Seit 2003 vergeben der Bund Deutscher Architekten BDA und der polnische Architektenverband SARP gemeinsam den BDA-SARP-Award für die besten Abschlussarbeiten aus Deutschland und Polen. Sie ehren damit den Architekturnachwuchs beider Länder. In diesem Jahr geht der mit 2.500 Euro dotierte Hauptpreis an Dominika Strzałka für ihr an der Cracow University of Technology entstandenes Projekt „Miedzianka, the history of disappearing“.
In zarten Sepiatönen zeichnet Strzałka ein wehmütiges und zugleich kraftvolles Bild der ehemaligen Zechenstadt Miedzianka im polnischen Unterschlesien. Während die historische Stadt stetig verfällt, schlägt die junge Architektin einen Begegnungs- und Lernraum vor, der aufgeständert oberhalb der schwindenden Kulturlandschaft schwebt und ein gemeinsames Begreifen des „Kräfteverfalls“ vor Ort ermöglicht.
Die Auseinandersetzung mit Strukturwandel und Verschwinden sowie eine gewisse Melancholie zieht sich durch nahezu alle prämierten Projekte. So erhielt der fiktive Vorschlag, ein gescheitertes Projekt der Moderne – die Nachkriegssiedlung Einsteinring in Nürnberg – in einen Friedhof umzuwandeln, eine Auszeichnung (Fabian Weis, Technische Hochschule Nürnberg, „Archive for the collective memory“). Ebenso ausgezeichnet: Maximilian Blume (Technische Universität München) für „Utopia. Urbanization and corporate living“, eine Wohnbrücke, die Verdichtung und Vernetzung zusammendenkt, sowie Sebastian Strobl (Akademie der Bildenden Künste München), der in seinem Projekt „simply be there“ einen zeitgenössischen Kontemplationsort inmitten der Großstadt vorschlägt.
Michał Wasielewskis Abschlussarbeit an der University of Science and Technology Wrocław erhielt eine besondere Auszeichnung. Mit „City Treasure. Storage for National Museum in Gaj Hill“ versucht Wasielewski, den aus Kriegstrümmern der Stadt Breslau aufgeschütten Hügel Gaj ins kollektive Gedächtnis zurückzuführen. Ein in den Schutthaufen gegrabenes Kunstarchiv soll als eine Art Zeit- und Erinnerungskapsel der Stadtgeschichte fungieren.
Die Jury des bilateralen Preises setzte sich aus den Architekt*innen Marcin Brataniec (Krakau), Aysin Ipekci (Köln), Magdalena Kozień-Woźniak (Krakau), Grzegorz Stiasny (Warschau) und Jan Wirth (Bremen) zusammen. Die aus allen Nominierungen der Hochschulen ausgewählten Finalisten – jeweils neun Absolventen beider Länder – nahmen an einem gemeinsamen Workshop in Warschau teil, der dem fachlichen und kulturellen Austausch gewidmet war. (kms)