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21.11.2011
Aufgeblasen, komprimiert, angehoben und gekippt
BIG und OFF gewinnen Wettbewerb in Paris
Die Université Pierre-et-Marie-Curie (Paris VI oder: UPMC) ist Teil der Sorbonne und liegt direkt am Jussieu-Campus im 5. Pariser Arrondissement, genauer: im Quartier Latin am Ufer der Seine. Mit der Anlage des Campus-Parks wurde in den späten 1950er-Jahren begonnen, allerdings wurde er nie nach den ursprünglichen Plänen fertig gestellt, weswegen der Name hier einen idyllischeren Platz vermuten lässt, als die streng modularen Hochhäuser und Bürogebäude es vor Ort dann einlösen können.
Das soll nun anders werden. Für ein neues, interdisziplinäres Forschungszentrum lobte die UPMC einen internationalen Architektenwettbewerb aus, der nun von einer Arbeitsgemeinschaft der dänischen BIG (Bjarke Ingels Group) und den Pariser OFF Architects gewonnen wurde. Der Neubau soll direkt zwischen Jean Nouvels Institut du Monde Arabe und dem Campus Jussieu eingefügt werden. Dadurch steht er einerseits in einer dicht bebauten Umgebung mit Gebäuden aus sehr unterschiedlichen Zeiten und auch in einer Blickachse mit Notre Dame.
Der Entwurf wurde an diesen Standort angepasst, indem einerseits das geplante Raumprogramm für 15.000 Quadratmeter Forschungsflächen geboten wird. Andererseits wird die Gebäudekubatur so verformt, dass ein Maximum an Tageslicht genutzt werden kann sowie die Eingänge ins Gebäude und die Verbindungen zum Park und zu Nouvels Institut markiert werden. Eine äußerst transparente Fassade soll diese Durchlässigkeit des Neubaus betonen und gleichzeitig die Enge der Stadt an dieser Stelle mildern.
„Die dreidimensional geformte Hülle zieht sich von den Fassaden der Nachbargebäude zurück, öffnet sich zum Platz vor dem Institut du Monde Arabe und zum Campus-Park und faltet sich auf dem Dach zu einer öffentlich zugänglichen und grünen Dachlandschaft. So entsteht eine Gebäudeskulptur, die sich zwischen den emblematischen Architekturmonumenten der Universität einfügt.“ Die Glasfassade zum Platz soll dabei mit besonders spiegelnden Glasscheiben bestückt werden, sodass sich eben dieses großartige Stadtpanorama darin spiegeln kann. Besucher können sich sozusagen zwischen dem Anblick dieser Spiegelung und dem „echten“ Stadtpanorama von der Dachterrasse aus entscheiden.
Tatsächlich ergibt sich die komplexe Geometrie des Neubaus aus dem Versuch, trotz der Enge möglichst viel Licht herein zu holen. Die inneren Räume wurden um ein großes Atrium gelegt, das wie ein „Canyon“ das Gebäude durchzieht. Die Räume haben teilweise transparente Wände, was auch eine „visuelle Kommunikation“ zwischen den Laboren und den Büros ermöglichen soll. Auch die Räume für die Mitarbeiter und Studenten liegen hier. Eine öffentliche Treppe führt hinauf zur Dachterrasse, sodass davon ausgegangen werden kann, dass dieser „Canyon“ wirklich zu einem lebhaften Zentrum im Gebäude werden kann.
Bjarke Ingels beschreibt den Entwurf als „urbanes Experiment“, das versucht, allen Ansprüchen in dieser Umgebung gerecht zu werden: „Der Neubau wird aufgeblasen, um Licht und Luft hereinzuholen. Er wird komprimiert, um auch den Nachbargebäuden Tageslicht und Ausblicke zu sichern. Er wird angehoben und auf Stelzen gestellt, um eine öffentliche Durchwegung zwischen Platz und Park möglich zu machen, und zum Schluss wird er gekippt, um der Öffentlichkeit das spektakuläre Panorama der Pariser Skyline inklusive einem Blick auf Notre Dame zu sichern.“ Wie bei BIG üblich, werden die Grundzüge des Entwurfs mit einer Serie recht einprägsamer, bunter Diagramme visualisiert – wir zeigen sie in unserer Bildgalerie.
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