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15.01.2019

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Sprung über die Spree

Axel Schultes und Charlotte Frank erweitern das Bundeskanzleramt


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Von Friederike Meyer

Ein gutes Vierteljahrhundert liegt der Realisierungswettbewerb zum Bundeskanzleramt zurück, und doch fühlte man sich heute auf der Pressekonferenz in die Neunziger Jahre zurückversetzt. Der Anlass: Die Vorstellung der Erweiterungspläne für das Bundeskanzleramt von Axel Schultes und Charlotte Frank. Ja, sie stammen vom gleichen Berliner Büro, das 1993/94 neben Krüger Schuberth Vandreike (Berlin) einen 1. Preis gewonnen hatte und das unter Helmut Kohl 1995 mit der Planung beauftragt worden war. Und ja, die Erweiterungspläne sehen dem damaligen Wettbewerbsentwurf sehr ähnlich. Eine Betonstruktur, die im eng gekrümmten Halbrund der Begrenzungsmauer des Kanzlergartens und somit der Grundstücksgrenze folgt und die über eine zweite, doppelstöckige Spreebrücke mit dem Bestand am anderen Ufer verbunden ist. Nur ist sie ein wenig voluminöser geworden, von Wintergärten durchbrochen und um einen Hubschrauberlandeplatz in Höhe der Traufe ergänzt.

Mit Platzproblemen der seit 2001 von 410 auf 750 Mitarbeiter gewachsenen Behörde erklärte Kanzleramtsminister Helge Braun die Entscheidung, den Neubau ausgerechnet jetzt anzugehen. Sicher dürfte auch die aktuell entspannte Haushaltslage des Bundes ein Grund dafür sein. Das neue, von Schultes und Frank vorgeschlagene Volumen jedenfalls verdoppelt in etwa das Bestandsvolumen auf der anderen Spreeseite und ermöglicht den Mitarbeitern, die derzeit auf mehrere externe Bauten verteilt sind, künftig direkt beim Mutterhaus zu arbeiten – an 400 neuen Büroarbeitsplätzen.

13 Varianten für fünf Standorte habe man im Vorfeld, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, für die Erweiterung geprüft – im Kanzlergarten, im Bereich des Forums zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus, neben dem Besuchereingang und im Tiergarten –, sagte Petra Wesseler, die Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung, das die Rolle der Bauherrin übernimmt. Schließlich habe man sich für die bereits 1994 im Wettbewerb intendierte Baumasse im Kanzlerpark entschieden. Zudem werde auf einem angrenzenden Grundstück ein Post- und Logistikzentrum gebaut. Auf die durchaus berechtigte Frage, warum es keinen erneuten Wettbewerb für die Erweiterungsplanung gab, argumentierte Wesseler, man habe die Sache juristisch geprüft und möglicherweise so auch Urheberrechtsklagen vorgebeugt, weil ja das einst im Wettbewerb prämierte Konzept von Schultes gebaut werden solle. Axel Schultes fügte hinzu: „Wir hätten uns mit Händen und Füßen gewehrt, wenn das Projekt in fremde Hände geraten wäre.“

Schultes' Partnerin Charlotte Frank erklärte, die Neubaupläne variierten die räumliche Funktionalität der Wintergärten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und nähmen größtmögliche Rücksicht auf die parkartige Fläche, die einst gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Lützow 7 geplant und umgesetzt wurde. Sei der damalige Entwurf eher ein spielerischer Umgang mit Masse und Raum in der Zeit nach dem Mauerfall gewesen, so Frank, sei die aktuelle Planung vielmehr auf Funktion und Bedarf hin orientiert, dem Mutterbau jedoch aufs Engste verbunden. In den ebenerdigen Volumen kommen eine Kantine, die Gärtnerei, eine Kita und Veranstaltungsbereiche unter. Die nach innen orientierten, vollveglasten Büroerschließungsgalerien wollen jeglichen Korridoreindruck vermeiden. Die vollständige Schließung der Fassade nach außen erklärt sich aus der Tatsache, dass der Neubau im Unterschied zum heutigen Kanzleramtsbau direkt auf der Grundstücksgrenze steht und so auch die öffentliche Zugängigkeit der angrenzenden Gründfläche erhalten bleibt.

