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28.02.2022

Im Zeichen der Zeit

BDA Preis Bayern 2022 vergeben


Die 25. Verleihung des BDA Preis Bayern am vergangenen Freitag stand im Zeichen grundlegender Veränderungen. Erwartet waren diese nur für die Baukultur, jedoch hatte die landespolitische und leider auch weltpolitische Aktualität die feierliche Prämierung in der Alten Kongresshalle in München ungewollt eingeholt. Dass die Architektur würdig in den Mittelpunkt rücken konnte, lag an der hohen Qualität der Jurynominierungen, aus der die BDA-Mitglieder*innen letztendlich entscheiden durften.

Erstmals lagen der Auswahl die zehn Postulate aus „Das Haus der Erde“ zugrunde, jenem Positionspapier für eine veränderte Baukultur, auf das sich der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten 2019 geeinigt hatte. So gehörte es zu den Prämissen einer Nominierung, klimagerecht, sozial verantwortlich, langfristig nachhaltig, ressourcenschonend oder partizipativ geplant und gebaut zu haben. Diese Kriterien schienen so rigoros eingehalten worden zu sein, dass in der Kategorie „Gewerbe- und Verwaltungsbau“ nur zwei Projekte überhaupt zur Wahl standen.

Unter den prämierten Projekten zeigen sich auch jenseits der Nachhaltigkeit lobenswerte Tendenzen. So repräsentieren sie vorwiegend den ländlichen Raum und eher kleinere Büros, die inspirierende Ideen im Zeichen der Zeit umgesetzt haben, oder die Bürger*innen oder Nutzer*innen in die Planung mit einbezogen haben. Mut ist ein Wort, das an diesem Abend häufig fiel. Denn der Preis richtet sich bekanntlich auch an die Bauherr*innen, denen von Seiten der Planer*innen mehrfach spontan gedankt wurde.

131 Einsendungen für fünf Kategorien hatten die von Kurator Amandus Samsøe Sattler einberufene Jury erreicht. Dieser gehörten die Architektinnen Kirstin Bartels und Petra Wollenberg, die Journalistin Adeline Seidel sowie die Architekten Sven Aretz und Peter Tschada an. Adeline Seidel war es auch, die am Abend in München die Gäste und Livestream-Zuschauer*innen mit Schlagfertigkeit auf eine Reise quer durch Bayern mitnahm.

Zu den prämierten Projekten zählen die Experimentierhäuser in Bad Aibling von Florian Nagler Architekten, der mit der B&O Gruppe die Kategorie „Besondere Bauten“ für sich entschied, die Neue Bücherei Gundelsheim von Schlicht Lamprecht Architekten in der Gemeinde Gundelsheim, die in der Kategorie „Bauen im Bestand/Denkmal“ gewann und Ein Haus für Kinder in Kirchheim bei München von Spreen Architekten für die Gemeinde Kirchheim-Heimstetten in der Kategorie „Bauen für die Gemeinschaft“.

In der Sparte „Gewerbe- und Verwaltungsbau“ gewann die Flussmeisterstelle in Deggendorf von bogevischs buero, die im Auftrag des Freistaats Bayern entstand. In der Kategorie „Wohnungsbau“ zeigt das Gemeinschaftswohnprojekt Alles unter einem Dach von Arc Architekten und der Baugemeinschaft Pallaufhof in Münsing eindringlich, was in ländlich geprägten Gebieten jenseits des Einfamilienhauses möglich ist. Zwar schaffte es das vielbeachtete und eben noch mit dem DAM-Preis ausgezeichnete Projekt San Riemo der Arge Summacumfemmer Büro Juliane Greb im Auftrag der Kooperative Großstadt in der begehrten Kategorie nur unter die Auszeichnungen, wurde mit dem Jurypreis dann aber doch noch gekürt.

Der Studienpreis hatte vor drei Jahren überraschend den Jurypreis erhalten. Diesmal war dies zwar nicht der Fall, dennoch fiel die Gewinnerarbeit aus dem Rahmen. Einstimmig entschied die Jury unter 41 Einreichungen die Bachelorarbeit von Moritz Hahn mit dem Titel Ideal: Zur ethischen Kritik der Architektur zu prämieren. Der Student an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt habe in seiner Arbeit „eine kluge Auseinandersetzung mit einer anspruchsvollen Fragestellung“ erbracht, „…die sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis – leider – kaum oder gar nicht vorkommt“.

Die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer Lydia Haack betonte den Appell an die Politik, eine Umbaukultur anstelle einer reinen Neubaukultur zu fördern. Einen prominenten Zuhörer dürfte sie damit schon mal erreicht haben. Erst wenige Tage zuvor hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder Teile seines Kabinetts unerwartet umbesetzt, darunter auch das Bau- und Verkehrsministerium. So war die Preisverleihung auch der erste große Auftritt des neu ernannten Staatsministers und damit Schirmherrn des BDA Preis Bayern Christian Bernreiter. Die landespolitischen Entwicklungen rückten jedoch anlässlich des dramatischen Weltgeschehens in den Hintergrund. Er sowie der Landesvorsitzende des BDA Bayern Jörg Heiler setzten in ihren Eröffnungsreden die richtigen Prioritäten.

Alle Preisträger*innen der fünf Kategorien sind für den BDA-Bundespreis Große Nike nominiert. Im Rahmen der Preisverleihung stellte der BDA Bayern zudem seine Nominierung für die Klassik-Nike 2022 vor. Mit der Wohnbebauung Genter Straße 13 von Otto Steidle mit Doris und Ralph Thut und den Bauherren Otto Steidle und Christa-Kropf-Steidle zeigt sich einmal mehr, dass Nachhaltigkeit auch der lange Nachhall guter Architektur bedeuten kann. (sab)


Zum Thema:

Beim BDA Preis Bayern handelt es sich um einen mehrstufigen Wettbewerb, bei dem die Jury die Nominierten festlegt. Daraus wählen wiederum die Mitglieder*innen die Preise aus. Alle anderen Projekte erhielten eine Auszeichnung. Alle in diesem Jahr ausgezeichneten Projekte sind in der Bildstrecke zu sehen, die zugehörigen Jurybeurteilungen unter bda-bayern.de nachzulesen. 


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