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05.04.2016

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Herzog, de Meuron und vier Berliner

Baubeginn auf dem Tacheles-Areal in Berlin


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Rem Koolhaas baut das KaDeWe um, Herzog & de Meuron zeichnen für das städtebauliche Konzept des Tacheles-Areals verantwortlich. Nachdem dazu vergangenen Sommer erste Nachrichten durch die Tageszeitungen der Hauptstadt wehten, jegliche Entwürfe jedoch geheim blieben, wird seit gestern gebaut – oder zunächst einmal gegraben: In einem ersten Schritt sollen die Gebäudereste der 1909 eröffneten Friedrichstadtpassage entfernt und das Gelände für den Aushub der Baugrube im November vorbereitet werden. Was dann neben der Sanierung des Kunsthauses Tacheles gebaut werden soll, kann man jetzt in einem ersten Modell sehen. Überraschend, ja, fast erschreckend klein wirkt die 1990 besetzte Kaufhausruine neben den geplanten Neubauten.

Das Modell verrät die wahre Größe des Projekts – der gewählte Maßstab lässt auf einen äußerst ambitionierten Städtebau schließen. Und da auch der benachbarte und längst geräumte Parkplatz zum Tacheles-Areal zählt, ist das heutige Grundstück weitaus größer als die ehemalige Friedrichstadtpassage zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße. Hier soll bis 2020 „eine attraktive Mischung von unterschiedlichen Wohnungstypen“ entstehen, wobei der Wohnanteil gegenüber den bisherigen Planungen auf 38 Prozent erhöht, eine urbane Atmosphäre im neuen Quartier geschaffen und in den Erdgeschossen öffentlich zugängliche gewerbliche Nutzungen angeboten werden soll. Der Bauherr habe für den Bauvorbescheid in den letzten Monaten intensiv mit der zuständigen Verwaltung und dem Bezirksstadtrat, der Bezirksverordnetenversammlung und den Fraktionen gesprochen, in den Dialog waren „auch die für das städtebauliche Konzept des Areals verantwortlichen Schweizer Architekten Herzog & de Meuron eingebunden“, heißt es in der Pressemitteilung des Entwicklers.

Klingt alles nach einem typischen Berliner Großprojekt – und so sieht es bisher auch aus. Eine Hoffnung bleiben die Architekten: Herzog & de Meuron werden neben der künstlerischen Gesamtleitung des Projekts auch für die Entwicklung wichtiger einzelner Gebäude verantwortlich zeichnen – unter anderem für die Sanierung des Tacheles. Das denkmalgeschützte Kunsthaus wird nicht umgenutzt, dort ist nach der Sanierung weiterhin eine kulturelle Nutzung vorgesehen. Noch in diesem Jahr sollen Herzog & de Meuron und weitere vier Berliner Architekturbüros zusammen mit dem Projektentwickler die ersten Vorentwürfe erarbeiten. Die Verhandlungen mit den beteiligten Berliner Architekten laufen bereits und sollen im April abgeschlossen sein; Namen wurden bisher nicht genannt, die Spannung bleibt erhalten. Ab Mitte 2018 will pwr development mit dem Hochbau und den Sanierungsarbeiten beginnen – 2018: Da soll der Umbau des KaDeWe längst abgeschlossen sein. (jk)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

Gerd Kauschke | 10.04.2016 03:08 Uhr

Berlin lebt, weil Berlin sich verändert

Berlin lebt, weil Berlin sich verändert. Eine Musealisierung des Morbiden ist ebenso falsch, wie der flächendeckende Totalaustausch gewachsener städtebaulicher Strukturen. Kunst und Kapital sind aufeinander angewiesen. Das Kapital sucht die (Sub-)Kultur und die kreative Klasse kann sich ohne Anbiederung an das Kapital entfalten. Im Respekt antagonistischer Charakteristika kommt die Gesellschaft zur Blüte.

6

a_C | 06.04.2016 15:58 Uhr

Alles hat seine Zeit...

Der Hype um Berlin ist längst überm Zenith – die Stadt hat praktisch nichts mehr von ihrer Anziehungskraft für Lebenskünstler und Kreative, wie damals Anfang der 1990er bis Anfang der 2000er... Alles hat eben seine Zeit. Das kann man so nüchtern sagen, ohne dass es schade darum ist – es ist eben nur natürlich.

Berlin ist heute eine ganz normale Großstadt wie alle anderen ehemaligen Go-To-Cities vor ihr: Prag, Amsterdam etc.

5

eon | 06.04.2016 15:25 Uhr

...

Ich hoffe nur sehr, es kommt ein Shoppingcenter rein.

4

einbeobachter | 06.04.2016 14:45 Uhr

...

berlin verkauft sich selber...darüber gibt es auch spannende und erschreckende beiträge beim rbb.

was wird in den nächsten 20 jahren in berlin interessant sein? vielleicht werden dann in den ehem. h&m, zara, pimkie shooping malls und fancy eigentumswohnung wieder künstler einziehen, da die flächen verwaist sind. aber vielleicht stehen dann auch nur einfach die flächen leer.


3

christian | 06.04.2016 10:07 Uhr

@peter

stimme ich total zu. Man sollte die Stadt nicht den Investoren überlassen. Jedoch sterben die Kreativen nicht aus. Die Karawane zieht halt weiter. Das Umland von Berlin bietet sehr viele Möglichkeiten. Und dem Umland tut es gut, mehr Menschen mit Bildung, Kultur usw. zu erhalten. Schau mal ins Havelland/ Sachsen Anhalt. Günstig, schöne Natur und viele Künstler. Und nur 1h Fahrt in die Hauptstadt.

2

Karin Domig | 05.04.2016 18:50 Uhr

...Fußgänger

...hoffentlich wird auch ein Teil als Fußgängerzone realisiert...

1

peter | 05.04.2016 18:45 Uhr

symptomatisch

das ehemals wilde, rebellische tacheles als mickriger, in sein neues bürgerlich-investoriges umfeld irgendwie integrierter rest ist symptomatisch für ganz berlin. die wildheit der 90er ist irgendwie berlins markenkern, hat sich, auch aufgrund seines wilden charmes, aber sich selbst entfremdet, wurde zur karikatur, zur hohlen phrase, vermarktet bis zum abwinken.

irgendwie schade. berlin sägt stück für stück am ast, auf dem es sitzt.

 
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Blick aus Richtung Friedrichstraße / Oranienburger Straße, © pwr development

Blick aus Richtung Friedrichstraße / Oranienburger Straße, © pwr development

Christine Binswanger, Ascan Mergenthaler, Stefan Marbach, Pierre de Meuron und Jacques Herzog, Foto: © Tobias Madörin

Christine Binswanger, Ascan Mergenthaler, Stefan Marbach, Pierre de Meuron und Jacques Herzog, Foto: © Tobias Madörin


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