Architektur an die Form von Hirnwindungen anzulehnen, dürfte Architekturinteressierten sowie Studierenden in Berlin als Konzept bekannt vorkommen: 2005 arbeiteten Foster + Partners (London) bei ihrem Entwurf für die Philologische Bibliothek an der Freien Universität Berlin mit eben dieser Idee. Spitzname des Hauses: „Berlin Brain“.
In Aarhus dient die Form des Organs nun erneut als Inspirationsquelle eines Entwurfs – zwar in grundsätzlich anderer, aber ebenso naheliegender Funktion: Bjarke Ingels Group BIG (Kopenhagen, New York) planen dort ein Zentrum für Neurowissenschaften und Psychiatrie für das Universitätsklinikum, das bis 2026 realisiert werden soll. Laut Architekt*innen ist die Kombination der beiden Fachgebiete unter einem Dach weltweit einzigartig. Nach der Fertigstellung soll das im Jahr 2009 von der Universität Aarhus mitgegründete Danish Neuroscience Center DNC darin einziehen und als Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung, Bildung und Gesundheitswesen fungieren.
Mit rund 20.000 Quadratmeter Fläche wird der sechsgeschossige Erweiterungsbau NEURO an das ursprüngliche Klinikum herangeschoben. Er gliedert sich im Grundriss um ein zentrales Atrium. Geplant sind dort neben einem Café auch ein interaktiver Ausstellungsbereich, in dem sich Besucher*innen zu medizinischen Themen und neuen Forschungsergebnissen informieren können. Um mehr Verbindungen innerhalb des begrenzten Volumens zu schaffen und Tageslicht in die Arbeitsräume zu bringen, imitiere die geschwungene Form des Gebäudes mit ihren tiefen Einbuchtungen die Ausbildung von Furchen und Windungen am Großhirn, schreiben die Architekt*innen.
Angelehnt an die roten Backsteingebäude des Universitätsklinikums Aarhus planen die Architekt*innen als Fassadengestaltung eine Kombination aus rotem Beton und Glaselementen, die zusätzlich mit Sonnenschutzgittern aus Metall versehen werden. Für die Innenräume sollen natürliche Materialien wie Holz und Ziegel zum Einsatz kommen.
Der Entwurf von BIG organisiert die verschiedenen Abteilungen des DNC – von Neurologie über Nuklearmedizin bis hin zu Kopfschmerzklinik und Psychiatrie – nach gemeinsamen Funktionen, um die Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungsgruppen zu fördern und Innovation zu stärken. Nach Angaben des DNC wird das Gebäude rund 500 Forschende beherbergen. (sas)
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