Am vergangenen Samstag hat der Bund Deutscher Architekten BDA in Halle (Saale) seinen wichtigsten Architekturpreis vergeben. Die „Große Nike“, benannt nach der antiken griechischen Siegesgöttin ging an eine in Zeiten des Kirchensterbens bemerkenswerte Bautypologie: Das Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer in Poing von meck architekten (München). Der Sakralneubau schaffe im wachsenden Ort unweit von München eine neue Mitte und erzeuge durch Architektur eine Art Überzeitlichkeit, so die Begründung des Preisgerichtes.
Ähnlich mythisch aufgeladen wie der Name des Preises klingen auch teilweise die Rubriken, nach denen die unabhängige Jury unter Vorsitz von BDA-Präsident Heiner Farwick die diesjährigen Preisträger wählte: Symbolik, Atmosphäre und Fügung wurden ebenso bewertet wie Komposition, Soziales Engagement und Neuerung. In jeder dieser Kategorien wurde zudem ein weiteres Bauwerk mit einer entsprechenden „Nike“ ausgezeichnet. Zum dritten Mal wurde auch ein Sonderpreis für beispielhafte Architektur nach 1945, die sich mindestens drei Jahrzehnte bewährt hat, verliehen: Die „Klassik-Nike“ ging ebenfalls an einen Sakralbau. Mit ihr wurde das Ensemble der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Berliner Breitscheidplatz von Egon Eiermann geehrt, das seit 2010 einen langangelegten Sanierungsprozess durchläuft.
- Nike für Symbolik: Elbphilharmonie, Hamburg
Herzog & de Meuron (Basel), Bauherrschaft: Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien
- Nike für Komposition: Mediathek der Burg Giebichenstein, Halle (Saale)
F29 Architekten (Dresden) und ZILA Freie Architekten (Leipzig), Bauherrschaft: Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen- Anhalt
- Nike für Fügung: Bremer Landesbank, Bremen
Caruso St John Architects (Zürich)
Bauherrschaft: NORD/LB Norddeutsche Landesbank, vertreten durch NORD/FM Norddeutsche Facility-Management GmbH
- Nike für soziales Engagement: Schule in Dettmannsdorf
mrschmidt Architekten (Berlin),
Bauherrschaft: Schulförderverein Dettmannsdorf e.V.
- Klassik-Nike: Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin
Egon Eiermann,
Bauherrschaft: Evangelischer Kirchenbauverein Berlin
Die Verleihung der Großen Nike erfolgt alle drei Jahre und fand 2019 zum fünften Mal statt. Die 16 BDA-Landesverbände hatten die Projekte für die Nike nominiert, im April gab die Jury eine
Shortlist bekannt.
(kms)
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Fred Konkret | 28.05.2019 10:05 UhrGroße Nike
Das Kirchenzentrum ist zweifelsohne gelungene Architektur.
Gerhard Matzig hatte ja gestern in der SZ die Peisvergabe an Meck Architekten ausführlich gewürdigt, man weiß, er wohnt selbst in einem Haus des Architekten. Sonst schaffen es Architekturpreise selten in die großen Medien, für Matzig und Meck eben eine win-win Situation.
Matzig fokussiert in seiner Laudatio auf die Tatsache, dass durch den Preis die Alltagsarchitektur aus ihrem Schattendasein gerückt werde und das Spektakuläre (Elbphilharmonie) lediglich die kleine Nike erhalten hätte.
Das hat mir dann doch zu denken gegeben, da Kirchenzentren alles andere als Alltagsarchitektur sind und der Bau nicht gerade Zurückhaltung signalisiert sondern ein Interesse an spannungsvollen Räumen und einer kraftvollen architektonischen Geste. Das gefällt mir persönlich seher, die Preisverleihung jedoch würde ich in einem anderen Zusammenhang sehen: Nämlich dem, dass sich meistens die "einfachen" schnell zu begreifenden, unkomplexen Entwürfe mit einem politisch korrekten Hintergrund durchsetzen und komplexere Bauaufgaben, die eben auch mehr Diskussionsfläche bieten, sich dann doch nicht durchsetzen können.
Die Titel der Preise ( "Nike für Symbolik") spiegeln die Sehnsucht des BDA, ein Verein der Bildungsbürger sein zu wollen. Da wird so dick aufgetragen, dass man einen gewissen romantischen Ansatz unterstellen möchte, der hart am Kitsch vorbei schrammt.