Seit 2003 vergeben der Bund Deutscher Architekten BDA und der polnische Architektenverband SARP jährlich den BDA-SARP-Award für die besten Abschlussarbeiten aus Deutschland und Polen. Sie ehren damit den Architekturnachwuchs beider Länder. In diesem Jahr geht der mit 2.500 Euro dotierte Hauptpreis an Theresa Felber für ihr an der Universität Stuttgart erarbeitetes Projekt „From Separation and Unity: [Hi]stories of a Border“. Vier weitere Projekte aus Berlin, Breslau, Augsburg und Posen erhielten eine Auszeichnung.
In ihrer Arbeit setzt sich Felber mit dem dünnbesiedelten Landschaftsraum entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze auseinander. Für jedes der vierzig Jahre, die die Grenze existierte, wird eine individuelle Unterkunft entworfen, die sich stets auf einen realen historischen Grenzzwischenfall bezieht. Drei dieser Unterkünfte wurden exemplarisch im Rahmen der Abschlussarbeit ausgearbeitet. Damit gestalte Felber eine Art Zeitreise und präsentiere ein Beispiel für eine universelle Sprache, die eine individuelle, persönliche Interpretation der Realität leiste, so der BDA.
Auch drei der vier weiteren Auszeichnungen beschäftigen sich mit der Geschichte eines Ortes beziehungsweise den Vermächtnissen der Vergangenheit. Alicja Maculewicz schlägt beispielsweise einen touristischen Erlebnispfad entlang des längst vergessenen Masurischen Kanals vor. Dabei handelt es sich um eine rund 50 Kilometer lange, künstliche Wasserstraße zwischen der masurischen Seenplatte und der Ostsee, deren Bau 1942 abgebrochen wurde wurde. Der Pfad soll in einen Dialog mit der vorgefundenen Substanz treten und die Geschichte des Kanals erzählen. Im Projekt von Joel Seeger geht es wiederum um die Restaurierung, Erneuerung und Ergänzung des baufälligen Schlosses Malberg in der südlichen Eifel. Neben der schwierigen Aufgabe eines behutsamen Eingriffs im Bestand befasst er sich auch mit der Problematik des ländlichen Raums. Er überzeugte die Jury unter anderem mit präzisen baulichen Eingriffen, gestalterischer Finesse und einem besonderen Maß an Bescheidenheit. Christoph Henschel fokussiert schließlich in seiner Auseinandersetzung mit dem Bestand auf die Rezyklierbarkeit des Rathauses Ahlen aus den 1970er Jahren, das trotz vielfältiger Bemühungen um Erhalt abgerissen werden soll. Für seine Fallstudie wird das Rathaus in einzelne Elemente zerlegt und deren Verwendbarkeit im Mehrfamilienhausbau geprüft.
Die letzte Auszeichnung des Award ging an Aleksandra Lisiaks für ihr Projekt, das sich einem typischen Problem des ländlichen Raums in Polen widmet. Der sommerlichen Trockenheit vieler Wälder und der daraus resultierenden Brandgefahr, die durch den Klimawandel noch verstärkt wird, begegnet Lisiak mit der Idee, Feuerwachen als Zentrum der Dorfgemeinden zu etablieren. So könne die Beliebtheit des freiwilligen Rettungsdienstes wieder aufleben.
Die Jury des Nachwuchsförderpreises setzte sich aus den Architekt*innen Daria Kieżun (Breslau), Jacek Lenart (Stettin), Alexander Pötzsch (Dresden), Florentine-Amelie Rost (Berlin/Hamburg) und Grzegorz Stiasny (Warschau) zusammen. (tp)
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