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06.03.2018

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Aus eins mach drei

Bauernhausumbau von Andreas Pizza in Uerzlikon


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Im Volksmund heißt es: Gut Ding will Weile haben. Diese nahmen sich die Bauherrschaft und der Architekt Andreas Pizza (Zürich), um der Renovierung eines 300 Jahre alten denkmalgeschützten Gebäudes gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Vier Jahre dauerte der Umbau eines Bauernhauses in ein Mehrfamilienhaus, der 2017 im Ortsteil Uerzlikon in der Schweizer Gemeinde Kappel am Albis vollendet wurde.


Ursprünglich waren in dem Bauernhaus ein Wohnbereich für eine Familie und eine Scheune untergebracht. Kellerräume sowie das Dachgeschoss wurden als Abstellplatz oder gar nicht genutzt. Der Umbau veränderte die Gebäudeabmessung nicht, doch wurden das gesamte Erdgeschoss, Dachgeschoss und Teile des Kellers zur Wohnfläche hinzugezogen, die sich dadurch von 124 auf 430 Quadratmeter vergrößerte. Zwei weitere Wohnungen kamen hinzu.


Hauptbauaufgabe war, mehr Licht ins Haus zu bringen, ohne die Typologie des Gebäudes zu verändern. Dabei wurde der ursprüngliche Wohnteil mit der Küche belassen und rekonstruiert. Im schmalen Wirtschaftsteil baute Pizza eine kleine Wohnung mit großen Fenstern ein. Der einst dunkle Dachboden ist nun ein helles Loft, das viel Licht durch die teilverglaste Giebelfassade und zwei langgezogene Schleppgauben erhält. 


Als Strukturelle Hauptmaßnahme des Umbaus weitete Pizza die thermischen Gebäudehülle auf die äußeren Flächen und Kanten aus. In der ehemaligen Scheune ersetzte er die Außenwände durch neue Holzständerwände, die Wände im ehemaligen Wohnbereich aus Fachwerk und Strickbau mit Kanthölzern dämmte er innen mit Zellulose und versah sie mit einer feuchteadaptiven Dampfbremse. Das ehemalige Sparrendach ersetzte er durch ein neues, das mit 20 Zentimeter Steinwolle gedämmt ist. (ksc)

Fotos: Aurel Martin


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

Petra Werner | 08.03.2018 09:50 Uhr

Sehr schön...

Also mit Verlaub, ich finde das Projekt schon sehr schön und auch die Frage nach dem Denkmalschutz etwas überflüssig. Natürlich ist das Ding radikal transformiert, aber wäre ein Abriss, siehe Mengen, besser gewesen?

Insofern sind auch die Botox-Vegleiche irgendwie daneben, denn in ein paar Jahren, wenn die Materialien ihren unangenehm neuen Glanz verloren haben, ist dieses Haus hier erst wirklich vollendet...

Bravo, Herr Pizza, lassen Sie sich nich ärgern von den nörgelnden Kollegen aus dem Norden.

6

Johann Maier | 08.03.2018 06:58 Uhr

Das Grauen

Manche Architekten haben ein wie es scheint unerschöpfliches Repertoire, leider aber kein Konzept, in das sie ihre Gestaltungswut kanalisieren können, ganz zu schweigen von einem Gespür für denkmalgerechte Sanierung.

Schade um das Haus.

Diese Vorgehensweise ist ein echter Rückschritt.

5

peter | 07.03.2018 18:18 Uhr

@Ben

Zugegeben, der Denkmalschutz in D funktioniert nicht immer gut, was sicher auch daran liegt, dass es beim Denkmalschutz immer um Kompromisse geht, die "Hardlinern" der einen oder anderen Seite oft eben nicht schmecken.

Hierzulande erlaubt der Denkmalschutz aber auch den Abbruch stattlicher 300-jähriger Fachwerk-Hauszeilen in einem Stadtzentrum (Mengen in Oberschwaben) an der Hauptstraße - Interessierte mögen googlen: "Abriss Hauptstraße Mengen" führt zu einem Artikel der Schwäbischen Zeitung. Das ist gar nicht überstreng, sondern im Gegenteil bestürzend, dass Gemeinden, die Kriege und Feuersbrünste unbeschadet überstanden haben, aus Ideenlosigkeit und Profitinteresse ihre Geschichte tilgen.

4

peter | 07.03.2018 17:11 Uhr

@0815

Ähnliches habe ich mir auch gedacht. Denkmalschutz geht anders - hier wurde die Substanz schon sehr rabiat behandelt. Das alte Haus stand anscheinend ohne wesentliche Veränderungen 300 Jahre, jetzt hat der Bauherr zuviel Geld und krempelt alles auf links. Von innen finde ich es, gerade auch mit Blick auf Material und Detail, noch recht gelungen, wenn auch hier schon recht viel Substanz vernichtet worden sein dürfte. Haarsträubend sind die Einbausteckdosen in den historischen Wandtäfern.

Von außen ist es mir zuviel (teilweise unverständliche) Veränderung: Fensterläden entfernt, Giebel völlig verändert, Reko-Kitschgeländer am Eingang. Das Haus hatte vorher viele liebevolle und authentische Details (z.B. originale Eingangstreppe), die man hätte aufarbeiten können statt sie im Sinne von "improved history" weg- und "schön" zu rekonstruieren. Schade um die historische Substanz, die großflächig sinnlos geopfert wurde. Besonders skurril: der einen Dachziegel breite Rahmen um die Solaranlage auf der Gaube...

Das Haus wirkt auf mich insgesamt wie eine alte Lady, die sich das Gesicht liften, die Lippen aufspritzen und die Brüste mit Silikon nachfüllen lässt. Ich mag so etwas nicht. Und das ist gar nicht schweizerisch.

3

0815 Architekt | 07.03.2018 13:51 Uhr

Denkmalschutz No.2

Natürlich sind das schöne Bilder und Räume, sicher wohnt man gern darin.
Aber was ist von dem 300 Jahre alten Gebäude an Charakter geblieben? So gut wie nichts, man wähnt sich fast im Neubau. Ich bin froh, dass bei uns die Denkmalbehörden manchmal (jedoch auch nicht konsequent genug) verindern. Es wird doch auch bei uns einfach gemacht und die denkmalrechtliche Erlaubnis nicht mal eingeholt...

2

Ben | 07.03.2018 10:41 Uhr

Denkmalschutz

Ein sehr schönes Projekt, wie viel Wohnqualität doch durch eine großzügige Dachgaube gewonnen werden kann. -Hierzulande erlaubt der Denkmalschutz teilweise nicht mal ein Dachflächenfenster! Bauherr in der Schweiz müsste man sein...

1

Designer | 06.03.2018 19:36 Uhr

kaum zu glauben

... dass man aus so einem alten, schon fast heruntergekommenen Haus noch so was nettes, schönes machen kann. Mit den alten Bildern im Vergleich ist das sehr beeindruckend.

 
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Der Wunsch nach modernem Wohnen in alter Struktur verbunden...

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