Ein mit Plastikplanen überdeckter Platz mitten in Madrid, mit Bambusstangen blockierte Straßen in Hongkong, Zeltstädte in Brasília und São Paulo, zu Häusern umgebaute Fahrzeuge in Delhi – die räumlichen Auswirkungen von Protest sind so vielfältig wie die Motivationen ihrer Erbauer*innen. Welche Rolle Architektur für das Erreichen von Protestzielen spielt und wie sie geplant und umgesetzt wird, untersucht eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt am Main. Am morgigen Freitag, 15. September 2023 eröffnet sie im Interimsquartier des DAM.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum für Angewandte Kunst Wien, wo sie im Anschluss zu sehen sein wird. Das kuratorische Team unter der Leitung von Oliver Elser, dem auch Anna-Maria Mayerhofer, Jennifer Dyck sowie Sebastian Hackenschmidt und Judith Huemer vom Wiener MAK angehören, dokumentiert und analysiert Ereignisse auf der ganzen Welt. Von den Barrikaden der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung 1848 über die Protestcamps 1968 in den USA bis hin zu Lützerath 2020–2023.
Zu sehen sind jede Menge Modelle. Zum Beispiel ein 1:10-Hängemodell des Barrios Beechtown von Künstler Stephan Mörsch, Architekturdioramen aus Entwürfen von Andreas Kretzer und Studierenden der Technischen Universität München und der Hochschule für Technik Stuttgart sowie von Rokas Wille von der HfG Karlsruhe. Außerdem werden eindrucksvolle Fotos und ein eigens für die Ausstellung entstandener Film des Frankfurter Regisseurs Oliver Hardt präsentiert. Auch Originalteile von Protestarchitekturen sind ausgestellt. So etwa eine Hängebrücke aus der Baumhaus-Siedlung im Hambacher Wald, ein sogenannter Monopod aus dem 2023 geräumten Protestcamp im Fechenheimer Wald in Frankfurt am Main und Leihgaben des Kriminalmuseums im Frankfurter Polizeipräsidium von den Protesten gegen die Startbahn West im Jahr 1980/1981.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden 13 Proteste zwischen 1968 und 2023 aus Ägypten, Brasilien, Deutschland, Hongkong, Indien, Österreich, Spanien, der Ukraine und den USA. Dort entstanden Protestcamps von unterschiedlicher Dauer und sehr verschieden ausgeführten baulichen Strukturen. Die Ausstellungsgestaltung stammt von Something Fantastic. Sie arbeitet – ähnlich den Protestierenden – mit dem, was im DAM-Depot vorhanden war. Lediglich Spanngurte, Kabelbinder und Kleber wurden gekauft.
Eröffnung: Freitag, 15. September 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 16. September 2023 bis 14. Januar 2024
Ort: DAM OSTEND, Henschelstraße 18, 60314 Frankfurt am Main
Das Begleitprogramm ab 31. Oktober 2023 ist in Vorbereitung. Vom 14. Februar bis 25. August 2024 wird die Ausstellung im Wiener MAK zu sehen sein. Der in Form eines Lexikons konzipierte Ausstellungskatalog (deutsch, englisch) ist bei Park Books erschienen.
Zum Thema:
Im Oktober erscheint eine Ausgabe der Baunetzwoche zum Thema der Ausstellung.
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