Song Zhuang ist eine Künstlerkolonie in den östlichen Vororten von Peking und das wohl zumindest im Westen bekannteste und größte Künstlerdorf dort. Wobei eben diese Bekanntheit immer Teil des Problems war – ursprünglich hatte sich die Künstlergemeinschaft, bestehend hauptsächlich aus Malern und Bildhauern der chinesischen Avantgarde, in den 1980er-Jahren um den alten Sommerpalast Yanmingyuan im Nordosten Pekings versammelt, einem billigen und wenig bekannten Stadtteil.
Wie es die Logik der Gentrifizierung aber in allen Teilen der Welt so will, bekam auch hier die Kolonie dort recht schnell einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass sich einige Künstler zusammen taten, um 20 Kilometer außerhalb der Stadt einen Neustart zu versuchen. Das war 1994, und die neue Heimstatt wurde das erwähnte Song Zhuan, ein damals noch sehr ländlich geprägtes Dorf mit vielen traditionellen Bauern- und Hofhäusern.
Aber auch Song Zhuan konnte kein Geheimtipp bleiben. Als 1995 die Yanmingyuan-Kolonie von offizieller Seite geschlossen wurde, folgten viele Künstler von dort, und heute, 16 Jahre nach den Anfängen, leben etwa 2.000 Künstler in Song Zhuan, inzwischen ein international bekanntes Touristenziel. Zwischen den Atelier- und Wohnhäusern sind Cafes, Restaurants, Galerien und Boutiquen eröffnet worden. Positiver Nebeneffekt ist allerdings, dass viele der ehemaligen Dissidenten nun Unterstützung von Staatsseite bekommen: Seit einigen Jahren findet hier das jährliche Song Zhuan-Festival statt, offizielle Stadterweiterungen und viele Neubauprojekte wurden bereits durchgeführt. Eines davon wurde letzte Woche begonnen.
Am Rande von Song Zhuan wird diese Erweiterung insgesamt 11 Ateliers und Villen umfassen, der Masterplan und drei Gebäude wurden vom Berliner Architekten Roger Bundschuh entwickelt. „Der Masterplan soll einen starken und kohärenten Sinn für Gemeinschaft fördern“, so der Architekt. „Gleichzeitig sollen die Gebäude aber auch die Individualität ihrer Besitzer ausdrücken. Das Äußere unserer Gebäude zeigt sich zwar als scheinbar einfache geometrische Figur, die nicht mit der Landschaft in Verbindung zu stehen scheint. Aber die Hülle bietet auch kleine Hinweise auf die räumliche Komplexität im Innern.“
Das „Haus des Sammlers I“ zeigt sich mit einer Hülle aus schwarzem, rauen Beton und einem strahlend weißen Inneren und erinnert uns somit gleich an das unlängst eröffnete Sammlerhaus in Berlin. Die Räume im Inneren seien eine „Serie verbundener Räume, die immer privater und intimer werden, je weiter man ins Gebäude hinaufsteigt.“ Lichtschächte und Lufträume schaffen dabei immer wieder neue Sicht- und Lichtverbindungen im Inneren. Das „Haus des Sammlers II“ ist hingegen um einen Innenhof organisiert, und die „Empfangsräume“ im ersten Obergeschoss sind vollständig verglast, sodass sie nach außen einen horizontalen Einschnitt in das Volumen des ansonsten weitgehend geschlossen, durch Oberlichter beleuchteten Hauses. Im Erdgeschoss befinden sich unterschiedlich große Ausstellungsräume, die auch eine öffentliche Funktion als Galerie zulassen.
Der dritte Entwurf ist das „Haus des Künstlers“, das mit einem transluzenten Metalgitter vor einer Glasfassade umwoben ist. Diese Hülle, die auch als Klimapuffer fungieren soll, wird an mehreren Stellen von rechteckigen Betonauskragungen durchbrochen. In den Untergeschossen befindet sich ein großer Atelierraum, oben drei Wohngeschosse. Die drei Gebäude sollen bereits 2011 fertig gestellt sein.
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m m s | 02.08.2010 09:34 UhrBundschuh goes China Baubeginn für Künstlervillen in Peking
Sind die Entwürfe aussen wenig visionär, eigen oder schlichtweg schlicht ohne damit zu glänzen, so scheinen sie innen klar (glänzen aber auch dort nicht). Architektur in China 'amazed' oft nur von aussen und bis zum fertigen Gebäude wird sich noch einiges tun. Insgesamt aber doch 'a bisserl' langweilig.