Tony Smith (1912-1980) begann seine künstlerische Tätigkeit als Architekt, wandte sich im Alter von 50 Jahren jedoch von Bauaufträgen ab, um sich ausschließlich dem Medium der Skulptur zu widmen. Dass sich an diesem Sonntag der 100. Geburtstag des amerikanischen Künstlers jährt, nimmt die Kunsthalle Bielefeld zum Anlass, in einer Retrospektive an Tony Smith sowie dessen Töchter Kiki und Seton Smith zu erinnern – Kurator und Kunsthallen-Direktor Friedrich Meschede stellt kurzerhand die gesamte Künstlerfamilie in den Fokus seiner Ausstellung.
Erstmals in Europa wird in Bielefeld das architektonische Werk von Tony Smith aus der Zeit vor 1962 anhand von Zeichnungen und Modellen aus dem Nachlass gezeigt. Dieser hat nach 1941 hauptsächlich Häuser für private Auftraggeber in der Tradition von Landhäusern in New England entworfen, die den Einfluss von Frank Lloyd Wright zeigen, dessen Assistent Tony Smith von 1938 bis 1939 war.
Die privaten Häuser bezeugen einen Modernismus in der Architektur, der außer zu Wright Bezüge zum Glashaus von Philip Johnson in New Canaan (1949) und dem Farnsworth Haus (1951) von Mies van der Rohe in Plano, Illinois aufweist. Damit ist die von Philip Johnson in den 1960er-Jahren entworfene Kunsthalle Bielefeld ein besonders geeignetes Museumsgebäude, um das Werk von Tony Smith zu
präsentieren.
Von 1961 bis zu seinem Tod 1980 entstand darüberhinaus ein umfangreiches Werk von Skulpturen, für das Tony Smith, der außerdem als Maler tätig war, heute berühmt ist. Die entscheidende avantgardistische Leistung war die Herstellung des ersten reinen Kubus der Kunstgeschichte im Jahr 1962 aus geschweißten Eisenblechen mit dem Kantenmaß 6 x 6 x 6 Fuß. Ausgehend von geometrisch-kristallinen Grundformen entwickelte Smith ein Formenvokabular, aus dem Serien von Großskulpturen hervorgingen. Es gibt die „objekthaften“ Skulpturen aus Pappe, aus schwarz gefasstem Holz oder in Bronze ausgeführt, die ihm als Modell für „monumentale“ Außenskulpturen dienten und die bis heute in den USA verwirklicht werden.
Kiki Smith (*1954) wurde bereits in den frühen 1980er-Jahren durch ihre Ausstellungen in New York bekannt, in denen sie sich in radikaler Weise mit dem menschlichen, meist weiblichen Körper und den Möglichkeiten seiner Darstellbarkeit beschäftigte.
Seton Smith (*1955) bezieht sich unmittelbarer auf das Werk ihres Vaters. Sie begann sehr früh, die Architektur ihres Vaters zu fotografieren, woraus die Leitmotive von Häusern, Korridoren, Fenstern entstanden. Im Unterschied zur in Deutschland bekannten „Becher-Schule“ ist ihre durch Unschärfe-Momente gekennzeichnete Fotografie mehr in der Tradition des amerikanischen Piktoralismus zu sehen. Ihre neuesten Fotografien sind schwarz-weiße Landschaftsdarstellungen. Kiki und Seton Smith werden bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend sein.
Eröffnung: Sonntag, 23. September 2012, 11.30 Uhr
Ausstellung: 23. September bis 25. November 2012, Di-So 11-18 Uhr, Mi 11-21 Uhr und Sa 10-18 Uhr
Ort: Kunsthalle Bielefeld, Artur-Ladebeck-Straße 5, 33602 Bielefeld
Zum Thema:
www.kunsthalle-bielefeld.de
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