460 Millionen Euro Baukosten habe eine erste, detaillierte Schätzung Ende 2018 ergeben, so Frank. Von einer Erhöhung sei jedoch aufgrund von Baupreissteigerungen in den kommenden Jahren auszugehen. Zunächst stehen vier Jahre Planung auf dem Programm. Ab sofort werden die Fachplanungen ausgeschrieben, Mitte 2019 soll das Planungsteam komplett sein, dann folgen Entwurfsplanung und Genehmigungsverfahren. Dabei geht es nicht nur um den Haushalt, die Sicherheit, das Luftverkehrsrecht und die Bundeswasserstraße, sondern auch um eine Anpassung des B-Plans. 2023 will man mit dem Bau beginnen, 2027 fertig sein.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

19

oliver | 26.01.2019 23:37 Uhr

Macht das Gesamtkonstrukt nicht besser...

Das Bundeskanzleramt war meiner Ansicht vom ersten Moment eine architektonische Missgeburt, das Gebäude ist weder Repräsentativ noch Transparent und schon gar nicht schön! Das Gebäude empfinde ich passend seelenlos zu seiner derzeitige Bewohnerin. Der Erweiterungsbau mag zwar optisch ergänzend wirken, macht das Gesamtkonstrukt nur nicht besser und wird den Steuerzahler sicher einige Xtra Millionen Betriebskosten nur aufgrund der extra langen Wege kosten. Wie viel Zeit wird ein Angestellter wohl brauchen um täglich mehrmals die Distanz zwischen den einzelnen Baukörper zu überwinden? Oder wurde hier auf Frau Merkles Fitnessplan Rücksicht genommen um beim täglichen watscheln durch die endlosen Gänge überschüssige Kalorien zu verbrennen?

18

d.teil | 23.01.2019 15:53 Uhr

Oha

Ich weiß gar nicht, was Herr Schultes und Frau Frank in den letzten 10 und mehr Jahren getrieben haben......viel neue Architektur ist da nicht mehr im Büro entstanden. Meint: ist das Projekt nun nicht ein bisschen groß für das wohl mittlerweile übersichtliche Büro? Ich respektiere dabei jedoch auch weiterhin ihre schönen Entwürfe der 90ger. Aber hege durchaus Zweifel daran, dass hier was dolles entstehen könnte.
Ohne jedoch wirklich zu wissen, ob ich mit meinen reinen Vermutungen richtig liege.

17

...i.. ...e...h... | 18.01.2019 22:22 Uhr

....

Hier Zerstört Axel Schultes sein eigenes Werk. Tragisch!!!

16

STPH | 18.01.2019 08:57 Uhr

Aufgabe falsch gestellt

Die Aufgabenstellung für die Architekten hätte vorausschauend lauten müssen: Erweiterungsflächen in der Größe und Struktur der östlichen Löbe- und Lüdersbauten zusammen, mit Realisierung des ersten Bauabschnitts für das Kanzleramt. Damit würde die Spange auch ihre Aufgabe erfüllen, indem sie hier die etwa fünffache Fläche ermöglicht und damit andere Flächen, Freiflächen und vor allem die Innenstadt entlastet.

15

karl | 16.01.2019 14:12 Uhr

Form und Inhalt

Für wen soll das Haus sein ? Gibt es nicht bereits jetzt zuviel Bürokraten, Beamte und Bedenkenträger ?
Oder ist das eine Bürokraten- Aufzucht- Station ? Wenn sie halbwegs ausgewachsen sind, werden sie aus dem umzäunten Areal ausgeflogen und in der freien Wildbahn ausgesetzt ?

14

DNLZSK | 16.01.2019 13:57 Uhr

Nur Mut...

