Bei Max Frisch weiß man es. Bei Orhan Pamuk auch. Bei anderen ist die frühe Architektenkarriere jedoch in der Schublade verschwunden, wie zum Beispiel bei Ernst Ludwig Kirchner. Bevor dieser als Maler, Grafiker und Bildhauer des Expressionismus berühmt wurde, studierte er – bisher kaum bekannt – Architektur.
Eine Ausstellung in der Mathildenhöhe Darmstadt widmet sich nun dem architektonischen Schaffen des späteren Expressionisten: „Ernst Ludwig Kirchner als Architekt“ zeigt die frühesten Werke und Entwürfe im Kontext seiner einflussreichen Lehrer Fritz Schumacher (ab 1908 Stadtbaumeister von Hamburg) und Paul Wallot (Architekt des Berliner Reichstags 1884-94) sowie seiner Kommilitonen und späteren Brücke-Kollegen Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff.
Ernst Ludwig Kirchner ist der einzige der vier Architekturstudenten und späteren Brücke-Künstler mit einem veritablen Korpus an Architekturarbeiten zwischen Historismus, Jugendstil und früher Moderne. Seine Entwürfe reichen von aufwändigen Innenraumgestaltungen mitsamt Möbeln, Lampen und Wandornamenten über Wohnhausprojekte, Malerateliers, Hotel- und Museumsplanungen bis hin zu seiner Diplomarbeit mit dem Entwurf einer kompletten Friedhofsanlage. Kirchners Architekturentwürfe weisen eine zum Teil frappierende Nähe zum Schaffen zeitgenössischer Architekten und Gestalter wie Peter Behrens, Erich Mendelsohn oder Joseph Maria Olbrich auf. Damit erschließt die Ausstellung neben einem monographischen Blick auf Kirchners Frühwerk zugleich ein spannendes Kapitel der Kulturgeschichte des Bauens um 1900.
Die Baupläne und virtuosen Architekturzeichnungen des jungen Ernst Ludwig Kirchner aus seiner Studienzeit in Dresden und München werden hier erstmals umfassend vorgestellt. Rund ein Zehntel des gesamten architektonischen Œuvres wird zum ersten Mal überhaupt ausgestellt.
Eröffnung: Samstag, 1. Oktober 2011, 18.30 Uhr
Ausstellung: 2. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012, Di-So 11-18 Uhr
Ort: Mathildenhöhe Darmstadt, Olbrichweg 13, 64287 Darmstadt
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