Der Bahnhof des belgischen Seebads Ostende ist ein Belle Epoque-Gebäude, das die Architekten
Otten und
Franz Seulen für König Leopold II planten. Er liegt direkt am Kai und besteht aus zwei quadratischen Türmen, die die zentrale Halle des Kopfbahnhofs rahmen. Der Bahnhof war für Reisende ein wichtiger Umsteigepunkt von der Bahn aufs Schiff, hauptsächlich nach England.
Mit Inbetriebnahme des Eurotunnels verlor Ostende ab 1994 zunächst seine Bedeutung als Fährbahnhof. Seit der Einstellung des Thalys nach Paris im Jahr 2015 beschränkt sich das Angebot auf meist innerbelgische Verbindungen und auf Passagiere, die entweder auf die Kusttram – die als längste Straßenbahnlinie der Welt alle Orte entlang der flämischen Nordseeküste miteinander verbindet – oder auf Kreuzfahrtschiffe umsteigen. Über die Jahre wurde der Bahnhof an die immer komplexere Infrastruktur angepasst, was zu einem verwirrenden Mix aus Gebäuden und Parkplätzen führte. Im Jahr 2012 wurde das 150 Millionen Euro starke Großprojekt „Station aan Zee“ ausgerufen, das die Revitalisierung des Stadtteils samt Bahnhof in seiner einzigartigen Lage umfasst und ihn für heutige Bedürfnisse attraktiver gestalten soll.
Eine vom Büro von
Dietmar Feichtinger (Paris) entworfene Bahnsteigüberdachung ergänzt nun das sanierte historische Bahnhofsgebäude. Lichtdurchlässige Paneele aus eingefärbten Polycarbonatplatten schaffen eine helle, einladende Atmosphäre. Die Struktur überdacht eine Fläche von 22.000 Quadratmetern und besteht aus Haupt- und Querträgern aus doppelten I-Profilen. Sämtliche Funktionselemente sind in die Stahlkonstruktion integriert. Der gesamte Boden bleibt frei – Schilder und Anschlagtafeln wurden von der Decke abgehängt, genau wie Treppen, Aufzüge und ein Steg.
Eine Reihe runder offener Atrien sorgt für die Belichtung und Belüftung des Untergeschosses, in dem 770 Fahrradstellplätze geschaffen wurden. Entlang der Bahnsteige im Westen ist an die Dachkonstruktion ein mit dunklem Metallgewebe verkleidetes Gebäude angeschlossen, das neben 670 Parkplätzen auch eine 100 Quadratmeter Büroebene für Mitarbeiter der SNCB bereithält.
(tl)
Fotos: David Boureau
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STPH | 22.01.2020 09:58 Uhr...
schön wie hier der Friede zwischen den Verkehrssystemen unter einem Dach gefeiert wird. Auch die Züge dürfen sich in freier Fläche zeigen. Die Vernetzung bringt alle zusammen.