Es verwundert, dass die Politik von der Bevölkerung eine gesellschaftliche Öffnung und Toleranz einfordert und im gleichen Zug das Gegenteil umsetzt.

Die Realisierung des Projekts in dieser Form versinnbildlicht den fehlenden Mut, den nicht vorhandenen Enthusiasmus und die Angst unserer Bundesregierung vor realen gesellschaftlichen Veränderungen die in vollem Gange sind.










13

Adrian | 16.01.2019 13:43 Uhr

viel Bla wenig Aha

Ich lese hier verdammt viel Kritik bei der ich mir denke, ok gibt dem doch erstmal Raum. Doch vor meinem inneren Auge formt sich mir als Architekt kein passendes Gegenbild.

Also, liefern Sie doch mal endlich beschreibende Worte wie es besser wäre und hacken Sie nicht nur, dass kann nämlich wirklich jeder!

12

STPH | 16.01.2019 13:05 Uhr

Korrektur wenn schon kein Wettbewerb

Ich finde der Entwurf hat eine weiterführende Kritik verdient.
Warum nicht gleich die wesentlich leistungsfähigere Struktur des Braunfelsbaus vom Bundestag? Die geht auch rund. Dann passt auch der Landeplatz. Die Braunfelsstruktur für alles samt Kanzleramt mit Gartenausstanzungen für Repräsentation und Rückzug.

Warum rundes Ende und nicht ein offenes wie im Osten? Warum nicht auch Kleinvenedig am Spreedurchstich wie im Osten. Wachstum vorraudenken. Wer geht im Garten spazieren? Die Kitaspielfläche aufs Dach.

Axel Schultes soll seinen Entwurf weiterspielen für einen anderen Maßstab und keinen Denkmalschutz mit sich selber betreiben. Dafür wird er bezahlt. Vom Ende her zu denken, so wie seine Struktur es auch will. Die kann nämlich mehr.

11

STPH | 16.01.2019 09:41 Uhr

Himmel über Berlin

schön wie der Hubschrauberlandeplatz das macht was dem Bundeskanzleramt auch angestanden hätte: ganz ohne Überbau. Übrigens auch dem Bundestag und dem Hauptbahnhof.

Zeit und Geld für bessere Bauqualität ist jetzt auch da.

10

Mathias | 16.01.2019 09:15 Uhr

Aus der Zeit gefallen

Ich empfinde diese Architektur, die wominofski in Kommentar 2 zutreffend beschreibt, vollkommen aus der Zeit gefallen.

9

Thomas Abel | 15.01.2019 21:19 Uhr

Band des Bundes

Hier war einmal zentral - wie die Stellung des Bürgers im Grundgesetz angelegt ist - von Schultes-Frank das Haus des Bürgers geplant gewesen.
Hat man das jetzt völlig gestrichen oder nur vergessen?

8

Christian | 15.01.2019 20:19 Uhr

im Westen fertig

Schön, dass die großartige Idee vom Bundesband jetzt nach Westen abgeschlossen werden kann. Gratulation an Schultes und Frank für ihr stehvermögen und ihre Konsequenz. Fehlt nur noch das östliche Ende.

Und ich persönlich freue mich auch über die ehrlich scheinende Baukostenansage mit dem berechtigten Hinweis, dass die Baupreise in Berlin derzeit unvorhersehbar steigen.

7

Davide | 15.01.2019 18:22 Uhr

viel Reden kann jeder

Seit Jahrzehnten werden die Bauten am Spreebogen mit Häme überzogen - besonders von Architekten. Dabei gehören sie zu den wenigen Gebäuden dieser Art der letzten Jahre, die in dem riesigen Erwartungsraum von Transparenz, Repräsentation, Sicherheit, Zeitgemäßheit, Zeitlosigkeit, Identität, Offenheit, usw. eine halbwegs glaubhafte Position besetzen.

