Sie scheinen bei den Slawen sehr beliebt zu sein: die Dänen um Bjarke Ingels. Gerade gewann die Bjarke Ingels Group (BIG), Kopenhagen, gemeinsam mit Adams Kara Taylor aus Großbritannien den Wettbewerb für ein neues Rathaus in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Zuvor hatten die Kopenhagener sich bei der Null-Energie-Insel im Kaspischen Meer (BauNetz-Meldung vom 2. Februar 2009) sowie beim Hochhaus-Projekt „Walter-Towers“ in Prag (BauNetz-Meldung vom 1. Oktober 2008) durchgesetzt.
Die Stadt Tallinn verlangt nach einem neuen Verwaltungsgebäude auf einem 35.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Gebäudes Linnahall. Das Interesse an der Bauaufgabe war groß: 81 Architekten-Teams hatten am Wettbewerb teilgenommen. Eine internationale Jury wählte die besten neun Entwürfe in die zweite Phase des Wettbewerbs und entschied sich am Ende für den mehrteiligen Baukörper mit unterschiedlich geneigten Flachdächern.
Bjarke Ingels: „Als Ergebnis haben wir eine sehr elastische Struktur vorgesehen, die in der Lage ist, sich an unerwartete Anforderungen anzupassen. Gute Stadtpolitik und das Teilhaben an Demokratie sind nur möglich, wenn es dafür die nötige Transparenz gibt. Eine gute Stadtpolitik erfordert einen angemessenen politischen Überblick über die Probleme, Anforderungen und Wünsche der Bevölkerung. Demokratie leben heißt, dass die Öffentlichkeit Einblicke in die politischen Prozesse erhält. Das neue Rathaus von Tallinn wird diese Zwei-Wege-Transparenz in einem sehr wörtlichen Sinn erlebbar machen.
Verschiedene öffentliche Bereiche haben einen porösen Baldachin über dem öffentlichen Markt. Die Bediensteten werden nicht hinter
dicken Mauern sitzen, es gibt Lichhöfe, Terrassen, Atrien. Panoramafenster ermöglichen den Bürgern Einblicke, um ihrer ‚Stadt‘ bei der Arbeit zuzusehen. In Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass die Stadtverwaltung ihre Bürger nie aus den Augen verlieren soll.“
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thw | 18.07.2009 22:25 Uhrrat(losigkeits)haus
Die Versuche, Demokratie mit einem architektonischen Konzept zu verbinden sind zahlreich; die Anzahl der Erfolgsgeschichten ist ueberschaubar. Der deutsche Bundestag in Bonn gehoerte fuer mich zu dieser kleinen Gruppe. Die dritte Abbilding (Rathaus vor Tallins Stadtsilhouette) in diesem Artikel erinnert mich an C.D. Friedrichs Gemaelde mit dem Titel "Gescheiterte Hoffnung". Hoffentlich loest das Endresultat passendere Assoziationen aus.