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06.05.2024
Bauhaus und Nationalsozialismus
Ausstellung in Weimar
Beeinflusst durch die Nachkriegsrezeption nahmen viele das Bauhaus per se als Gegenentwurf zum Nationalsozialismus wahr. Dass die Moderne des frühen 20. Jahrhunderts nicht vor der NS-Ideologie gefeit war, behandelte bereits eine wissenschaftliche Tagung in Weimar. Bei der im vergangenen Jahr organisierten Veranstaltung beschäftigten sich Expert*innen mit dem ambivalenten Verhältnis vieler Bauhäusler*innen zum NS-Regime. Auf den umfangreichen Forschungsergebnissen basiert auch die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ der Klassikstiftung Weimar, die am kommenden Mittwoch, 8. Mai 2024 eröffnet.
Die umfangreiche Ausstellung präsentiert rund 450 Werke aus der Bildenden Kunst und dem Kunstgewerbe, darunter zahlreiche Leihgaben europäischer und US-amerikanischer Museen. Die Arbeiten illustrieren die politischen Richtungskämpfe im Bauhaus während der 1920er Jahre, die Gratwanderungen angesichts der politischen Verhältnisse ab 1933 und die Verstrickung von Lehrenden und Schüler*innen mit dem Nationalsozialismus. Die von Anke Blümm (Klassik Stiftung Weimar), Elizabeth Otto (Universität Buffalo) und Patrick Rössler (Universität Erfurt) kuratierte Schau wird in drei Museen der Klassik Stiftung mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten gezeigt.
Das Museum Neues Weimar beleuchtet unter der Überschrift „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte, die bereits mit der Gründung der Kunstschule in Weimar begannen und sich in Dessau und Berlin unvermindert fortsetzten.
Im Bauhaus-Museum geht es um die Beschlagnahme der sogenannten „entarteten Kunst“ 1937 und um die Vorläuferaktion in Weimar unter dem Titel „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937”. Viele der über 70 Werke von Künstlern wie Lyonel Feininger oder Paul Klee sind zum ersten Mal wieder in Weimar zu sehen.
Der Hauptteil der Ausstellung im Schiller-Museum beschäftigt sich mit Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”. Viele verloren ihre Arbeit, flohen aufgrund ihrer Herkunft ins Exil oder kamen in NS-Gefängnissen und Konzentrationslagern um. Die meisten der ehemaligen Bauhäusler*innen jedoch blieben unbehelligt in Deutschland, beteiligten sich an nationalsozialistischen Propagandaausstellungen, präsentierten ihre Werke auf Designmessen, entwarfen Filmplakate, Möbel, Haushaltswaren und schufen gar Hitlerbüsten.
Eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen einer gemeinsamen Festveranstaltung mit dem Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Beide Stiftungen bieten mit der Doppel-Veranstaltung am 8. Mai – dem Gedenktag an die Befreiung von Krieg und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft – im Wahljahr 2024 viel Stoff zur Auseinandersetzung mit der Ästhetik und den Strategien totalitärer Systeme.
Ein Katalog zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag.
Eröffnung: Mittwoch, 8. Mai 2024, 20 Uhr
Ausstellung: 9. Mai bis 15. September 2024
Orte: Museum Neues Weimar, Jorge-Semprún-Platz 5, Bauhaus-Museum Weimar, Stéphane-Hessel-Platz 1 und Schiller-Museum, Schillerstraße 12, 99423 Weimar
Zum Thema:
klassik-stiftung.de, museum-zwangsarbeit.de
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Wilhelm Wagenfeld (Entwurf): Kubus-Geschirr, Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG VLG, 1938/39, Foto: Dore Barleben. Der ehemalige Weimarer Bauhaus-Student wurde zu einem der wichtigsten Industrie-Gestalter und war ab 1935 Chefdesigner bei den Lausitzer Glaswerken. Sein bekanntes Kubus-Glasgeschirr wurde von 1939 bis 1968 produziert.
Ausstellungsplakat
Lyonel Feininger: Gelmeroda VIII, 1921, Öl auf Leinwand, Whitney Museum of American Art, New York, Purchase. Das Gemälde des Bauhaus-Meisters aus dem Besitz der ehemaligen Kunstsammlungen zu Weimar wurde 1937 als „entartet“ beschlagnahmt.
Irmgard Sörensen-Popitz: Ihre Werbung und die Frau, Entwurf Werbebroschüre für den Verlag Otto Beyer, Leipzig, 1934, Privatbesitz Moderne Bildsprache war auch nach 1933 erwünscht, um ein fortschrittlich gesinntes Publikum effektiv anzusprechen.
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