Auch wenn der Titel gut zum Motto „Sehnsucht“ des Deutschen Pavillons der diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig gepasst hätte – die Ausstellung „Wenn Architekten träumen dürfen“, die heute im Historischen Museum in Frankfurt/Main eröffnet wird, hat nichts damit zu tun. Hier geht es vielmehr um „neue Projektideen für Frankfurt“ aus der Feder namhafter deutscher Architekten. Mit dabei sind: Jo. Franzke, Bernhard Franken, Albert Dietz und Anett Joppien, Till Schneider und Michael Schumacher, Claudia Meixner, Florian Schlüter und Martin Wendt, Stefan Forster und KSP Jürgen Engel Architekten.
Der Entwurf von Jürgen Engel, „Instant Culture – Ein Haus der Gegenwartskultur“, soll beispielsweise das „pulsierende Leben der Mainmetropole für jeden sichtbar in den Stadtraum implementieren und die Stadt durch eine urbane Atmosphäre vergleichbar mit dem Times Square in New York bereichern“.
Im Rahmen der Ausstellung sind zwei Podiumsdiskussionen geplant:
1. „Großer Wurf oder kleine Korrekturen – Welche Bauprojekte braucht Frankfurt?“ am Mittwoch, 15. September 2010 ab 18 Uhr mit Bernhard Franken, Ferdinand Heide, Michael Schumacher und Claudia Meixner. Moderation: Matthias Alexander (FAZ)
2. „Gute Architektur, schlechte Architektur – Wer soll in Frankfurt entscheiden?“ am Freitag, 1. Oktober 2010 um 18 Uhr mit Zvonko Turkali (BDA Hessen), Dieter von Lüpke (Planungsamt der Stadt Frankfurt), Christoph Mäckler sowie Martin Oster (KSP/Städtebaubeirat Frankfurt) und Klaus Vowinckel. Moderation: Rainer Schulze (FAZ)
Ausstellung: bis 3. Oktober 2010, Di und Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-21 Uhr
Ort: Historisches Museum Frankfurt, Saalgasse 19, 60311 Frankfurt am Main
Zum Thema:
www.historisches-museum.frankfurt.de
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Jörg Spamer | 20.09.2010 12:41 UhrWenn Architekten träumen
Gerade eine Stadt wie Frankfurt hat das nötige Potential und durch die Geschichte quasi die Verpflichtung, sich um Architektur Gedanken zu machen. Ist sie doch Steingewordene Manifestation gesellschaftlichen Bewusstseins.
Zu den In Ihrer Zeitschrift vorgestellten Entwürfen kam noch einer hinzu, der dies anschaulich zeigte.
Was könnte da z.B. in einem solchen Forum, wie es das Büro Jourdan und Müller unter und neben der Paulskirche liegend vorstellt alles passieren. Ein Treffpunkt werden für alle Stadtgänger.
Skater kämen mit Rentern ins Gespräch, Amtskontakte könnten hier noch bürgernäher abgewickelt werden. Konzerte, Lesungen usw. Die Stadt für jeden nutzbarer werden, Bibliotheks- oder Archivzugang vereinfacht werden und und ...
Nachdem die Paulskirche eher zu einem Platz geworden ist, auf dem die Errungenschaften und Honoratioren der Demokratie gefeiert werden, könnte das Forum das passende ein Pendant sein, um die Lebendigkeit der Demokratrie zu zeigen. Oder besser: die oftmals im bewusstseinsmäßugen Dämmerzustand befindliche Demokratie wieder zum Leben zu erwecken. Als wäre Demokratie nur noch etwas für Profis. Warum geht die Stadt so sorglos mit ihrem Erbe um?
Warum wird der Wert der Demokratie für unsere Gesellschaft mit ihren Errungenschaften wie Bildung, Wissen, Wohlstand, soziale Gerechtigkeit, wofür es in dieser Stadt einige Beispiele (Frankfurter Schule, 1848) nicht stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt? Und dies auf ganz praktische Art?
Und das direkt neben der Paulskirche. Das wäre spannend.
Natürlich: zu tun gibt es immer etwas- und Demokratie ist auch manchmal sehr schwierig und gerade auch dies kann man demonstrieren.
Aber ein ist klar: Uns geht es gut Uns geht es sogar so gut, dass wir gar nicht wissen, wie gut es uns geht und oft träge werden und den Kampf dafür aufgeben, dass das noch besser wird für uns und besonders auch für alle anderen.
Die Stadt Frankfurt hat hier ein reiches Erbe. Sie ist gut dazu beraten dies in einer besonderen Form auch zu leben. Das Forum könnte ein neues Modell werden.
Und als solches ein Vorreiter sein.
Statt mehr Rückzug oder Konsum mehr Geist. Sonst zieht der weiter weg und verlässt uns auf noch andere Art.
In diesem Sinne ist der Vorschlag des Architekturbüros Jourdan und Müller nicht nur der sinnvollste und geistreichste unter den eingesandten Vorschlägen, sondern für die Stadt Frankfurt auch der wichtigste.
Auch wenn die Präsentation der Ausstellung insgesamt im Museum ihre Schwierigkeiten hat, ist die zugrundeliegende Fragestellung nicht zu unterschätzen. Mehr davon.
Jörg Spamer