Bei Herzogenaurach denken die meisten an die Marken Adidas und Puma, deren Konzerne am Stadtrand in großdimensionierten Bauten etwa von COBE und Behnisch Architekten residieren. Dass die Stadt auch einen sehenswerten historischen Kern besitzt, sollte man dabei nicht übersehen. Diesem widmeten sich zuletzt Bär Stadelmann Stöcker Architekten (BSS). Das Büro aus Nürnberg zeichnet nicht nur für den Neubau des Rathauses verantwortlich, sondern auch für die Sanierung des angrenzenden Schlosses.
Bei dem Bestandsgebäude handelt es sich um eine Anlage, deren Ursprünge auf eine im 12. Jahrhundert erbaute Burg zurückgehen. Im Dreißigjährigen Krieg zerstört, entstand 1720 an deren Stelle das heutige Schloss im Barockstil. Nachdem die Stadt das Areal in den 1960er Jahren erworben hatte, wurde ein Anbau errichtet, der etwa 50 Jahre die Stadtverwaltung und -bücherei aufnahm. Bereits Anfang der 2000er Jahre reichten die Räumlichkeiten allerdings nicht mehr aus, und das Gebäude entsprach weder energetisch noch ästhetisch den Anforderungen. Einen Wettbewerb für den Neubau des Rathauses sowie die Generalsanierung des denkmalgeschützten Schlosses lobte die Stadt jedoch erst 2015 aus.
Der Neubau umfasst eine Bruttogrundfläche von rund 6.300 Quadratmetern. Er ist über gläserne Fugen mit dem L-förmigen Schloss verbunden und bildet einen geschützten Innenhof, der als Raum für Veranstaltungen dient. In seiner Tiefe orientiert sich das neue Volumen am Schloss, knickt jedoch mehrfach ab, anstatt einen rechten Winkel auszubilden. Wie schon vor der Umgestaltung teilen sich Rathaus und Schloss die Räume der Stadtverwaltung. Im Untergeschoss des Neubaus ist das Stadtarchiv untergebracht, darüber Räumlichkeiten verschiedener Ämter. Im dritten Obergeschoss befindet sich über dem Foyer ein Sitzungssaal für 200 Personen.
Im Schloss sind auf einer Bruttogrundfläche von rund 4.200 Quadratmetern der historische Ratskeller, die Stadtbücherei, die Touristeninformation sowie weitere Verwaltungsräume untergebracht. Die Fassade des Neubaus aus hellem Naturstein harmoniert mit der weißen, akzentuierten Schlossfassade. Innen dominieren Sichtbeton, Holz- und Natursteinoberflächen. Die Gesamtbaukosten betrugen laut Architekt*innen 40,9 Millionen Euro brutto. (gk)
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Beckmesserer | 14.10.2024 17:45 Uhrkritik
Der Museumsneubau von Volker Staab in Nürnberg ist ja nur einen Steinwurf weit entfernt.