Während des Kalten Krieges entstanden in Westberlin neue Standorte für Wissenschaft, Forschung und Kultur, die den Fortschrittsglauben der damaligen Zeit repräsentierten. Mit futuristischen Raumformen und neuartigen Fassadengestaltungen sollten die Komplexe dazu beitragen, dass die von DDR-Territorium umfasste Inselstadt mit der internationalen Konkurrenz mithalten konnte. Heute sind die meisten dieser Symbolbauten technisch veraltet und vom Abriss bedroht.
Eines der prominentesten Beispiele ist das ehemalige Tierversuchslabor der Freien Universität Berlin, im Volksmund besser bekannt als „Mäusebunker“. Wie in der Baunetzwoche#585 nachzulesen, wird seit 2021 in dem „Modellverfahren Mäusebunker“ nach einer zukünftigen Nutzung des brutalistischen Baudenkmals gesucht. Im gleichen Zuge zu nennen ist das International Congress Centrum ICC von Ralf Schüler und der vor einem Jahr verstorbenen Ursulina Schüler-Witte. Seit 2019 steht das kolossartige Gebäude unter Denkmalschutz, jedoch werden potenzielle Konzepte zu seiner Wiederbelebung immer wieder verworfen.
Stimmen für Revitalisierungen derartiger Großbauten sind in den letzten Jahren dennoch immer lauter geworden. Fachleute aus Kunst, Wissenschaft und Politik setzen sich stark für den Erhalt der Gebäude ein. Mit der Ausstellung „Suddenly Wonderful – Zukunftsideen für Westberliner Großbauten der 1970er Jahre“ zeigt die Berlinische Galerie ab Donnerstag, 25. Mai 2023 etwa 150 Fotos, Visualisierungen, Baudokumente und Filme besagter Megastrukturen. Der Bestand als erhaltenswerte Ressource steht im Fokus: Neben der reinen Dokumentation der Gebäude werden zeitgenössische Interpretationen und Lösungsansätze Berliner Büros präsentiert.
Eröffnung: Donnerstag, 25. Mai 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 26. Mai bis 19. September 2023
Ort: Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Alte Jakobstraße 124 – 128, 10969 Berlin
Zum Thema:
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Lassie | 25.05.2023 11:56 UhrUtopie in Westberlin
so spießig wie das ICC im Inneren oder der Bierpinsel oder die unsäglichen U-Bahnstationen konnte nur der Westen von Berlin sein. Da war ja der Osten mit Fernsehturm und tschechischer Botschaft geradezu Avantgarde. Und dieser Architekturmüll (einschl. Mäusebunker) soll erhalten werden? Und die Ausstellung zeigt hoffentlich mehr als diese 'kreativen' Einfallspinsel von Craft mit den Hubschraubern über dem ICC. Zum Beispiel die Rostlaube der FU oder die Entwürfe zum Wettbewerb des Kulturforums. Da wäre schon damals locker ein Centro Berlino drin gewesen. Die Bilder laden jedenfalls nicht zum Museumsbesuch ein.