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28.09.2017

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Tanken im Energie-Plus-Standard

Autobahnraststätte Fürholzen West von Allmann Sattler Wappner


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Als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt vergangene Woche die „Raststätte der Zukunft“ eröffnete und die Zapfsäule Nummer 1 ausschließlich Diesel bot, schrieb Gerhard Matzig in der Süddeutschen Zeitung es sei „alles wie gestern. Nur größer.“: Von den 1.700 Quadratmetern Fläche bedeckt das geschwungene Holzdach mit Fotovoltaikanlage nach Entwurf von Allmann Sattler Wappner Architekten nur einen kleinen Teil der neuen Rastanlage Fürholzen West. Der Rest ist (versiegelter) Parkplatz. Und so fragt man sich angesichts des 20-Millionen-Euro-Neubaus, in dem das Unternehmen Tank & Rast einen „weiteren Meilenstein der erfolgreichen Modernisierungsstrategie“ seit der Privatisierung 1998 sieht, was die Innovation ist.

(Sani-)Fairerweise muss gesagt werden, dass an den zahlreichen Zapfsäulen nicht nur „Standardkraftstoffe“ wie eben Diesel angeboten werden, sondern auch Wasserstoff, Autogas und Erdgas – an ein und derselben Säule (und darin besteht die Neuerung). Einzig die Elektroschnellladesäulen sind unter einem runden Extradach untergebracht. Mit Shell, Gasprom und innogy (RWE Tocher) kommen hier die großen multinationalen Konzerne zum Zug. Den Flächenverbrauch versuchen rund 300 Quadratmeter Spielplatz und ein „Fitness- und Bewegungsparcours für Erwachsene“ zu relativieren. Ein Blockheizkraftwerk und ca. 7200 Quadratmeter Photovoltaikfläche lassen die Anlage den Energie-Plus-Standard erreichen.

Eine „ausdrucksstarke Dachlandschaft“ verbindet Zapfsäulen und Raststätte, indem sie ihre Form geschickt vom geschwungenen Futurismus in das „doppelgieblige Satteldach“ mit „Bezug zu oberbayrischen Scheunen und Stadeln“ wandelt. Viel weiter scheint die Gestaltungsfreiheit der Architekten jedoch nicht gereicht zu haben. Allmann Sattler Wappner haben die Ausführungsplanung nicht übernommen, in der Pressemitteilung werden sie nicht mal erwähnt. Auch nicht, wer hinter der Innenraumgestaltung und dem Lichtkonzept steht, das „das Tageslicht je nach äußeren Lichtverhältnissen authentisch simulieren“ soll.

An den Marken Serways und Sanifair dürfte kaum ein Nutzer deutscher Autobahnen vorbeikommen, etwa 500 Millionen besuchen die Einrichtungen des „führenden Anbieters von Gastronomie, Einzelhandel, Hotellerie und Kraftstoff“ nach Angaben des Unternehmens jährlich. Die Presseerklärung präsentiert die Anlage als „starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und Mobilitätskonzepte der Zukunft“ und spricht von „modernsten Betankungsarten“. Dabei wird man den Eindruck nicht los, hier hat eher ein längst überfälliges Update stattgefunden.  (dd)


 


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

a_C | 04.10.2017 12:01 Uhr

Draufholzen in Fürholzen...

So sehr ich das Büro auch schätze, hier haben sie es etwas übertrieben: Die allgemeine Überbetonung des Baumaterials, die heimelige Beleuchtung aus "Textilwürmern", die Kacheln aus Omas Heimat, der kristalline Bodenbelag, die Schwünge der Theke mit ihrem "luschtigen" Alu-Blob darüber, die Holzstreifen-Applizierungen auf dem Sideboard, die Tische aus Baumstämmen, die dunklen Sessel aus patiniertem Leder, die Wandverkleidungen, ...

Hier wurde aus allen Rohren gefeuert und was die Materialsammlung hergab, wurde verwurstet. Wirklich ganz furchtbar.

7

Stefanie Meyer | 29.09.2017 20:03 Uhr

Tank-Stelle

Eine Tankstelle ist das was man aus ihr macht. Ob Sie nun in Tankstellen ernsthaft Identitätsträger unserer Gesellschaft sehen oder nicht. Deswegen muss die Tankstelle ja nicht schlecht geplant werden. Das Autofahren, Autobahn und die ''Tanke'' sind Teile unserer Identität geworden. Fragen Sie mal ausländische Bürger zu dem Thema.

6

ABC | 29.09.2017 17:31 Uhr

so eine....

.....verblödete Diskussion.

Bitte derjenige den Finger heben, der nicht an einer Tankstelle tankt sondern das Benzin selbst im Garten erntet.

