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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Ballettschule_in_Tokushima_4505187.html

01.09.2015

Spitze Pirouette

Ballettschule in Tokushima


Schon die Webseite von y+M design office ist ungewöhnlich. Das Büro aus dem japanischen Kobe zeigt sich darauf verspielt. Handgezeichnete Illustrationen und Etikettchen zu den Menüpunkten versprechen eine Architektur, die gewiss nicht konform läuft. In der 240.000-Einwohner-Stadt Tokushima haben Hidemasa Yoshimoto und Masahiro Miyake eine Ballettschule realisiert und dieser Bauauftrag schien für das Duo genau der richtige zu sein.

Grafisch präzise und zugleich doch wie mit freier Hand gezeichnet, legt sich ein komplexer, zweigeschossiger Baukörper eng in eine Wohnsiedlung. Seine Glasfassade ist mit vereinzelten Holzkarrees ausgestattet, die gemeinsam mit den vertikalen Stahlrahmungen ein Gittermuster formen. Auf dem schmalen Sockelgeschoss lagert als eigenständiges Volumen ein weit auskragendes Obergeschoss. Als „Interface zwischen dem normalen Leben und dem Tanz“ sehen die Architekten den überdachten Freiraum vor dem Sockelbau.

Was sich im Inneren als umlaufende Treppe entpuppt, erscheint im Außenraum als geneigte Unterkante des oberen Stockwerks. Über diesen breiten und schräg aufsitzenden Körper stülpen die Architekten eine Art dahinschmelzendes Mansarddach, dessen Teerfläche sich zum höchsten Punkt asymmetrisch zuspitzt. Dadurch verläuft auch die Traufe schräg, an einer Stelle parallel zur Treppenkante, an anderer Stelle nach eigenem Maß. Der eigenwillige Baukörper mit seinen versetzten Volumen ist eine mit gepresster Holzwolle gedämmte Stahlkonstruktion.

Die Raumorganisation ist simpel: Während man vom Eingang direkt zur Treppe und in den Saal gelangt, befindet sich im Kern des Sockels eine Umkleidekabine. Der Aufgang mit seinen breiten Stufen ist zugleich Zuschauerraum und sozialer Treffpunkt: Von hier aus kann man in den Tanzsaal blicken, welcher naturgemäß das Kronzimmer der Ballettschule ist. Mit Oberlichtern ausgestattet, wird hier die Konstruktion des Daches als eine holzvertäfelte, kristallin geformte Decke sichtbar. Die Bewegung der Körper und die Dynamik der Architektur verstärken sich hier gegenseitig, zumindest auf ästhetischer Ebene. (sj)

Fotos: Yohei Sasakura


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