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22.02.2017
Italienische Quellen
BIG gewinnen Wettbewerb in San Pellegrino
Dreißig Jahre braucht das weltbekannte Wasser von den schneebedeckten Bergkuppen der Dolomiten durch Felsen und Gesteinsschichten bis zur Quelle in San Pellegrino im Val Brembana, wo es seit 1899 in einer Fabrik abgefüllt und in die ganze Welt exportiert wird. Sprudelnd und besonders mineralreich ist es, durch Klima und Boden einzigartig. Das Unternehmen spricht von einem besonderen „Terroir“ – ein Begriff, der bekanntlich beim Wein geschmackliche Spezifika, die auf geologischen Eigenheiten beruhen, beschreibt.
Das Konzept des Terroirs verdeutlicht, wie bei San Pellegrino bestimmte Alleinstellungsmerkmale der Marke untrennbar mit der Firmenidentität und der vordergründig unberührten Natur der Umgebung verwoben sind. Wenn es nun bei einem Wettbewerb um eine Erweiterung der existierenden Abfüllanlagen ging, war eine Architektur, die dem Rechnung trägt, sicherlich im Vorteil. Geplant ist ein Gebäude, das gleichermaßen das alltägliche Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter verbessert und Besuchern das Erlebnis der Marke – die „San Pellegrino-Erfahrung“ – in einem „Experience-Lab“ ermöglicht. Von den vier Büros, die der Einladung zum Wettbewerb folgten, Snøhetta (Oslo), aMDL Michele De Lucchi (Mailand), MVRDV (Rotterdam) und BIG (Kopenhagen) schafften es die beiden Letzteren in die engere Wahl. BIG erhielten jetzt schließlich den Zuschlag – ab 2018 soll der Komplex aus Funktionsbauten und Besucherzentrum realisiert werden.
Wie es halt typisch ist für Flagship-Architektur: Plakative, symbolische Gesten als Übersetzung von Firmenwerten sind Trumpf – auch in San Pellegrino. Im Zusammenhang mit der angesprochenen Liaison von Markenidentität und landschaftlichem Kontext öffnet sich hier natürlich hinsichtlich möglicher Metaphern die Büchse der Pandora. Von den Oberkanten einer sternförmigen Gebäudekubatur, die das Firmensymbol reproduziert, strömt San Pellegrino in einem Wasserfall über die Fassade (MVRDV). Oder es wird von einer kreisrunden, gebauten Regenwolke, die den Startpunkt der Wanderung des Wassers verbildlicht, eine umlaufende Glasfassade extrudiert, die dem Gebäude eine mit Regen assoziierte, permeabel wirkende Hülle geben soll – die aber gleichzeitig auch noch die Geometrie eines Flaschenbodens referenziert (Snøhetta).
Auch die Dänen um Bjarke Ingels bedienen sich eines kitschigen Bildes. Aber eher rhetorisch zur Kommunikation ihrer Entwurfsstrategie, als dass es direkt in der Architektur verwirklicht wäre. „Wie das Mineralwasser selbst, entspringen die neue Fabrik und das Experience-Lab aus natürlichen Quellen“. Statt dem existierenden Komplex „eine neue Identität aufzuzwingen“, schlagen sie vor, ihn „aus sich heraus wachsen zu lassen.“ Das erklärt im Übrigen auch die klassischen Zitate aus dem Fundus der italienischen Architektur und des Städtebaus: Arkaden, Viali, Piazza und Portico.
Damit bekommt die Quelle eine weitere Bedeutungsebene, die Für BIG eher ungewöhnlich ist. Das passt ganz gut zur Made-In-Italy-Verpflichtung von San Pellegrino, die Stefano Agostini, Präsident der San Pellegrino Group, mit dem Bau verwirklicht sehen will. Architektonische Elemente der italienischen Klassik und des Rationalisumus, Firmenerbe und Natur werden hier synthetisiert. „Turning all the ordinary into something extraordinary“, wie Bjarke Ingels die Aufgabe des Architekten im von San Pellegrino produzierten Werbefilmchen umreißt. (df)
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