„Reproduktives Entwerfen“ steht als Begriff zwischen dem Wiederaufgreifen architektonischer Traditionen und einer zeitgenössischen Weiterentwicklung derselben. Nicht ständig Neues erfinden zu müssen, sondern sich baulicher Referenzen zu bedienen und diese an anderer Stelle erneut aufzuführen, sind dabei zentral. Georg Ebbing, Moritz Henkel, Philipp Rentschler und Ulrich von Ey entwickelten dieses Konzept und formulierten 2014 ein entsprechendes Manifest mit acht Thesen. Darin finden sich unter anderem Forderungen wie „Das Vorhandene bleibt im Neuen stets erkennbar!“ oder „Es gibt weder formale noch stilistische Tabus!“. Anwendung fanden ihre Ideen unter anderem auch schon bei einem Seminar in Berlin.
Nach diesem Prinzip entwickelten Studierende innerhalb eines Semesters für fünf Lücken in Stuttgart mögliche Stadtbilder, die in der gleichnamigen Ausstellung „Reproduktives Entwerfen – Stuttgarter Lücken“ der Hochschule RheinMain in Kooperation mit der Bürgerinitiative „Aufbruch Stutgart“ gezeigt werden. Eröffnet wird diese am morgigen Dienstag, 10. Mai 2022, in der Raumgalerie in Stuttgart.
Die thematisierten Lücken sind unter anderem das Kaufhof-Areal (Bad Cannstatt), das Areal der Neckar-Realschule oder der Platz der deutschen Einheit bei der Liederhalle. Für letzteren wurde ein „Haus der Musik“ konzipiert. Örtliche Referenzen stammen bei den Entwürfen von Paul Bonatz, Richard Döcker oder Rolf Gutbrod.
In einem zweiten Teil der Ausstellung werden außerdem Arbeiten des Reproduktiven Entwerfens von 2014 bis 2022, die unter anderem an Lehrstühlen weiterer Hochschulen entstanden sind, gezeigt. Darüber hinaus ist es möglich, an einem „PAIRfect-Spiel“ teilzunehmen, um bedeutende Referenzbeziehungen zwischen Gebäuden zu entdecken.
Eröffnung: Dienstag, 10. Mai 2022, ab 18 Uhr
Ausstellung: bis Donnerstag, 7. Juli 2022, Montag bis Freitag, 11–19, Samstag 13–18 Uhr
Ort: Die Raumgalerie | Der Raumjournalist, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart
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Christoph Macholz | 09.05.2022 16:15 UhrFehlende Erläuterung
Die Grundidee bedarf doch noch einiger Erläuterung, scheint mir. Einfach nur einen x-beliebigen, vor Jahrzehnten nicht realisierten Entwurf jetzt an anderer Stelle zu platzieren kann's doch wohl nicht sein?
Welches war das Vorbild? Wieso wurde es für diesen Ort gewählt? Wie wurde es für den neuen Ort und die neue Nutzung umgesetzt? All das fehlt in Eurem Artikel gänzlich! Etwas mager.