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05.11.2024

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Bjarkes Statement in Beton

BIG-Headquarter in Kopenhagen


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Wenn Bjarke Ingels etwas baut, dann wird darüber gerne diskutiert. Dies gilt  umso mehr, wenn Ingels für sich selbst baut – und zudem noch in absoluter Toplage in seiner Heimatstadt Kopenhagen. An der Spitze des ehemaligen Hafenkais Sundmolen eröffnete vor ziemlich genau einem Jahr das Headquarter der Bjarke Ingels Group BIG mit unverbaubarem Panoramablick. Kürzlich hat das Büro Pläne und Bilder zum prestigeträchtigen Neubau veröffentlicht, in dem bis zu 300 „BIGster“ (so heißen die Mitarbeitenden in der Bürosprache) arbeiten werden.

Durch die exponierte Lage hat der freistehende Neubau nicht nur auf drei Seiten Blick aufs Wasser und nach Süden das Altstadtpanorama vor Augen. Er ist selbst als Solitär von allen Seiten gut zu sehen. Zugleich ist das Gebäude das erste Projekt, bei dem BIG für alles selbst verantwortlich war – von der Landschaftsgestaltung bis zu den Türgriffen. Zweifellos also ist dieses Gebäude, innen wie außen ein programmatisches Statement.

Das BIG HQ sieht zunächst aus wie ein Stapel großer Betonfertigteile, womit es  Referenzen an die Industriearchitektur im Kopenhagener Hafen herstellen will. Die Betonelemente wechseln sich dabei mit ebenso großen Fensterflächen ab, sodass die Hülle fast wie eine Art Schachbrettmuster aussieht.

Einige der Betonelemente sind deutlich dicker als die anderen. In ihnen verbirgt sich eine 140 Meter lange Treppe, die einmal um das gesamte Haus läuft. Jeder Treppenabschnitt führt auf eine Außenterrasse, die auch von den inneren Büroetagen aus genutzt wird. So entsteht eine Abfolge von Treppentunneln und Aussichtsterrassen – „wie ein Bergpfad“, schreiben BIG. Gleichzeitig ist die Treppe ein notwendiger Rettungsweg. An ihrem oberen Ende führt sie auf eine begrünte Dachterrasse, die dem großen Besprechungsraum im Dachgeschoss vorgelagert ist. In der Etage darüber liegt noch ein Penthouse. Ob Ingels hier selbst wohnt, wird in den Informationen zum Projekt allerdings nicht mitgeteilt.

Hauptdarsteller – neben Ingels – sind die Treppen. Hat man die drei Meter hohe Eingangstür aus Glas passiert, öffnet sich der Innenraum vier Geschosse hoch. Diagonale Sichtlinien gehen sogar bis in das oberste Stockwerk. Alle sieben Etagen sind als Splitlevel arrangiert. Zwischen den Splitlevels kreuzen Freitreppen in schwarzem Stahl durch den Raum wie Brücken, die ständig die Richtung wechseln. In der Projektbeschreibung wird das als Verweis auf Piranesis surreale Zeichnungen erklärt, wobei man vielleicht anfügen darf, dass dessen Zeichnungen doch etwas komplexer sind – auch wenn der offene Raum bei der BIG zweifellos kolossal ist.

Im Zentrum dieses offenen Innenraums steht eine mächtige Betonstütze. Sie scheint, salopp gesagt, den ganzen Laden zusammenzuhalten. Bei näherer Betrachtung verändert sie sich von Geschoss zu Geschoss. Sie besteht aus acht verschiedenen Steinsorten, von dichtem Granit am unteren bis zu porösem Kalkstein am oberen Ende. BIG beschreiben sie als einen „Totempfahl der Schwerkraft“ und als „Herz des offenen Raums“.

Beinahe allerdings wäre dieses Gebäude gar nicht gebaut worden. Die ersten Pläne waren von der Stadtverwaltung überraschend abgelehnt worden, denn das Haus würde den Nachhaltigkeitszielen Kopenhagens nicht entsprechen. Laut einem Artikel des Danish Architecture Center DAC in Kopenhagen bezeichnete Jakob Næsager von der konservativen Volkspartei das BIG HQ als „historisch hässlich“. Die Wogen schlugen hoch. BIG überarbeiteten daraufhin ihr Projekt und statteten die Visualisierungen mit deutlich mehr Grün aus.

Vor allem aber wurde nun auch ein 1.500 Quadratmeter großer, öffentlicher Park an der Spitze des Piers angelegt und das gesamte Nachhaltigkeitskonzept präzisiert. Mit dem Betonhersteller wurde ein Spezialzement entwickelt, der durch das Einbinden von industriellen Abfallprodukten in der Herstellung bis zu 25 Prozent weniger CO2 produzierte. Zudem sind die Büros natürlich belüftet und als Wärmequellen werden Solarenergie und Geothermie genutzt, sodass das Haus etwa 60 Prozent seines Energiebedarfs aus nachhaltigen Quellen abdeckt. Das reichte schließlich für eine Baugenehmigung. (fh)

Fotos: Laurian GhinitoiuRasmus Hjortshøj


Zum Thema:

Noch mehr von BIG, vor allem aber noch viel mehr Architektur und Stadtplanung der letzten 20 Jahre in der dänischen Hauptstadt haben wir in Baunetzwoche#624 „Erfolgsrezept Kopenhagen“ im letzten Jahr gezeigt.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

neue | 05.11.2024 17:34 Uhr

Arbeitswelten

Gestalterisch und räumlich natürlich ein Aushängeschild. Alles andere würde verwundern.

Spannend an dem Gebäude ist das Statement zu Arbeitsplätzen. Hier gibt es hier nur Schwarz/weiß: Entweder man will in der räumlichen Struktur arbeiten oder kann es sich nicht vorstellen.




4

jmh | 05.11.2024 16:46 Uhr

@1 auch ein architekt

Finden Sie eigentlich irgendetwas gut ?

3

Lars K | 05.11.2024 16:40 Uhr

Feuertreppe

Die Feuertreppe ist so ziemlich die lässigste Feuertreppe, die ich kenne. Chapeau, BIG. Auch sonst finde ich das ein ziemlich gelungenes Projekt, das kommt ja sogar bei Ingels mal vor. Akustik und Wärme im Inneren würde mich sehr interessieren. Ob man da einfach mal reinlaufen kann? Ich werds beim nächsten Kopenhagenausflug auf jeden Fall mal probieren. Sonst nehm ich halt die Feuertreppe bis in Bjarkes Apartment!

2

Arcseyler | 05.11.2024 16:23 Uhr

.de

BIG legt sich hier mit einer riesen Landschaft an und das weckt Lust auf noch mehr Maßlosigkeit. Für meinen Geschmack von außen noch einen Zahn zu schüchtern mit der Split Fassaden Halbierung. Think even Bigger

1

auch ein | 05.11.2024 15:42 Uhr

architekt

cool gemacht

aber eben ZU cool.
die armen praktis sitzen alle wie in der legebatterie in der turnhalle aus beton unter der treppe aus schwarzem beton, jeder wahrscheinlich mit kopfhörer wegen de, lärm.

so möchte ich, nicht mal an der lage, arbeiten müssen.

wär nen nette bibliothek oder mehrzweckhalle, aber für feste arbeitsplätze ? nein danke

statement sieht für mich anders aus

 
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