Neunzehn Parteien, ein knappes Grundstück und kaum Geld: Was nach den üblichen Bedingungen eines Baugruppenprojekts klingt, hat in der Ritterstraße in Berlin-Kreuzberg zu einem besonderen Ergebnis geführt. Die Architekten ifau, Jesko Fezer und Heide & von Beckerath (alle Berlin) haben die komplexen Anforderungen nicht einfach nur in einen Baukörper verwandelt, sondern ihnen auch in der Architektur formalen Ausdruck verliehen.
So verweisen die schmalen Umläufe auf die Entscheidung, statt individueller Balkone eine gemeinschaftliche Dachterrasse zu realisieren. Und erst die modulare Fassade aus Holzelementen ermöglicht es, mit vielfältigen Grundrissen kostengünstig auf die teils sehr unterschiedlichen Ansprüche einzugehen.
Städtebaulich reagieren die Architekten auf die heterogene Umgebung, in dem sie das Grundstück nicht abschotten, sondern die Freiflächen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Das sechsgeschossige Gebäude besteht aus einer reduzierten Stahlbetonkonstruktion und ist als Dreispänner ausgelegt. Auch der Ausbau wurde mit Rücksicht auf das Budget für alle Parteien vereinheitlicht und, bis hin zu offen geführten Installationen und Selbstbau im Wohnbereich, extrem sparsam realisiert.
Die hierfür notwendige gemeinsame Haltung aller Parteien kommt außerdem im großen Anteil an Gemeinschaftsflächen zum Ausdruck, vom Garten über einen flexibel nutzbaren, zweigeschossigen Raum bis hin zu Werkstatt und Waschküche. Dass alledem ein erhöhter Diskussionsbedarf zugrunde lag, verwundert kaum. Dafür können nun alle weiteren Angelegenheiten beim gemeinsamen Abendessen besprochen werden, für dessen Zubereitung sich die Sommerküche auf dem Dach ganz vorzüglich anbietet.
Fotos: Andrew Alberts
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Aron | 24.09.2013 11:18 UhrBaukosten
Laut Aussage von Tim Heide (HEIDE & VON BECKERATH Architekten BDA) bei der 40x40 Ausstellung des BDA Berlin zum Thema sozialer Wohnungsbau beträgt die Bausumme 2.100 Eur/qm- die anvisierten 2.000 Eur/qm wurden demnach nur knapp verfehlt.