Vor ziemlich genau drei Jahren wurde die denkmalgerechte Instandsetzung des spektakulären rosa-blauen Umlauftanks 2 (kurz: UT2) von Architekt Ludwig Leo und Wasserbauingenieur Christian Boës auf der Berliner Schleuseninsel abgeschlossen. Gut 3,8 Millionen Euro kostete das Vorhaben letztlich, das von der Ludwigsburger Wüstenrot Stiftung initiiert und durchgeführt wurde. Verantwortliche Architekten waren die Berliner Büros HG Merz und adb Ewerien und Obermann.
Die Sanierung ist ein denkmalpflegerisches Modellprojekt, denn beim UT2 handelt es sich nicht nur um ein sehr junges Denkmal, sondern auch um eine konstruktiv herausfordernde Anlage. Leo und Boës verbauten bei der rosa Ringrohrleitung Massen an Polyurethanschaum und arbeiteten bei der blauen Laborhalle mit standardisierten Sandwichpaneelen. Ungewöhnliche Baustoffe, die schlecht altern und bei Bauherrschaft, Planer*innen und Denkmalpfleger*innen zu manch hitziger Diskussion führten.
Um das ungewöhnliche Sanierungsprojekt angemessen zu dokumentieren und öffentlich bekannt zu machen, hatte die Wüstenrot Stiftung für Anfang des Jahres eine Ausstellung und die Publikation eines Buches geplant. Das Buch liegt vor, nun endlich kann auch die Ausstellung „Architektur als Experiment. Ludwig Leos Umlauftank“ eröffnen. Sie wurde kuratiert vom Berliner Büro BARarchitekten in Zusammenarbeit mit BauNetz-Redakteur Gregor Harbusch und zeigt anhand weitgehend unbekannter, historischer Fotos und Pläne sowie drei neu produzierter Filme den technikgeschichtlichen Kontext, den architektonischen Entwurfsprozess und die denkmalgerechte Instandsetzung.
Die These der Kurator*innen: Der UT2 konnte nur im West-Berlin des Kalten Krieges so gebaut werden, wie er gebaut wurde. Denn in der insularen Frontstadt gab es den politischen Behauptungswillen, die nötigen Subventionen und den Mut zu einer radikalen Architektur, die es ermöglichten, dass inmitten des Zentrums die bis heute weltweit größte Anlage für schiffstechnische Modellversuche ihrer Art gebaut wurde. Von Anfang an war der UT2 nicht nur eine faszinierende Maschine. Leos Entwurf war immer auch Projektionsfläche und Versprechen – eine assoziationsreiche und komplexe Architektur, die irritierende ästhetische Erfahrungen und unendlich viele Bedeutungen zu provozieren vermag.
Als Teil der Ausstellung ist der 45-minütige Animationsfilm „Ludwig Leo Werkfilm“ zu sehen, der sieben Projekte Leos aus den Jahren 1956–73 anhand von montiertem und digital in Bewegung gebrachten Archivmaterial aus dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin zeigt. Im Zentrum stehen Leos vielschichtige Zeichnungen aus den 1960er-Jahren. Der Film wird anlässlich der Ausstellungseröffnung auf dem Ernst-Reuter-Platz gezeigt.
Die Ausstellung wird vom 5. November bis zum 13. Dezember 2020 in der Halle 9 in Leipzig gezeigt.
Eröffnung: Donnerstag, 24. September 2020, 19 Uhr
Ausstellung: 25. September bis 25. Oktober 2020, Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
Ort: BHR OX bauhaus reuse, temporärer Pavillon auf der Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes, 10587 Berlin
Für die Eröffnung ist eine Anmeldung bis zum 21. September unter features@archplus.net notwendig. Es sind nur noch wenige Restplätze vorhanden! Die Eröffnung findet im Außenraum statt. Der Zugang erfolgt über einen Fußgängertunnel vom U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz und ist nicht barrierefrei.
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Zum Thema:
Weitere Informationen zur Ausstellung und zu Ludwig Leo auf www.ludwigleo.tumblr.com.
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schlawuki | 15.09.2020 16:54 Uhroooh
da habt ihr aber wirklich glück liebe berlinerinnen und berliner. so ein toller kollege und so ein tolles ut2.
unbedingt hingehen.
es grüßt neidisch aus dem doofen münschen
schlawuki