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24.04.2025

Sächsisches Manchester und Co

Ausstellung in Chemnitz


Aufstieg, Niedergang, Neuerfindung – Chemnitz hat in den letzten zwei Jahrhunderten etliche Brüche und Turbulenzen erlebt, die die Stadt bis heute prägen. Ab Freitag, 25. April 2025, zeigt das örtliche Industriemuseum im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2025 eine Sonderausstellung zu diesem Thema. „Tales of Transformation“ erzählt Geschichten städtischen Wandels und schaut dabei nicht nur nach Sachsen.

Chemnitz entwickelte sich im 19. Jahrhundert in rasantem Tempo zur industriellen Hochburg und galt Anfang des 20. Jahrhunderts gar als reichste Stadt Deutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Stadtzentrum in Trümmern, zu DDR-Zeiten sollte dann unter dem neuen Namen Karl-Marx-Stadt ein sozialistisches Vorzeigeprojekt entstehen. In den Nachwendejahren schrumpfte die Großstadt um ein Fünftel auf weniger als 250.000 Einwohner*innen, viele Fabriken wurden abgewickelt. Seitdem ist der Stadtraum durchsetzt mit Brachen und Lost Places.

Dass Chemnitz 2025 eine von zwei Europäischen Kulturhauptstädten ist, dürfte für die sächsische Metropole vor allem einen Schub in Sachen Stadtentwicklung bedeuten. Neben über 1.000 Kulturveranstaltungen, die das gesamte Jahr zu einem riesigen Festival machen, zählen auch 30 sogenannte Interventionsflächen zu den zentralen Projekten der Kulturhauptstadt. Es sind unterschiedliche Bauten und Räume – von Industriearealen über öffentliche Plätze bis zu Parkflächen –, die nun mithilfe von Fördergeldern von EU, Bund und Freistaat Sachsen umgenutzt, ertüchtigt oder revitalisiert werden. Über 60 Millionen Euro sollen in diese Infrastrukturprojekte fließen, um frischen Wind in die Stadtgesellschaft zu bringen.

Die Frage nach dem Umgang mit dem Industrieerbe treibt nicht nur die Stadt Chemnitz um, die aufgrund ihrer Textilindustrie einst als „sächsisches Manchester“ bezeichnet wurde. Das originale Manchester in Nordengland sowie Gabrovo in Bulgarien, Łódź in Polen, Tampere in Finnland und Mulhouse in Frankreich, die früher ebenfalls mit Manchester verglichen wurden, stehen vor ähnlichen Herausforderungen.

Am Beispiel dieser sechs Städte will die Ausstellung „Tales of Transformation“ nun von Umbrüchen und Veränderungen vor dem Hintergrund ökonomischer Krisen und demografischer Herausforderungen erzählen. Präsentiert werden rund 100 Objekte aus dem 19. Jahrhundert bis heute, die dabei als Stichwortgeber fungieren. Gelungene Umnutzungsprojekte aus den letzten Jahrzehnten zeigen, wie scheinbar obsolet gewordene Industriestrukturen neu gedacht und gefüllt werden können.

Wer sich davon ein anschaulicheres Bild machen möchte, kann getreu dem Kulturhauptstadtmotto „C the Unseen“ durch Chemnitz schweifen und mithilfe einer digitalen Karte zwanzig Orte der Transformation erkunden. Unterwegs lässt sich mit Sicherheit auch noch das eine oder andere inoffizielle Raumpotenzial entdecken. Ein Begleitprogramm mit Führungen, Workshops und diversen Veranstaltungen ergänzt die Ausstellung.

Ausstellung:
25. April bis 16. November 2025
Ort: Industriemuseum Chemnitz, Zwickauer Str. 119, 09112 Chemnitz



Zum Thema:

www.industriemuseum-chemnitz.de


Auf Karte zeigen:
Google Maps


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Das Gebäude des Industriemuseums in Chemnitz, früher eine Gießerei, ist selbst ein gutes Beispiel gelungener Transformation.

Das Gebäude des Industriemuseums in Chemnitz, früher eine Gießerei, ist selbst ein gutes Beispiel gelungener Transformation.

Die einstige Fabrikhalle liegt an der Zwickauer Straße, einer Ausfallstraße in Richtung Süden, an der sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Industrien und Manufakturen ansiedelten.

Die einstige Fabrikhalle liegt an der Zwickauer Straße, einer Ausfallstraße in Richtung Süden, an der sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Industrien und Manufakturen ansiedelten.

Der Jubiläumspokal der Wanderer-Werke (vorm. Winklhofer & Jaenicke) in Schönau bei Chemnitz aus dem Jahr 1915 stammt aus der Blütezeit des „sächsischen Manchesters“. Er befindet sich heute in der Sammlung des Industriemuseums Chemnitz.

Der Jubiläumspokal der Wanderer-Werke (vorm. Winklhofer & Jaenicke) in Schönau bei Chemnitz aus dem Jahr 1915 stammt aus der Blütezeit des „sächsischen Manchesters“. Er befindet sich heute in der Sammlung des Industriemuseums Chemnitz.

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