Man müsse jetzt eng zusammenstehen, heißt es oft in schweren Zeiten und man könnte meinen, Denton Corker Marshall hätten dieses Motto bei ihrem Entwurf für die neue australische Botschaft von Jakarta wörtlich genommen. Das Hauptgebäude der riesigen Anlage, die sogenannte Chancery, besteht scheinbar aus dicht gedrängten einzelnen Volumen, auch wenn es sich natürlich um eine einzige Struktur handelt.
Als Inspiration nennt das Büro aus Melbourne jedoch keineswegs eine besondere politische Situation, sondern landschaftliche Eigenheiten ihrer Heimat, wie die berühmten rötlichen Felsformationen im Outback. Trotzdem kommt man nicht umhin, die formale Geste politisch zu lesen: Hier verschanzt sich ein Land hinter massiven Felsblöcken und das passt durchaus zur verschlossenen, nach innen gekehrten Haltung, die Australien seit fast einem Jahrzehnt einnimmt.
Die äußere Strenge der Chancery setzt sich dabei im Inneren fort – gemütlich machen will man es sich hier nicht. Und wenn sich Denton Corker Marshall mit einem überdachten Hof redlich um etwas mehr Leichtigkeit bemühen, wähnt man sich bestenfalls in einem Berliner Blockrandbau der späten Neunzigerjahre. Besser treffen sie das richtige Maß bei der Residenz des Botschafters und den Wohnhäusern der Mitarbeiter, die sich ebenfalls auf dem Grundstück befinden. Hier sorgen Wasserflächen und gemeinschaftliche Außenbereiche für Offenheit.
Der Neubau in Jakarta zeigt dabei durchaus Parallelen zu einem weiteren Projekt, mit dem Denton Corker Marshall vor kurzem ein Stück australische Identität verkörperten: dem neuen Biennale-Pavillon in Venedig, der letztes Jahr eröffnet wurde. Dort wurde die vielgepriesene Offenheit des provisorischen Baus schließlich durch ein entschieden skulpturales, aber eben auch schweres und verschlossenes Volumen ersetzt.
Wie sehr sich die neue Botschaft Australiens in die Repräsentationspolitik des Landes einfügt, wird deutlich, wenn man die neue französische Botschaft betrachtet, die ebenfalls kürzlich in Jakarta fertiggestellt wurde. Auch Segond-Guyon Architectes hatten strenge Sicherheitsvorkehrungen zu erfüllen, doch ihnen gelang der Balanceakt – ihr Gebäude versprüht durchaus einen gewissen Esprit. (sb)
Fotos: John Gollings
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