Wieso regt sich eigentlich keiner auf, wenn im Baunetz ein neuer Flughafen veröffentlicht wird? Fliegen ist doch 100% schlimmer als Autofahren. Aber darüber hat man keine Zeit nachzudenken - der nächste Flug nach Kenia ist ja schon gebucht, da kann man sich dann ökologisches Bauen anschauen und sich dabei richtig gut fühlen.

P.S.: Was an dieser Tankstelle stört ist die Gestaltung, man sehe sich die Kasse an - wie ein Hamburger, vielleicht ist das aber auch als Witz gemeint.

5

peter | 29.09.2017 14:53 Uhr

@mick

tankstellen! heilige orte, ja kathedralen der mobilität! stätten der energie! lebensquell der wirtschaft und des globalen wohlstands! brenn-punkte des klimawandels, umschlagplätze des schwarzen goldes! hektoliterweise stoff, riesiges prtenzial zum identitätsträger!

wenn man daran denkt, wie wichtig benzin und diesel für uns alle wirklich sind, müsste man diese orte mindestens vergolden. in wirklichkeit SIND es unsere kathedralen. nachdem die kirche ja längst aus der mode ist und große teile der bevölkerung samt ihrer regierung nebst wirtschaft ihre identität quasi in der anbetung des autos und der von ihm ausgehenden mobilität sehen, wäre mehr würde für diese orte mehr als ehrlich!

ginge es nach mir, würde ich privat-pkw verbieten oder zumindest horrend besteuern. öpnv, bahn, carsharing, fahrrad und dienstwagen machen privat-pkw im grunde überflüssig. solang wir aber noch nicht bereit sind, das zu verstehen, bauen wir halt wenigstens ab und an mal eine schöne tankstelle!

why not.

4

mick | 29.09.2017 09:20 Uhr

Identitätsträger?

na klar, mal schnell auf die Autobahn, um dann in typischer Raststätten-Atmosphäre (das ist hier kein Lob, und zumindest auf den Fotos kann ich nichst ansprechendes erkennen) qualitätvoll zu speisen...
Und ich hoffe doch nicht, dass Tankstellen ernsthaft Identitätsträger unserer Gesellschaft sein sollten!

3

energie plus | 29.09.2017 09:20 Uhr

@ nummer 2 / latimer

Bitte nicht falsch verstehen. Meine Kritik zielt nicht auf die Gestaltung und nicht auf die Qualität der Gastronomie. Ich sehen aber im Grundkonzept des Abfeierns von "freier Fahrt für freie Bürger" auf riesigen Flächen wenig zukunftsweisendes. "Weiter So!" mit Nachhaltigkeits-Mäntelchen aus Holzverkleidung und Bio-Food...

2

latimer | 28.09.2017 17:24 Uhr

Tankstelle Fürholzen

Der Kommentar entäuscht mich sehr, denn er kommt doch sehr nonchalant und negativ daher. Das hat die Anlage aber definitv nicht verdient!
Zwar ist und bleibt eine Tankstelle ein Zweckbau, doch sind Tankstellen nicht erst seit gestern wichtige Identitätsträger einer mobilen Gesellschaft. Daher ist gerade hier gute Gestaltung sehr effektiv und auch notwendig.
Schon jetzt machen Anwohner, Radwanderer und Touristen einen Umweg nach Fürholzen-West, um die Tankstelle anzufahren und dort zu essen. Das hebt auch die Qualität der Angebote (auch des Essens!). Darüber hinaus hat man einen grandios inszenierten Ausblick zum Alpenkamm!

Das "längst überfällige Update" ist einer der wenigen AB-Bauten in Deutschland, die von guten Architekten erstellt wurden. Im Raum München ist nur noch die AB-Raststätte in Landsberg am Lech von Thomas Herzog und Latz + Partner (von der nur noch die Gebäude im Originalzustand existieren) erwähnenswert.
Der Entwurf von ASW steht in einem heftigen Kontrast zum fast gleichzeitig fertiggestellten Neubau Fürholzen-Ost, der den bekannten Mustern folgt, fast zeitgleich fertiggestellt wurde und in seiner Banalität, Beliebiegkeit und Ausdruckslosigkeit rundherum entäuscht. Hier will niemand hin und das Angebot ist entsprechend schwach.

Passt die Anlage nur einfach nicht in die gestalterischen Vorstellungen des Kritikers?

1

energie plus | 28.09.2017 16:43 Uhr

zukunft?

So wird also die Zukunft aussehen... die Wüste an versiegelter Fläche ringsum deutet eher von "weiter so" und "nach mir die Sintflut"...

 
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