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04.07.2013
Torre David
Ausstellung in Berlin
Wer nicht auf der letzten Architekturbiennale war, darf sich freuen – die wirklich guten Ausstellungen gehen auf Wanderschaft. Nachdem die Berliner Aedes Galerie bereits die „Commons Pavillons“ von Diener & Diener gezeigt hat, kommt nun der nächste Biennale-Nachschlag. Die Ausstellung „Torre David – Informal Vertical Communities“ ist eine Adaption und Weiterentwicklung der Installation von Urban-Think-Tank über den gleichnamigen Turm, die 2012 auf der Biennale in Venedig präsentiert und mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.
45 Etagen gestapeltes Leben im Rohbau abseits gesellschaftlicher, legaler und baulicher Normen: der Torre David ist ein vertikaler Slum. Über ein Jahr lang haben Alfredo Brillembourg, Hubert Klumpner und Justin McGuirk haben mehr als ein Jahr lang die räumliche und soziale Organisation vor Ort untersucht.
2007 wurde der nie fertiggestellte Büroturm, entworfen von dem einheimischen Architekten Enrique Gómez, besetzt, quasi umgenutzt und illegal in Betrieb genommen. Heute findet man in der pränatalen Ruine u.a. Marktstände, Bars, einen Friseursalon, ein Fitnessstudio, Ärzte und eine Autowerkstatt. 192 Meter ist der Turm an seinem höchsten Punkt und damit das dritthöchste Gebäude in Venezuela. 1993 verstarb der Besitzer des Bauprojekts, 1994 kam mit der venezolanischen Finanzkrise der Baustopp. Der Torre David wurde in unfertigem Zustand zurückgelassen, bis er nach langem Leerstand eine neue Bestimmung fand. Heute lebt in der Hochhaus-Bauruine eine Kommune von rund 3.000 Menschen – ohne offizielle Genehmigung.
Die Situation in Caracas wirft viele Fragen auf, die vielleicht nie beantwortet werden können. Urban Think Tank machen mit ihrer Studie „Torre David Gran Horizonte“ nicht nur auf den Fall aufmerksam und die Problematik wahrnehmbar, sondern suchen nach einem Umgang, neuen Möglichkeiten und Potentialen. Schließlich ist der Torre David auch kein abenteuerlicher Einzelfall. Wenn Städte wachsen, bilden sich immer Grenzen, die entweder ein- und ausschließen. Über 60 Prozent, also mehr als die Hälfte der Bewohner von Caracas leben in den Barrios, den Slums, den informellen Siedlungen – wie es politisch korrekt heißt. Besetzte Häuser findet man in allen Städten, selten jedoch in diesem Maßstab.
Bei Aedes wird das Projekt in einem erweiterten Format präsentiert und zeigt neue Forschungsergebnisse über die Schnittflächen zwischen vertikalen und informellen Gemeinschaften. Die Ausstellung präsentiert eine Vision. Brillembourg und Klumpner richten einen Aufruf an alle Architektenkollegen in den informellen Ansiedlungen der Welt ein Potential für Innovation und als Experimentierfeld zu sehen mit dem Ziel, Gestaltung im Dienste einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft einzusetzen.
Zur Eröffnung sprechen:
- Alfredo Brillembourg, ETH Zürich/ Urban-Think Tank
- Hubert Klumpner, ETH Zürich/ Urban-Think Tank
- Kristin Feireiss, Aedes Berlin
Eröffnung: Freitag, 12. Juli 2013 18.30 Uhr
Ausstellung: 12. Juli bis 29. August 2013, Di-Fr 11-18.30 Uhr, Sa-So 13-17 Uhr
Ort: Aedes Am Pfefferberg, Christinenstraße 18-19, 10119 Berlin
Die Publikation zum Projekt „Torre David - Informal Vertical Communities“ ist bei Lars Müller Publishers erschienen; alle Fotos von Iwan Baan.
Zum Thema:
www.aedes-arc.de
Ein Interview mit Urban-Think-Tank zum Torre David im Baunetz-TV
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