wäre langsam zeit für etwas anderes.