Die Beziehung zu den Vereinigten Staaten habe für Australien hohe Priorität, erklärte die australische Außenministerin Julie Bishop, als sie kürzlich den Entwurf für ein neues Botschaftsgebäude in Washington DC vorstellte. Die Architekten Bates Smart (Melbourne/Sydney), die auch schon an der australischen Botschaft in Berlin mitgewirkt haben, zeigen einen komplett verglasten Neubau. Interessanterweise stammt auch der Vorgängerbau von 1969, der inzwischen buchstäblich auseinanderfällt, aus der Feder eben jener Architekten. Die nötige Grundrenovierung des Gebäudes wird als kostspieliger eingeschätzt, als ein Neubau nach aktuellen energetischen Standards.
Als Inspirationsquelle für ihren Entwurf nennen die Architekten „die einzigartige, verführerische Landschaft Australiens“. Dabei spricht die Architektur für Washington D.C. eine ganz andere Sprache, als die kürzlich fertiggestellte und ebenfalls von der heimischen Landschaft inspirierte australische Botschaft in Jakarta von Denton Corker Marshall, die eher einer geschlossenen Festung gleicht.
Der bestehende schwere Kubus mit den schmalen Fenstern und dem „australischem Holzinterieur“ unweit des Weißen Hauses wird einem Gebäude weichen, das stark auf die Demonstration von Offenheit und Transparenz setzt und sich in seiner Kubatur nach den Grundstückskanten am Scott Circle ausrichtet. Anstelle der symmetrischen Fassade tritt eine asymmetrische Komposition mit Rücksprüngen, Aussparungen, Vordach und einem Zugang, der an eine Shopping Mall denken lässt – die aber laut Rendering einen Blick durch das komplette Gebäude erlaubt.
Im großzügigen Atrium werden die vertikalen Glaselemente durch Holzlamellen ergänzt, um ein Wechselspiel zwischen Transparenz und Geschlossenheit zu erzeugen. Während im Erdgeschoss Raum für öffentliche Ausstellungen und Veranstaltungen entsteht, bieten die oberen Geschosse flexible Büroräume, deren „gesunde, natürliche Belichtung“ von den Architekten im Vergleich zum Vorgängerbau hervorgehoben wird. Auch mit der thermisch-effizienten Fassade und einem Gründach mit Photovoltaik-Anlage soll der Neubau zeitgenössische Werte vermitteln.
Bates Smart setzen das Projekt gemeinsam mit dem einheimischen Büro KCCT um und wollen 2019 mit dem Bau beginnen. Die Eröffnung ist für 2021 geplant. (dd)