Das Schachspiel. Für manche ist es Sport, für andere ein anmutiges, von Taktik geprägtes Spiel. Der Name Schach, abgeleitet vom persischen Schah, bedeutet König, weshalb Schach auch als königliches Spiel gilt. In vielen Bevölkerungsschichten galt es daher lange als „nutzloses Spiel der Bourgeoisie“. Nicht so in der Sowjetunion. Nach der Oktoberrevolution 1917 wandelte sich Schach vom Spiel der Elite zum Zeitvertreib der Arbeiter. Die sowjetische Dominanz im Schach wurde im Kalten Krieg zu einer wichtigen ideologischen Argumentation für die Überlegenheit des Systems. In den 1970er Jahren entstanden daher an vielen Orten eigens fürs Schachspiel erbaute Paläste: die Schachpaläste.
Diesen sehr speziellen Bauten widmet sich ab Donnerstag, 22. Juni, die Ausstellung Pop-Up Chess Palace – Über Architektur, Ideologie und Schach. Im Mittelpunkt steht der georgische Schachpalast, der vielleicht ambitionierteste und architektonisch anspruchsvollste seiner Art. Gebäude zum Zweck des Schachspiels waren in der Sowjetunion keine Seltenheit. Sie zeichnen sich durch eine auffällige Architektur, ausgeklügeltes Design und eine intelligente Einfügung in den städtischen Raum aus, wurden aber vor allem in den peripheren Sowjetrepubliken Georgien, Armenien und Weißrussland errichtet.
Im ZK/U, das während der Ausstellung als temporärer Schachpalast dient, wird am 24. und 25. Juni natürlich auch Schach gespielt. Außerdem werfen die beiden Kuratorinnen Nini Palavandishvili und Lena Prents die Frage auf, wie mit dem sowjetisch-sozialistischen Erbe generell umzugehen ist. Insbesondere im Hinblick auf den ideellen Wert der sozialistischen Bauten.
Eröffnung: 22. Juni 2017, 19 Uhr
Ausstellung: 22. - 25. Juni 2017
Ort: Zentrum für Kunst und Urbanistik, ZK/U, Siemensstraße 27, 10551 Berlin
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