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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Baudenkmal_in_Gelsenkirchen_vor_dem_Abriss_-_mit_Kommentar_22928.html

27.02.2006

Hans-Sachs-Haus

Baudenkmal in Gelsenkirchen vor dem Abriss - mit Kommentar


Wie die Süddeutsche Zeitung am 25. Februar 2006 meldete, soll das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen, ein Baudenkmal aus den 20er Jahren, abgerissen werden. Die Sanierungsarbeiten des 1927 von Alfred Fischer erbauten Rathauses sind für die Stadt zu teuer geworden.

Auf Initiative des früheren CDU-Bürgermeisters Oliver Wittke sollte der monumentale Rathausbau saniert werden. Ursprünglich waren hierfür 22 Millionen Euro vorgesehen. Unvorhersehbare Bauschäden führten zu einer Erhöhung der Kosten, die man nun mit 81 Millionen Euro veranschlagte. Nach dem Wechsel im Amt des Bürgermeisters sah sich der Nachfolger von der SPD, Frank Baranowski, nun mit geschätzten 143 Millionen Euro für die Sanierung- und Restaurierung des Gebäudes konfrontiert. Da die Stadt Gelsenkirchen einen solchen Betrag nicht aufbringen kann, sieht Baranowski keinen anderen Weg, als das Gebäude abzureißen. Seitdem ist in Gelsenkirchen ein Kulturstreit pro und contra Erhalt bzw. Abriss entbrannt.

Das Hans-Sachs-Haus des Essener Architekten Alfred Fischer ist trotz seiner expressionistisch anmutenden Backsteinfassade der neuen Sachlichkeit verpflichtet und galt zur damaligen Zeit als vorbildlicher Zweckbau. Seine sechs Stockwerke, sein zehn Geschosse zählender Turm und seine dunkle Farbe lassen den Bau nach wie vor monumental und wuchtig erscheinen. Max Burchartz, Maler und Bauhäusler, schuf die farbliche Gestaltung, die erstmals in einem öffentlichen Gebäude zur Orientierung über die einzelnen Etagen eingesetzt wurde. Anhand der Grundfarben Rot, Blau und Gelb sollten die Besucher sich orientieren können.

Kommentar

Wie so oft gründen sich widersprüchliche Erhaltungs- und Abrissabsichten von Baudenkmalen auf kommunalpolitisches Kalkül. Oftmals werden Entscheidungen und Errungenschaften des Amtsvorgängers aus parteipolitischem Interesse revidiert und rückgängig gemacht, ohne dass noch über deren Sinn diskutiert würde. Leider lassen sich Abrisse von bedeutenden Bauwerken im Sinne der Denkmalpflege eben nicht revidieren, sondern sie führen zu endgültigen Verlusten.

Oft werden Bau- und Sanierungsaufträge an Firmen vergeben, die im Verlauf der Arbeiten „unvorhersehbare“ Schäden feststellen, die dann die Kosten explodieren lassen. Als ob alte, marode Bauten solche Schäden nicht erwarten ließen und diese nicht von vorn herein einzukalkulieren wären. Ganz „überraschend“ befindet sich der Bauherr dann in der Zwickmühle zwischen exorbitanten Nachzahlungen oder politischem Gesichtsverlust. Die öffentliche Hand prädestiniert sich dabei immer mehr für ausufernde Nachforderungslitaneien, die oftmals den Konkurs der Baufirma oder den Verlust des Gebäudes nach sich ziehen.

Beim Hans-Sachs-Haus mag das ein oder andere zutreffen, doch kann ein Abriss von „Gelsenkirchens wertvollstem Baudenkmal“ (SZ) nicht hingenommen werden. Zumal der Verlust von bereits investierten 24 Millionen Euro aus Steuergeldern kaum verantwortbar erscheint.

Arne Winkelmann


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