Dass über 25 Jahre nach dem ursprünglichen Konzept kein Wettbewerb ausgelobt wurde, finde ich ärgerlich, die Fortsetzung in Bezug auf Bau und Architekten irgendwie aber auch konsequent.

6

Toni T | 15.01.2019 18:18 Uhr

Man braucht sich....

....keine Sorgen zu machen. Das Ding wird in absehbarer Zeit eh nicht gebaut, da HdM den Berliner Architektenmarkt leer fegen und Axel aus seinem Zwei-Mann-Büro so schnell keine Galeere machen wird.

5

peter | 15.01.2019 17:53 Uhr

panzer!

kettensäge!
schaufelradbagger!
und der hubschrauberlandeplatz ist echt die krönung.

4

Mies | 15.01.2019 17:22 Uhr

Gähn, ich brauche einen Kaffee...

Als wenn es in Berlin nicht schon genug belanglose Architektur geben würde... dieses "Band" soll nun also die Bundesrepublik Deutschland repräsentieren. Transparenz? Fehlanzeige! Fortschritt? Fehlanzeige!

Der Filz zwischen Politik und Bauwirtschaft funktioniert wie geschmiert.

Ich sehe jetzt schon Kostensteigerungen von mehreren hundert Millionen Euro.

Ach, komisch, konnte ja niemand wissen, dass es so teuer wird... blablabla... diese Aussagen funktionieren sind mehr, liebe Politik und Architekten.

Und die Bauschäden gucke ich mir dann auch gerne an.

Passt zu Berlin. Eine Stadt der Bauschäden und Bausünden.

Alles in Allem verdeutlicht dieses Projekt den Zustand der BRD. Innerlich wie äußerlich.

3

dirk | 15.01.2019 16:17 Uhr

Axel ...

... is back! Ick freu mir!

2

wominofski | 15.01.2019 16:13 Uhr

Mehr davon?

Die Plangrafik 'Band des Bundes' ist überwiegend eine Belastung für den Berliner Stadtgrundriss: Distanzräume, Wiederholung, geschlossene Erdgeschoßzone und eine Lücke als Mitte. Auch großartig: das fehlende Ende, der fehlende Anfang und die wild unterschiedlichen Bauhöhen. Passend dazu trägt die Architektur an keiner Stelle dazu bei, die Regierungsfunktion zeitgemäß anschaulich zu machen. Also bitte unbedingt mehr von.

Und warum nicht zum Einstieg für ein vergleichsweise kleines Gebäude gleich mal 500 Mio EUR aufrufen und vorab den AG mit einer Klage drohen? Dank an Schultes-Frank für ein weiteres Stück deutscher Baukultur.

1

ulf | 15.01.2019 15:46 Uhr

Uaaahh...

... mir graut's vor den Großstrukturen.
Eine weitere Waschmaschine mehr, diesmal als Deutscher Wall

 
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Der von Schultes Frank Architekten geplante bogenförmige Erweiterungsbau für das Bundeskanzleramt am Rand des Kanzlerparks soll das sogenannte Band des Bundes nun nach Westen hin städtebaulich abschließen.

Der von Schultes Frank Architekten geplante bogenförmige Erweiterungsbau für das Bundeskanzleramt am Rand des Kanzlerparks soll das sogenannte Band des Bundes nun nach Westen hin städtebaulich abschließen.

Mit ihrer Idee vom Band des Bundes hatten Axel Schultes und Charlotte Frank 1992–1994 den 1. Preis im offenen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Neuordnung des Spreebogens unter 800 teilnehmenden Büros gewonnen.

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Charlotte Frank und Axel Schultes auf der Pressekonferenz im Kanzleramt bei der Vorstellung ihrer Entwürfe für desssen Erweiterungsbau

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Ein- bis zweigeschossige Serviceeinrichtungen für die gesamte Liegenschaft öffnen sich zum Park und zur Spree. Eine erhöhte Landeplattform für Hubschrauber ersetzt die ursprüngliche Landefläche im Park.

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