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06.05.2024
Bauhaus und Nationalsozialismus
Ausstellung in Weimar
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joscic | 13.05.2024 10:59 UhrAusstellungsplakat
Die Verwendung von Fraktur als synonym mit Naziideologie auf dem Plakat ist nicht korrekt. Fraktur wurde 1941 auf Anordnung des Regimes als Normschrift in Deutschland durch Antiqua ersetzt. Der Duden erschien 1941 letztmals in Fraktur. Die Zuordnung als politisch rechts entspricht eher der heutigen Wahrnehmung.
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Dr. Dietrich W. Schmidt | 08.05.2024 22:22 UhrArchitektonische Qualität zählt
Den verführten Künstlern (in der Gegenwart z. B. Herzog und de Meuron in Peking) sollte man nicht mit übertriebenen Emotionen begegnen, sondern sachlich-kritisch und besonnen. Mitleid oder Hysterie sind unangebracht. Aus unserer Sicht sollte die architektonische Qualität im Vordergrund stehen: Ihre Lebenszeit überdauert in der Regel die der auftraggebenden Potentaten. Es sind deren Untaten, über die man sich echauffieren kann. - Die betroffenen Architekten sollten möglichst keine Aufträge dieser problematischen Kategorie mehr annehmen; aber in einer freien Gesellschaft darf man es nicht verbieten.
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Max | 08.05.2024 10:58 UhrVerführung
Danke für Ihre guten Hinweise, Herr Schmidt. Jetzt frage ich mich, was darauf folgt, für die verführten Künstler (besonders auch unserer Zunft) von heute. Soll man Mitleid haben, ob ihrer Verführbarkeit, oder darf man sich darüber echauffieren? Und dürfen sie so weitermachen?
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Dr. Dietrich W. Schmidt | 06.05.2024 22:45 UhrKünstlerischer Produktwert vs. moralische Symbolwerte
Künstler haben in der Geschichte immer auch für amoralische Auftraggeber wie Ausbeuter und Despoten gearbeitet, ohne dafür besonders kritisiert zu werden. Nur im Fall der allerdings besonders verbrecherischen NS-Auftraggeber werden sie gnadenlos zur Rechenschaft gezogen. Dies, obwohl gute Gestaltung grundsätzlich nicht schlecht wird, wenn sie von üblen Halunken verwendet wird. (So als ob der hochklassige Cognac, den die Nazis gerne konsumierten und auch anboten, durch sie seine Qualität verlieren könnte.) - Der moralische Vorwurf an die Künstler, sich durch Auftragsannahme zum Komplizen gemacht zu haben, liegt auf einer anderen Ebene: Er tadelt oder verurteilt die politische Verführbarkeit der Künstler, nicht ihr gestalterisches Können. Das muss man auseinanderhalten.
Die symbolische Kontamination etwa durch Hakenkreuze auf Plänen oder nur das Auftragsverhältnis ist voller Probleme.
Wilhelm Wagenfeld (Entwurf): Kubus-Geschirr, Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG VLG, 1938/39, Foto: Dore Barleben. Der ehemalige Weimarer Bauhaus-Student wurde zu einem der wichtigsten Industrie-Gestalter und war ab 1935 Chefdesigner bei den Lausitzer Glaswerken. Sein bekanntes Kubus-Glasgeschirr wurde von 1939 bis 1968 produziert.
Ausstellungsplakat
Lyonel Feininger: Gelmeroda VIII, 1921, Öl auf Leinwand, Whitney Museum of American Art, New York, Purchase. Das Gemälde des Bauhaus-Meisters aus dem Besitz der ehemaligen Kunstsammlungen zu Weimar wurde 1937 als „entartet“ beschlagnahmt.
Irmgard Sörensen-Popitz: Ihre Werbung und die Frau, Entwurf Werbebroschüre für den Verlag Otto Beyer, Leipzig, 1934, Privatbesitz Moderne Bildsprache war auch nach 1933 erwünscht, um ein fortschrittlich gesinntes Publikum effektiv anzusprechen.
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joscic | 13.05.2024 17:51 Uhr@Dr. Dietrich W. Schmidt
"gnadenlos zur Rechenschaft gezogen" worden ist keiner der NS-Architekten und Künstler. Albert Speer hat nur für seine Funktion als Rüstungsminister in Spandau eingesessen. Für seine Verbrechen als Hitlers Architekt hat er sich auf sein Künstlertum berufen können. Sogar die Planer der Vernichtungslager haben keine Strafen dafür verbüßen müssen. Die meisten sind im Westen als vermeintlich unentbehrliche Spezialisten wieder zu Posten und Aufträgen gekommen. DAB 01.12.2011 "Architekten in Auschwitz - Tiefpunkt der Architekturgeschichte"
Der Kommentar wirkt verharmlosend und beschönigend.