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12.12.2024

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In einer unmöglichen Lücke

Baugruppenhaus in Berlin von DMSW Architekten


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Das Grundstück in Berlin-Neukölln galt als unbebaubar, sagen DMSW Architekten (Berlin) – und haben es trotzdem bebaut. Zwischen Karl-Marx-Straße und Thomashöhe schlossen sie eine baurechtlich komplizierte Lücke mit einem Wohn- und Gewerbehaus für eine Baugemeinschaft, der das Büro selbst angehört. Die Grundform des Sechsgeschossers irritiert auf den ersten Blick. Sie ist das Ergebnis sich überlagernder Stadtplanungen und aktueller Brandschutzregeln.

Ohne den planungsgeschichtlichen Hintergrund sei der Baukörper kaum zu verstehen, erklärt Michael Müller, Mitgründer von DMSW. Der Architekt hat für das Haus der Baugemeinschaft Mittelweg auch die Projektsteuerung mit seinem Unternehmen mrp (Berlin) durchgeführt. Nach alter Stadtplanung von 1915 sollte über die Parzelle am Mittelweg eine Straße geführt werden, parallel zur Karl-Marx-Straße und quer durch den Block. Prinzipiell ist diese Planung noch heute geltendes Baurecht, praktisch aber längst obsolet. So erteilte das Stadtplanungsamt die Genehmigung für einen Neubau über formal öffentlichem Straßenland.

Problematisch waren zwei Nachbarbauten, die auf den fiktiven Straßenverlauf reagieren – und ein nicht überbaubarer Abwasserkanal, der entlang des realen Blocks durch das Grundstück verläuft. DMSW rückten ihren Baukörper also von der Straßenflucht ab. Das ermöglicht einen schmalen Vorhof, führte allerdings auch zum nächsten Problem. Um den Brandüberschlag von der stumpfen Ecke des östlichen Nachbarbaus zu vermeiden, ist laut Vorschrift eine mindestens fünf Meter lange Brandwand nötig. Die Lösung: eine rechtwinklig hervorstehende Ecke am Mittelweg.

Auch Richtung Blockinnenraum war der Brandüberschlag maßgebend. Der Winkel der Hoffassade zur westlich angrenzenden Parzelle war zu spitz. Daher spiegelten die Architekt*innen ihre rechtwinklige Ecklösung auch auf diese Seite. Zugleich schnitten sie die Spitze des Volumens am Mittelweg ab, um die Loggien des nord-westlichen Nachbarn nicht zu verschatten.

DMSW zogen ins Erdgeschoss, mit Blick in den tieferliegenden Gartenhof. Zwei Einheiten im ersten Obergeschoss können dazu geschaltet werden. Die neun Eigentumswohnungen darüber sind in Ost-West-Richtung durchgesteckt. Zunächst habe man sich mit dem spitzwinkligen Grundriss schwergetan, so Müller. Vor allem die tiefen Loggien würden die Räume aber wie selbstverständlich zonieren.

Für sämtliche Freiflächen ist Landschaftsarchitektin Maria Simons verantwortlich, ebenfalls Partnerin bei DMSW. Der nun entsiegelte Garten soll sich an die Atmosphäre des angrenzenden denkmalgeschützten Hofs anlehnen. Simons gestaltete den Garten mit recycelten Steinbelägen, Moosböden und Waldkiefern. Auf dem Dachgarten wird mit Retentionsboxen Regenwasser gesammelt, der Rest in Rigolen im Hof abgeleitet.

Kürzlich wurde das Nachverdichtungsprojekt mit dem BDA Preis Berlin 2024 ausgezeichnet. In der Begründung betonte die Jury, dass die „hohe Qualität der Architektur“ trotz schwieriger Bedingungen und „deutlich unterhalb üblicher Marktpreise“ realisiert wurde. Knapp 3,8 Millionen Euro brutto (inklusive Sonderwunschkosten) hat der Stahlbetonbau mit Ziegelfassade in den KG 300 und 400 gekostet (etwa 2.700 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche). Die Bruttogrundfläche beträgt rund 2.100 Quadratmeter. DMSW waren für die Leistungsphasen 1-5 verantwortlich. Ausschreibung und Bauleitung übernahm das Berliner Büro Senftleben. (mh)

Fotos: Jan Bitter, Dawin Meckel, Maria Simons


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

peter | 17.12.2024 00:04 Uhr

@kommentar 1

genau das habe ich auch gedacht - der meister-eder-mäßige vintagelook der nachbarschaft ist doch um so vieles charmanter als der dahinter aufragende "architektur"-kasten.
auch das begrünte wdvs von bild 16 mit dem darüber kreisenden pleitegeier hat irgendwie was spannendes.

mir wird immer klarer: ich sollte meinen job wohl mal wechseln.

5

nummer | 13.12.2024 16:04 Uhr

eins

@2

beim blick auf den grundriss würde ich drei der fünf rückwärtigen zimmer doch eher als 'schräg' bezeichnen

4

Arcseyler | 13.12.2024 14:21 Uhr

.de

Endlich mal raus aus der eintönigen Berliner Stadtwohnung, wie auch immer. Der Wunsch der sich an jeder unregelmäßigen Ecke entzündet. Deshalb auch die Lofts und Dachwohnungen.

3

auch ein | 13.12.2024 13:48 Uhr

architekt

@1:
wo sehen sie ein schräges zimmer?
ausser dem Büro....
alles loggien die so gross sind dass sie recht gut nutzbar sind.
gut genutzte parzelle, lustig ist die "klötzchen-herleitung", ich dachte das macht man nur an der uni ;-)

2

ich frage | 13.12.2024 11:52 Uhr

mich

warum sieht man nicht einmal einen raumeindruck der 'schrägen' zimmer

1

stauBmeier | 12.12.2024 16:58 Uhr

Man ist geneigt,

in Bild 6 und12 den Neubau einfach wegzuretuschieren.
Auch die Tomaten in Bild 17 sind eine Wohltat für die Augen.

 
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