Dass hochverdichtetes Leben in tropischen Metropolen ohne vertikale Oasen nicht mehr denkbar ist, scheint sich in der Architekturwelt etabliert zu haben. Zahlreiche Projekte zeugen vom Versuch, Gärten und üppige Pflanzenwelten in Fassaden oder einzelne Etagen von Hochhäusern zu integrieren. Dazu gehören etwa das
Marina One in Singapur oder zuletzt ein ebenfalls von ingenhoven associates realisierter
Wohnturm in Tokio. Nun durften
BIG (Kopenhagen) und CRA-Carlo
Ratti Associati (Turin)
ihre Pläne für Singapurs zweithöchsten Wolkenkratzer in die Tat umsetzen.
Die beiden Büros konnten 2018 den internationalen Wettbewerb für einen 280 Meter hohen Turm für sich entscheiden. Der Projektname
Capitaspring bezieht sich auf die beiden Auftraggeber CapitaLand und Mitsubishi Estate. Der Turm befindet sich mitten im Finanzdistrikt, unweit des Marina One am Standort eines ehemaligen öffentlichen Parkhauses mit Foodhalle. Über 51 Geschosse erstreckt sich hier nun eine 93.000 Quadratmeter große Nachbarschaft mit Restaurants, Wohnungen und Büros. Darin verwoben sowie auf der großzügigen Dachterrasse finden sich grüne Areale, die nach Angaben der Planer 140 Prozent der Grundfläche kompensieren.
Gartenwege bilden den Zugang zum Gebäude, insbesondere zu einem 18 Meter hohen Foyer, dem sogenannten City Room, in dem sich Einkaufs- und Gastronomieflächen befinden. Die ehemalige Markthalle findet auf dem zweiten und dritten Geschoss mit 56 Ständen neuen Platz. Darüber verteilt sich über acht Ebenen die Wohnnutzung, die auch über verschiedene Serviceeinrichtungen verfügt: Swimmingpool, Joggingstrecke, Fitnessräume, Gemeinschaftsküche oder Barbecueplätze wären da zu nennen. Den größten Anteil der Flächen nehmen die 29 Bürogeschosse ein, von denen sich die besten Blicke auf Singapore River oder Marina Bay bieten.
Innerhalb des Wolkenkratzers sollte die Pflanzenhierarchie eines Regenwaldes imitiert werden. So verteilen sich die Vegetationsschichten entsprechend im unteren, mittleren und höchsten Bereich des Gebäudes, was sich auch in der Fassadengestaltung bemerkbar macht. Die ansonsten regelmäßige Lisenenstruktur öffnet sich dort klaffend wie ein aufgezogener Vorhang, gibt den Blick auf die Gärten frei und sorgt vice versa für deren Belichtung. In der „Green Oasis“ im Herzen des Gebäudes ist über vier Etagen Platz für Spaziergänge, Freizeitgestaltung oder Veranstaltungen. Ein Dachgarten versorgt mit 150 verschiedenen Früchte-, Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten die hauseigenen Restaurants.
(iva)
Fotos: Finbarr Fallon
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