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03.02.2006

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Baubeginn für Bürogebäude in Berlin – mit Kommentar


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Der Münchner Vermögensverwalter MEAG hat am 2. Februar 2006 anlässlich des Baubeginns die Planungen für den Bau eines Büro- und Geschäftsgebäudes an der Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße in Berlin noch einmal vorgestellt. Der prominente Bauplatz wird von dem Hamburger Architekturbüro von Gerkan Marg und Partner (gmp), das 2003 den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte (BauNetz-Meldungvom 17. 9. 2003), mit einem 200 Millionen Euro teuren Neubau überbaut.

Bis Ende 2008 sollen hier Büros, Wohnungen und Ladengeschäfte entstehen: 12.000 Quadratmeter Einzelhandelsflächen sollen im Erd-, Unter- und 1. Obergeschoss für bis zu zehn Geschäfte der Öffentlichkeit zugänglich sein, vom zweiten bis zum sechsten Obergeschoss sind Büroflächen geplant, und im siebten und achten Stockwerk sollen 25 Wohnungen mit einer Größe zwischen 130 und 280 Quadratmetern angeboten werden. Der Entwurf passt sich gemäß der Gestaltungssatzung für Unter den Linden (BauNetz-Meldung vom 13. 3. 1997) in Höhe, Gliederung und Material an die umliegenden Bauten an. Entlang der Friedrichstraße wird ein Arkadengang den Bau flankieren.

Für den Neubau wird das vormalige Interhotel „Unter den Linden“ abgerissen. Die Arbeiten hierfür beginnen Anfang März. Das Interhotel „Unter den Linden“ wurde 1964-66 nach Entwurf von Heinz Scharlipp, Günter Boy und Kollektiv in Großplattenbauweise errichtet. Mit seinen 400 Betten beherbergte es hauptsächliche Diplomaten, SED-Funktionäre und prominente Gäste.


Kommentar der Redaktion

Mit diesem Büro- und Geschäftshaus schreitet die Vervollständigung des Planwerks Innenstadt weiter voran, es verspricht für diesen Teil der Stadt die Wiederherstellung der historischen Stadtgestalt Berlins. Das klingt zunächst positiv und erstrebenswert.

Zwei Dinge mag man hierbei jedoch bedauern:

Zum einen wird hier zwar eine historische Lücke nach der Logik des Planwerks wieder geschlossen, aber eine, die man gar nicht als solche empfinden musste. Die Aufweitung der Straße Unter den Linden durch den Hotelplatz und das gegenüberliegende Lindencorso im Jahr 1966 stellte städtebaulich durchaus eine Bereicherung dar. Die Kreuzung der beiden Straßen als Platz auszuformulieren, schuf nicht nur einen „Ort“, sondern erlöste die Friedrichstraße über die Strecke von zwei Quartieren von ihrer Enge und schattigen Dunkelheit. Den Platz konnte man als ein stadträumliches Aufatmen vom sturen Raster der Friedrichstadt verstehen.
Zugegeben, der Platz vor dem Hotel war nicht gerade ansprechend und zum Verweilen einladend gestaltet, hätte aber sicher großes Potential gehabt. Nun wird die Friedrichstraße zwischen Unter den Linden und Bahnhof vollends zum verstopften Nadelöhr und Konsumtunnel. Hier über eine Ausnahme im Planwerk Innenstadt nachzudenken, wäre sinnvoll gewesen.

Zum anderen verschwindet mit dem Abriss des Hotels ein weiterer, wichtiger Bau der sozialistischen Moderne. Der gelbe Riegel mit dem charakteristischen Schriftzug aus blauen Rauten prägte das Gesicht der Stadt wie der Fernsehturm und das Interhotel „Stadt Berlin“. Bedauerlicher weise gehen in einer Art Salamitaktik zur Zeit einige bedeutende Bauten der DDR-Architektur verloren oder sind gefährdet.
So ging beispielsweise die ursprüngliche Ensemblewirkung von Alexanderplatz, Rathausstraße oder der Leipziger Straße durch Fassadensanierung, Umbauten und Umgestaltungen Stück für Stück verloren. Der Abriss des Ahornblattes muss angesichts des größtenteils leer stehenden Ersatzbaus noch mehr bedauert werden, genauso wie der des Palastes der Republik hinsichtlich der ungesicherten Finanzierung einer Schlossrekonstruktion.
Dabei gibt es mittlerweile ausreichend Fachliteratur und Forschungstätigkeit, die nicht nur den Memorialwert solcher Bauten, sondern auch deren architektonische Qualität beschreiben und würdigen.

Arne Winkelmann


 
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