In Cottbus findet am 3. September 2005 der Baubeginn für die Brandenburgischen Kunstsammlungen im ehemaligen Dieselkraftwerk im Goethe-Park statt. Der expressionistische Kraftwerkskomplex wird von Anderhalten Architekten (Berlin) umgebaut.
Von außen wird durch reduzierte und zurückhaltende Eingriffe die Gestaltwirkung des historischen Dieselkraftwerks kaum gestört. Ein schlichter, gläserner Kubus markiert als sichtbare bauliche Intervention den Eingang. Der kubische Baukörper ist in Form und Proportion dem Altbau entlehnt und fügt sich harmonisch in den Rücksprung der Kraftwerksfassade ein. Über die Eingangshalle erreicht der Besucher den ehemaligen Hof, dem nun als Foyer zentrale Verteilerfunktion zukommt. Über das Foyer werden die Bereiche der Serviceebene wie Information und Kasse, Buchladen, Vortragssäle, Café und die Ausstellungsebenen erschlossen.
Das dem Teich zugewandte Schalthaus mit seinen vielen kleinen Schaltnischen wurde zugunsten einer großzügigeren Raumorganisation entkernt. Zukünftig entstehen hier drei Ausstellungsräume zur ständigen Präsentation der Sammlung.
Im wesentlich größeren Maschinenhaus sollen die Wechselausstellungen stattfinden. Die große Maschinenhalle verfügt durch ihre großen Fensterfronten kaum über Hängeflächen, so dass die neuen Ausstellungsräume als geschlossene Kuben frei eingestellt werden müssen. Die historischen Außenwandflächen mit ihren thermischen Unzulänglichkeiten können dadurch unangetastet erhalten bleiben. Der Einbau einer zweiten Ebene ermöglicht die Realisierung von drei unterschiedlichen Ausstellungsräumen mit Ober- bzw. Seitenlicht.
Im Westanbau des Maschinenhauses sollen die Atelierflächen der Museumspädagogik untergebracht werden. Die Ausrichtung zum Stadtzentrum und das großflächig verglaste „Schaufenster zur Stadt“ verdeutlichen den Stellenwert und die Präsenz der Pädagogik im neuen Haus der Brandenburgischen Kunstsammlungen.
Der Umbau dieses kleinteiligen und schwierigen Industriebaus wurde hier auf äußerst erfreuliche Weise gelöst. Der Respekt gegenüber dem expressionistischen Solitär im Goethe-Park ist vorbildlich für vergleichbare Projekte mit Industriebauten.
Nachdem die Stadt Cottbus schon einige alte Webereigebäude entlang der Spree abgerissen hat, wird nun ein historischer Industriebau gerettet. Das Dieselkraftwerk am Amtsteich war 1928 von Werner Issel errichtet worden und steht seit 1975 unter Denkmalschutz. Werner Issel war die rechte Hand von Walter Klingenberg, dem wichtigsten Kraftwerksarchitekten der 20er Jahre, der das nach ihm benannte Kraftwerk in Berlin entworfen hat.
Die Wandflächen des Dieselkraftwerks sind durch die unterschiedliche Farbigkeit des in Blau- , Braun- und Rottönen schimmernden Eisenklinkers belebt. Neben den farblichen Akzenten hat Issel vor allem die Flächen durch eine expressive, plastische Ornamentierung gestaltet. Ein reizvolles Spiel von Licht und Schatten bietet die durchbrochene Abschlussmauer des Hofes, die nun als Eingangstor fungiert. Ein Element des späten Expressionismus, der auch als „Dreiecksmoderne“ bezeichnet wird, ist der Turm am Schalthaus, der als rautenförmiger Pfeiler die Mittelachse bildet.
Arne Winkelmann