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22.05.2018

Neuer Stadtteil in Beton

Bauabschnitt in Lyon nach Masterplan von Herzog & de Meuron


Die dichte Innenstadt von Lyon wächst nach Süden in ein bislang vernachlässigtes Gebiet hinein. An dem Zusammenfluss der zwei wichtigen Flüsse Saône und Rhône, der lange Zeit trotz zentraler Lage der industriell geprägten Peripherie der Stadt angehörte, wird seit 2003 geplant und gebaut. Nach den ambitionierten Plänen des ehemaligen Bürgermeisters Gérard Colomb (Amtszeit von 2001 bis 2017) soll sich auf dieser südlichen Halbinsel in Lyon eine lebendige, sozial durchmischte Stadt mit Eigentumswohnungen und subventionierten Wohnraum, mit Arbeits-Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten ausbreiten. 2009 gewannen Herzog & de Meuron einen geladenen Wettbewerb und sind seither mit dem Masterplan für den zweiten Abschnitts des Viertels betraut, das seiner geografischen Lage nach „Confluence” (der Zusammenfluss) heisst. Nun ist ein Abschnitt, der Îlot A3, von  Lyon Confluence 2 fertig.

Vor einigen Jahren schon stellten Herzog & de Meuron erste konkrete Pläne für den Bauabschnitt vor, darunter die Entwürfe der sechs beteiligten Architekturbüros, teils bekannte, teils unbekannte. Die nun realisierten Bauten sind diesen ersten Veröffentlichungen recht treu geblieben, wie etwa Christian Kerez’ (Zürich) Bürogebäude mit seinem klaren Stützen-Raster-System und wülstigen Pfeilern, die mit jeder Etagenhöhe immer schlanker werden, oder Tatiana Bilbaos (Mexiko Stadt) drei verschiedene Apartmenthäuser, die mit dezent skulpturalen Fassaden auffallen.

Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Michel Desvigne (Paris) legten Herzog & de Meuron den neuen Stadtteil um einen öffentlichen Hof an. Eine alte Blumenauktionshalle im Zentrum des nun mit Laubbäumen bepflanzten Innenhofes erhielten sie und ließen den Bestand von Didier Dalmas (Lyon) in eine Sportanlage umbauen. Ein nur über drei Etagen reichender Wohnbau mit integrierter Kindertagesstätte von Manuel Herz (Basel) stellt den anderen, niedrigen Pol des Platzes dar, der sonst von hohen Neubauten wie von einer Art Schallmauer umgeben ist. Zu diesem ruhigen Inneren des Geländes orientierten die beteiligten Büros auch die sechs Wohnbauten. Wie in Lyon üblich sind sie mit großen Balkonen ausgestattet. Während Herzog & de Meuron im Inneren des Areals viele Vor- und Rücksprünge zuließen, schließen sie das neue Viertel zu den umliegenden Straßen in geraden Linien ab. Über kleine Fußgängerpassagen ist die autofreie Hofanlage von den Hauptstraßen aus zugänglich.

Heller Beton hat sich während des Entwicklungsprozesses als maßgebliches Fassadenmaterial fast aller beteiligter Büros herausgebildet. In Abwandlungen, etwa mit Holz wie bei Tatiana Bilbao oder mit viel Glas wie bei AFAA (Lyon), kommt es zur Verwendung. Lediglich der niedrige pavillonartige Bau von Manuel Herz mit schwarzer Holzverkleidung und dunkel gefärbtem Beton fällt aus der Reihe. Doch dem eigentlichen Zentrum der ganzen Anlage kann auch der Farbensprung von Manuel Herz nicht die Aufmerksamkeit nehmen: Blickfang des neuen Viertels ist die mit halbrunden Balkonen und gewölbten Fassaden ausschwingende Architektur des höchsten und über die Anlage hinausragenden Gebäudes B5, entworfen von Herzog & de Meuron selbst. (sj)

Fotos: Maxime Delvaux, George Dupin, Julien Lanoo, Jonathan Letoublon


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Das Apartmentgebäude B2 von AFAA mit Sozialwohnungen (links) und das Bürogebäude B6 von Christian Kerez mit einem klaren Stützen-Raster-System (rechts) bilden die Westfront des neuen Viertels. Dahinter ist der Wohnbau B5 von Herzog + de Meuron zu sehen.

Das Apartmentgebäude B2 von AFAA mit Sozialwohnungen (links) und das Bürogebäude B6 von Christian Kerez mit einem klaren Stützen-Raster-System (rechts) bilden die Westfront des neuen Viertels. Dahinter ist der Wohnbau B5 von Herzog + de Meuron zu sehen.

Die abgeschrägten Metallrahmen des Gebäudes B5 von Herzog + de Meuron erhalten ihre Form durch herausklappende Rollläden, die im Sommer gleichzeitig lüften und verschatten können.

Die abgeschrägten Metallrahmen des Gebäudes B5 von Herzog + de Meuron erhalten ihre Form durch herausklappende Rollläden, die im Sommer gleichzeitig lüften und verschatten können.

Alle Neubauten gruppieren sich um einen Platz, der auch von der „Halle aux Fleurs” aus den Sechzigern flankiert wird. Die ehemalige Blumenauktionshalle wurde von Atelier Didier Dalmas zu einer Sportanlage umgebaut.

Alle Neubauten gruppieren sich um einen Platz, der auch von der „Halle aux Fleurs” aus den Sechzigern flankiert wird. Die ehemalige Blumenauktionshalle wurde von Atelier Didier Dalmas zu einer Sportanlage umgebaut.

Der Wohnturm B5 besitzt abgerundete Ecken und eine nach außen gelagerte Wendeltreppe.

Der Wohnturm B5 besitzt abgerundete Ecken und eine nach außen gelagerte Wendeltreppe.

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