Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission, das Joint Research Centre (JRC), fungiert als wissenschaftlicher Dienst und ist an sechs verschiedenen Standorten in der EU tätig. Im andalusischen Sevilla, wo es bereits seit 1994 angesiedelt ist, liegt der Forschungsschwerpunkt auf Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft, Klimawandel und Finanzpolitik. Das JRC berät dabei in Hinblick auf sozio- und techno-ökonomische Fragestellungen.
Ihren Sitz hat die Forschungsstelle auf dem Gelände der Expo 1992, auf der vom Fluss Guadalquivir umgebenen Isla de la Cartuja westlich des Stadtzentrums. Insgesamt sind an diesem zweitgrößten Standort des JRC 400 Mitarbeiter*innen tätig. Sie residieren bislang im pyramidenartig überdachten Bestandsbau der Expo, der früher unter dem Namen World Trade Center Sevilla bekannt war. In Zusammenarbeit mit der Stadt plant nun das JRC, einen neuen Hauptsitz errichten zu lassen, wofür ein unmittelbar angrenzendes Grundstück auf dem Expo-Gelände ausgewählt wurde.
Für den neuen Forschungssitz lobte das JRC 2021 einen beschränkten, einstufigen und internationalen Wettbewerb nach UIA-Richtlinien aus. Ein entscheidendes Ziel ist es, mit dem Neubau „einen beispielhaften Beitrag zur Initiative Neues Europäisches Bauhaus“ zu schaffen, dessen Gründung 2020
von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekannt gegeben wurde. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden fünfzehn Architekturbüros zugelassen, wobei sich
BIG – Bjarke Ingels Group als Erstplatzierte durchsetzen konnte. Alle Preise im Überblick:
1. Preis: BIG – Bjarke Ingels Group (Kopenhagen) mit Buro Happold, HCP Arquitectos y Urbanistas, Grupo Argenia
2. Preis: Dorte Mandrup (Kopenhagen) mit Ines Ingenieros Consultores, Jansana, De la Villa, De Paauw, Arquitectes und AIA
3. Preis: COBE (Kopenhagen) mit Esteyco, FSL Ingenieros, Estudi Ramon Folch i Associats und b720
Anerkennung: ALA Architects (Helsinki) mit Arup und Mareld Landskapsarkitekter
Anerkennung: Mecanoo (Delft) mit bakpak Architects, Eddea Citythinking und Arquitectura Agronomia
Anerkennung: Studio Muoto (Paris) mit MAIO Architects, OLM Paysagistes, Schnetzer Puskas, Espace Temps
Im neuen Hauptsitz sollen bis zu 450 Beschäftigte arbeiten können, daneben sollen Konferenzräume und Flächen für Veranstaltungen und Empfänge entstehen. Von den Wettbewerbsbeiträgen wurde unter anderem erwartet, offen für spätere Entwicklungen zu sein und ein „zukunftssicheres, post-Covid Gebäude“ zu entwerfen. Als Vorgabe für die Baukosten gab die Kommission in der Auslobung 25 Millionen Euro an. Der siebenköpfigen Jury saß der stellvertretende Generaldirektor des JRC, Bernard Magenhann vor.
Der Siegerentwurf von BIG sieht für die Forschungsstelle eine zur Gebäudemitte ansteigende „Pergolawolke“ vor, die aus Solarpaneelen besteht und von einer Vielzahl filigraner Stützen getragen wird. Zwölf Forschungseinheiten sollen in dem Bau mit einer Bruttogrundfläche von 9.900 Quadratmetern untergebracht werden. In den unteren Geschossen sollen öffentliche Flächen entstehen, während die Büros für die oberen Geschosse vorgesehen sind. Der Baubeginn ist für 2024 geplant, sollten bis dahin sowohl das notwendige Verhandlungsverfahren als auch die Zustimmungen der EU zugunsten des Gewinnerentwurfs erfolgt sein.
(sla)
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STPH | 21.04.2022 05:39 UhrGebäude als Symptom
Auch hier ein nicht mehr sein wollen, nur ein Berg, ansonsten Raum durch Sekundärelemente. Verlockend