Werden am Berliner Moritzplatz bald die 100 Meter hohen XBerg Towers als „Vertical Village“ und „imposante Landmarke eines facettenreichen Stadtviertels“ in den Himmel ragen? Ein großes Bauschild, professionelle Renderings und eine Pressmitteilung des „preisgekrönten Büros Sundberg & Partners“ und der „CC Real Estate“ kündigen hier jedenfalls zwei kinetisch-fließende 16-Geschosser mit begrünter Aluminium-Glas-Fassade und innovativer Mischnutzung an, Baubeginn 2018.
Aber keine Angst, Sie haben nichts verpasst – denn hinter Sundberg & Partners verbirgt sich der Künstler Raul Walch. Sein fiktives Bauvorhaben ist Teil der Ausstellung „Perfect Match“, die diesen Freitag, 2. März 2018 im Kunstraum SCHAU FENSTER, einem ehemaligen Schauraum für Wasseramaturen, in unmittelbarer Nähe des Moritzplatzes eröffnet. Seit 2010 dient der lediglich aus 25 Meter Wand und 25 Meter Fensterfront bestehende Raumschlauch als Forum für zeitgenössische Kunst und Kultur unter Leitung des Musikers und Autors Jan Kage.
Die von den Kuratorinnen Lena Fließbach und Hannah Beck-Mannagetta konzipierte Ausstellung „Perfect Match“ nutzt den Raum nicht nur als Präsentationsort, sondern macht ihn und seine Umgebung zum Thema. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Kausalkette, in der Orte im innerstädtischen Bereich von der Zwischennutzung zum Gentrifizierungsmotor und irgendwann zum Gentrifizierungsopfer mutieren, erweitern und kommentieren die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler die räumlichen und sozialen Besonderheiten des SCHAU FENSTERs in seinem Interimszustand zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Gezeigt werden ausschließlich ortsspezifische Arbeiten, viele von ihnen mit explizitem Architekturbezug. Christof Zwiener beispielsweise wird eine Fadeninstallation mit dem Titel „Der Gedanke des Architekten II“ zeigen, Sinta Werner eine ihrer täuschend echten und zugleich aufwändig konstruierten Raumverschiebungen. Tilmann Wendland greift in die Kubatur des Raumes ein, Lisa Tiemann wiederum nimmt den brüchigen Bodenbelag als Ausgangspunkt für neue Keramikobjekte. Darüber hinaus werden Arbeiten von Ahu Dural, Eliana Heredia, Wolf von Kries, Martin Maeller, Agnieszka Szostek, Eric Winkler, Maria Wallace sowie eine Performance von Kym Ward zu sehen sein.
Eröffnung: Freitag, 2. März 2018, 19 Uhr
Ausstellung: 3. bis 26. März 2018
Ort: SCHAU FENSTER, Raum für Kunst, Lobeckstraße 30-35, 10969 Berlin
Die Arbeiten sind von außen zu sehen. Der Raum selbst ist jedoch nur zur Vernissage, zu Veranstaltungen und nach Rücksprache mit den Kuratorinnen begehbar: hannah.lena.curating@gmail.com
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