Mitte September fand in Wuppertal die zweite BauNetz CAMPUS Sommerschule statt. Unter dem Motto „Wert der Dinge“ besuchten 27 Studierende Projekte vor Ort und diskutierten Fragen der gebauten und sozialen Substanz. Unsere Autorin hat die Sommerschule in ihrer Funktion als Redakteurin bei BauNetz CAMPUS begleitet.
Von Katharina Lux
Sieben Tage voller Input, Diskussion und Auseinandernehmen: Wir blicken auf unsere diesjährige BauNetz CAMPUS Sommerschule „Wert der Dinge“ in Wuppertal zurück. Neben Jan Kampshoff, mit dem wir bereits zum zweiten Mal zusammengearbeitet haben, waren diesmal Marc Günnewig, Karsten Voss und Katharina Simon von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal unsere Gastgeber*innen. Untergebracht waren wir in den von Studierenden errichteten Bauten des Solar Decathlon-Wettbewerbs von 2022 auf dem Gelände des Living Lab NRW. Von dort aus erkundeten wir die Stadt, besuchten Transformationsprojekte und stellten uns Fragen zu materiellen und immateriellen Potenzialen.
Intensiver Input
Die ersten Tage glichen einer Entdeckungsreise. Wir besuchten den BOB Campus – eine ehemalige Textilfabrik, in der die Montag Stiftung Urbane Räume (Bonn) gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung vorantreibt. Ein weiterer Exkurs führte uns zur zivilgesellschaftlichen Initiative Utopiastadt, die sich als fortlaufender gesellschaftlicher Kongress versteht. Wie aus scheinbar Wertlosem etwas kulturell Wertvolles entstehen kann, zeigte uns Künstler Samuel Treindl. Wir besuchten ihn im Brandhaus, einer heruntergekommenen Immobilie, die er Stück für Stück in einen einzigartigen Kulturort verwandelt.
Im neu entstehenden Pina Bausch Zentrum gab uns Bettina Milz einen Einblick in dieses kulturelle Leuchtturmprojekt für Wuppertal. Abends diskutierten wir mit Jonas Janke von bplus über die Bürger*inneninitiative HouseEurope. Zu Beginn legten wir den Schwerpunkt auf immaterielle Werte und setzten uns mit der Bedeutung von Solidarität in urbanen Räumen auseinander. Ständiger Begleiter auf diesem Weg war der Kiosk of Solidarity von Moritz Ahlert.
Demonstrativ Demontieren
Im zweiten Teil der Sommerschule wandten wir uns den materiellen Werten zu. Den Auftakt machte Jonas Läufer vom Kollektiv Baukreisel mit einem Vortrag in den Wiesenwerken, einer ehemaligen Gummiweberei, in der Mietflächen für Handwerk, Produktion, Kultur, Bewegung und Bildung entstehen. Auch hier ist die Montag Stiftung involviert. Läufer erklärte, wie aus dem, was eigentlich zum Abriss bestimmt ist, Wertvolles entsteht.
Dann wurden wir selbst aktiv und schraubten quasi am eigenen Dach. Mit dem Team des Living Lab NRW nahmen die Studierenden die Forschungshäuser ins Visier. Dazu entnahmen sie Materialien, experimentierten mit Konstruktionen und betrachteten zwei der Gebäude als urbane Minen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Eigenschaften und Ressourcen, die die Bauteile benötigen – seien es Kosten, handwerklicher Aufwand oder Verbrauch. Die Studierenden wurden aufgefordert, das Material abzumontieren, einzubauen, Kennzahlen zu sammeln und zu überlegen, was daraus zukünftig entstehen könnte.
Wert von Reflexion und Austausch
In der Abschlussveranstaltung trugen alle Teilnehmer*innen ihre Erkenntnisse zusammen. Filme behandelten in provokanter Weise Themen wie Abriss, Verschwendung und Öffentlichkeitsarbeit. Zudem gab es Performances und Spiele. Der Austausch zwischen Studierenden verschiedener Disziplinen brachte neue Denkanstöße. Die offene Lernform ermöglichte es auch uns als Redaktion, in den Diskurs einzutauchen und gängige Planungsprozesse zu hinterfragen. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten – wir freuen uns bereits auf nächstes Jahr.
Dies ist die leicht geänderte Version eines Beitrags, der ursprünglich am 20. September 2024 auf BauNetz CAMPUS erschienen ist.
Zum Thema:
Einen ausführlichen Blick auf Wuppertal warf die Baunetzwoche#650. Die Ergebnisse der letztjährigen BauNetz CAMPUS Sommerschule in Berlin haben wir in der Baunetzwoche#634 vorgestellt.
www.baunetz-campus.de
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