Die Architektur ist eine langsame Kunst. Gut so, werden viele sagen, schließlich müssen Städte und Landschaften mit den Ergebnissen ja auch einige Zeit leben. Und der Volksmund ergänzt: Gut Ding will Weile haben. Es ist dennoch ungewöhnlich, wenn ein Projekt einmal zwölf Jahre Planungsvorlauf zu verzeichnen hat, bis es dann doch zum ersten Spatenstich kommt.
Rem Koolhaas hat eine schöne Erklärung dafür: „Es ist ein Wunder, dass die Bauarbeiten endlich beginnen“, lässt sich The Rem zitieren. „Es gibt auch positive Resultate der Wirtschaftskrise, die drastisch gesunkenen Kosten von Materialien und Rohstoffen können lange laufenden Projekten wie diesem neuen Schwung geben.“ Am Hochhausprojekt De Rotterdam wurde vom O.M.A. allerdings auch nicht volle zwölf Jahre lang gearbeitet, vielmehr wurde die Ausführung nach erteilter Baugenehmigung (siehe BauNetz-Meldung vom 25. Januar 2001) aus finanziellen Gründen ausgesetzt. Seit 2007 sind die Planungen nun wieder aufgenommen worden und für Dezember 2009 ist der definitive Baubeginn angekündigt. „De Rotterdam“ wird Wirklichkeit.
Die drei untereinander verbundenen Hochhäuser werden direkt am südlichen Ende der Erasmusbrücke (UN Studio) errichtet: Auf dem Wilhelminapier zwischen dem geneigten Hochhaus von Renzo Piano und dem „Hotel New York“, einem der wenigen verbliebenen Altbauten dort, sowie dem World Port Center von Norman Foster. Willkommen in der Zoohandlung der Stararchitekten. Mit einer Höhe von 150 Metern wird das Ensemble jedoch noch höher sein als alles dort bislang gebaute, mit einer Nutzfläche von etwa 160.000 Quadratmetern wird „De Rotterdam“ gleichzeitig das größte Gebäude der Niederlande insgesamt. Das passt zu seinem Namen, den es von einem der (für damalige Verhältnisse) riesigen Passagierschiffe bekommen hat, mit dem die „Holland America Line“ Auswanderer in die USA brachte.
Die Kosten werden mit 340 Millionen Euro angegeben, mit einer Fertigstellung wird – so es keine weiteren Verzögerungen gibt – 2013 gerechnet. Um aber auf das Thema am Anfang zurückzukommen: Ist dies nun ein Gut Ding, das Weile haben wollte?
Die Renderings sprechen dieselbe Sci-Fi-Sprache, mit der uns bereits die Visualisierungen für St. Petersburg, Louisville oder Shenzhen erschreckt haben. Sollte dieses Gebäude in Rotterdam so gebaut werden, dann wäre die Skyline an der Maas – die trotz aller Neubauten in den letzten Jahren auf dem „Kop van Zuid“ doch immer noch relativ maßstäblich ist – künftig dominiert vom Hauptquartier von Darth Vaders Sturmtruppen. Aber die Realisierungen von Rem Koolhaas haben uns in den letzten Jahrzehnten doch mit einem vertraut gemacht: Die gebauten Ergebnisse des Büros sind um ein Vielfaches vielschichtiger als dessen Renderings. Er wird in „seinem“ Rotterdam wohl nicht von dieser Marschroute abweichen. (Florian Heilmeyer)
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moralist | 15.07.2009 14:29 Uhrklugsch******
off-topic:
kann man solche ergänzungen nicht auch ohne diese seltsame besserwisser-attitüde unterbringen?
es wird sich immer irgendjemand mit einem nischenwissen finden, der irgendwas weiss - ist doch schön so, oder?
da muss man doch florian heilmeyer keinen vorwurf machen.