Im ehemals offiziell atheistischen Albanien soll ein neues kulturelles und religiöses Zentrum entstehen. Der für einen zentralen Standort am Scanderbeg-Platz in der Hauptstadt Tirana ausgelobte geladene Wettbewerb wurde jetzt entschieden. Gewinner ist ein Team um das dänische Büro BIG Bjarke Ingels Group (Kopenhagen), das sich gegen die internationale Konkurrenz aus Zaha Hadid (London), Architecture Studio (Paris), SEARCH (Amsterdam) und Andreas Perea Ortega (Madrid) durchsetzen konnte. Dies wurde am 2. Mai 2011 bekannt gegeben.
In der laizistischen Republik Albanien leben Muslime, orthodoxe Christen und Katholiken friedlich zusammen. Die Mehrheit ist muslimisch (60 Prozent). Die Wettbewerbsaufgabe sah die Planung eines kulturellen Zentrums aus einer Moschee, einem islamischen Zentrum und einem „Museum religiöser Harmonie“ vor. Insgesamt sind dafür 27.000 Quadratmeter Geschossfläche vorgesehen. Das internationale Gewinnerteam besteht neben den Architekten von BIG aus den Büros Martha Schwartz Landscape, Buro Happold, Speirs & Major, Lutzenberger & Lutzenberger sowie Global Cultural Asset Management.
Fast überall im ehemals kommunistisch regierten Osteuropa hat die Neuerrichtung und Rekonstruktion von Religionsstätten und Gotteshäusern Hochkonjunktur. In Tirana wurden erst kürzlich zwei Kirchen für die christlichen Gemeinden fertig gestellt. Zudem findet in Tirana eine städtebauliche Neustrukturierung statt, die sowohl die Restaurierung bestehender Gebäude vorsieht, als auch die Errichtung einer Reihe öffentlicher und privat genutzter Gebäude beinhaltet. Dazu gehört auch die vollständige Neukonzeption des Scanderbeg-Platzes, an dem das geplante Kulturzentrum enstehen soll.
Dem Gewinnerentwurf liegen diverse gestalterische Parameter zugrunde: Zum einen folgt die Form des Gebäudes dem Stadtraster von Tirana, sie soll auch dem Platz eine neue städtebauliche Fassung geben, zum anderen war die Ausrichtung der Hauptwand der Moschee nach Mekka vorgegeben. Der Entwurf der ersten Preisträger sieht vor, die Gebäudefluchten und Trauflinien des Platzes aufzunehmen, der Grundriss wird aber gedreht, sodass letztlich Moschee und Platz Richtung Mekka ausgerichtet sein werden. Dadurch entstehen zudem weitere Plätze, zwei kleinere und ein größerer – vor letzterem soll das Minarett entstehen. Diese Plätze sind teilweise überdacht, so dass sie als urbane Erweiterung der Glaubensräume gewertet werden können. Diese kühlen, schattigen Räume sollen allen Bürgern der Stadt zur Verfügung stehen.
In der Moschee selbst finden rund 1.000 Menschen Platz. Bezieht man die halboffenen Räume mit ein, können bis zu 10.000 Personen hier zusammenkommen. Die Fassade besteht aus einer Vielzahl rechteckiger Fenster, die einerseits den Blick nach außen erlauben, andererseits als Referenz auf die typisch arabischen Verschattungselemente verstanden werden sollen. Zu dem Komplex gehört desweiteren ein Korangarten, in dem alle Pflanzen wachsen sollen, die im Koran Erwähnung finden – und zwar in der gleichen Anzahl, wie sie im Koran erwähnt werden.
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Bernd das Brot | 16.05.2011 15:29 Uhrder computer
das ist ja genau die Crux, die ich bei vielen effektvollen Gebaeudeentwuerfen ausmache.
Das es nur noch wenige Modifikatoren sind, ein bisschen "bend", "taper" und "twist" vielleicht noch ein "smooth surface" drueber und etwas Aufregendes ist entstanden.
Wenn es wie hier in BIG-Manier oder anderweitig begruendbar ist - finde ich es gut.
Louis Kahn und der fruehe Gehry haben es auch ohne PC zu anderen Formen gebracht als Dudler. Waer ja auch schlimm wenns nur noch ihn gaebe - gut - dann halt nur noch 10 Details. :-)