Seit Anfang des Jahres stehen die Zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität und das ehemalige Institut für Hygiene und Mikrobiologie in Steglitz im Rampenlicht der Berliner Denkmaldebatte. Denn die beiden wegweisenden Bauten von Gerd und Magdalena Hänska beziehungsweise Hermann Fehling und Daniel Gogel, die heute Teil der Charité sind, stehen zur Disposition. Der Grund: Die Charité möchte bauen und da scheint gerade der brutalistisch-sperrige „Mäusebunker“ im Weg zu stehen.
Eine Petition zum Erhalt der Gebäude mit derzeit über 7.000 Unterstützer*innen hat bereits für einigen Wirbel gesorgt. Unter anderem meldeten Arno Brandlhuber und Galerist Johann König Interesse an, den Mäusebunker zu übernehmen und einer kulturellen Nutzung zuzuführen. Noch wichtiger aber ist, dass sich durch das enorme Medienecho das Landesdenkmalamt, der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Kultursenator Klaus Lederer des Themas angenommen haben und sich für den Erhalt der Häuser einsetzen. Verbindlich ist noch nichts, doch ein offener Ideenwettbewerb wurde in Aussicht gestellt.
Vor diesem Hintergrund zeigt die Berliner BDA Galerie ab morgen, Samstag 5. September 2020 die von Ludwig Heimbach kuratierte Ausstellung „Mäusebunker & Hygieneinstitut: Versuchsanordnung Berlin“. Heimbach hat die Galerie in ein „Studierzimmer“ mit historischen und zeitgenössischen Materialien verwandelt. Neben aktuellen Fotografien Kay Fingerles aus den öffentlich nicht zugänglichen Räumen des Mäusebunkers sind auch Originalmaterialien aus den Nachlässen der Architekt*innen sowie künstlerische Interpretationen von Lothar Hempel, Julian Rosefeldt und Farao/Irrum zu sehen.
Begleitend zur Ausstellung gibt es am Sonntag, 13. September 2020 um 12.30 Uhr ein Screening des Films „Mäusebunker“ im Kino Filmkunst 66 sowie am Dienstag, 29. September um 18 Uhr im Hygieneinstitut eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Zu wahr, um schön zu sein? (Un)möglichkeiten der Weiternutzung von Mäusebunker und Hygieneinstitut“. Für beide Veranstaltungen ist eine vorherige Anmeldung über www.bda-berlin.de verpflichtend.
Eröffnung: Samstag, 5. September 2020, 13–18 Uhr
Ausstellung: 5. bis 22. Oktober 2020
Ort: BDA Galerie Berlin, Mommsenstraße 64, 10629 Berlin
Zum Thema:
Anmeldung und Infos zur Ausstellung, Film und Podiumsdiskussion: www.bda-berlin.de
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Voyrinx | 07.09.2020 21:04 UhrMäusebunker muss weg
Das Hygieneinstitut kann man gut erhalten, aber der Mäusebunker ist einer der Baukatastrophen, die man praktisch nicht retten kann. Ein funktionalistischer Bau, der funktional gescheitert ist: Baukosten mehr als vervierzigfacht, ein oberirdischer Bunker, der unter sehr hohen Betriebskosten nichts anderes kann. Ein Umbau, womöglich unter Denkmalauflagen, wäre ein extrem teures Unterfangen für bis zu 100 Millionen. Und wofür? Für Forschungszwecke wäre es mittelmäßig und für andere Zwecke ist der Platz zu schade. Da ist abreißen und neu bauen einfach besser und auch billiger - ein Indiz dass das "Graue Energie" Argument auch nicht gilt.
Anders gesagt: 1) Die Charite braucht den Platz für die Forschung. 2) In der Nachbarschaft ist kein Ersatz. 3) Umbau und Weiterbetrieb ist extrem teuer und entspricht nicht modernen Anforderungen.
Daraus folgt: das Gebäude muss weg.